Warum das KGV allein nicht reicht: Auf den Kontext kommt es an!
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Stell dir vor, Du gehst auf den Wochenmarkt und willst Äpfel kaufen. Du siehst 2 Stände: Einer verlangt 10 € für ein Kilo Äpfel, der andere nur 5 €. Welcher ist teuer? Welcher ist günstig? Ganz einfach: Du vergleichst den Preis mit dem, was du bekommst. Genauso funktioniert das auch an der Börse, nur dass es dort nicht um Äpfel, sondern um Aktien geht. Und das P/E-Verhältnis (Price-to-Earnings-Ratio) hilft dabei, den Preis einer Aktie ins Verhältnis zum Gewinn des Unternehmens zu setzen.
Auf den ersten Blick erscheint das simpel: Man teilt den aktuellen Aktienkurs durch den Gewinn pro Aktie und erhält eine Zahl. Doch diese Zahl ist weit mehr als ein mathematischer Quotient, sie ist ein Spiegelbild von Erwartungen, Hoffnungen, Ängsten und auch Täuschungen am Markt.
Im Kern drückt das KGV (P/E-Ratio) aus, wie viel ein Anleger bereit ist, für einen Euro Gewinn zu zahlen. Wer eine Aktie mit einem KGV von 20 kauft, investiert also 20 Euro für jeden Euro, den das Unternehmen aktuell erwirtschaftet. Damit sagt das KGV jedoch nicht nur etwas über den aktuellen Gewinn aus, sondern auch darüber, wie der Markt die Zukunft dieses Unternehmens einschätzt. Ein niedriges KGV wirkt auf viele wie ein Schnäppchen, es suggeriert, dass man viel Gewinn für wenig Geld bekommt. Doch häufig steckt hinter solchen vermeintlich günstigen Bewertungen ein Grund: Vielleicht ist das Unternehmen in Schwierigkeiten, kämpft mit sinkenden Umsätzen oder einer schwachen Bilanz. Oder es handelt sich um eine zyklische Branche, in der die Gewinne stark schwanken, in guten Zeiten sehen solche Firmen plötzlich günstig aus, obwohl das Gewinnniveau gar nicht nachhaltig ist.
Ein hohes KGV wiederum wirkt auf viele teuer, doch genau hier liegt oft das Missverständnis. Denn ein hoher Multiplikator kann sehr wohl gerechtfertigt sein, wenn das Unternehmen stark wächst, neue Märkte erschließt oder Skaleneffekte realisiert. In solchen Fällen bezahlt der Anleger nicht für den heutigen Gewinn, sondern für die Aussicht auf steigende Gewinne in der Zukunft. Gerade bei Technologieunternehmen, Softwarefirmen oder Plattformmodellen ist das oft der Fall. Ihre Gewinne sind heute noch vergleichsweise niedrig, aber ihr Geschäftsmodell erlaubt starkes Wachstum mit hoher Marge. Das KGV ist hier nicht überhöht, sondern spiegelt eine Wachstumserwartung wider. Doch genau diese Dynamik macht das KGV so tückisch. Es lebt vom "G", dem Gewinn. Und dieser ist nicht immer das, was er scheint. Bilanzierungsspielräume, Einmaleffekte, steuerliche Sondereinflüsse oder schlicht bewusste "Gewinnkosmetik" können das Bild verzerren. Ein Unternehmen kann durch den Verkauf von Tochterfirmen oder Immobilien seinen Gewinn einmalig in die Höhe treiben. Das KGV sinkt dadurch künstlich und wirkt attraktiv. Doch im Folgejahr fehlen diese Effekte und der vermeintliche Schnäppchenpreis entpuppt sich als Illusion. Umgekehrt kann ein Unternehmen durch hohe Investitionen, Abschreibungen oder Umstrukturierungen einen niedrigeren Gewinn ausweisen, obwohl das Geschäftsmodell kerngesund ist. Das KGV wirkt teuer, doch tatsächlich ist das Unternehmen unterbewertet.
Besonders problematisch wird das KGV, wenn es auf Unternehmen in unterschiedlichen Lebensphasen angewendet wird. Bei Startups oder Firmen in der frühen Wachstumsphase, die noch Verluste schreiben oder gerade erst die Gewinnzone erreichen, hat das KGV kaum Aussagekraft. Denn der Nenner der Formel, der Gewinn, ist entweder negativ, volatil oder durch Sondereffekte verfälscht. In diesen Fällen kann ein scheinbar absurdes KGV von 200 oder mehr auftauchen, was aber nichts über die Qualität der Aktie aussagt. Erst in späteren Phasen, wenn das Unternehmen stabile Margen erwirtschaftet, operative Hebel greifen und der Cashflow wächst, wird das KGV zu einem verlässlichen Bewertungsinstrument.
Auch das makroökonomische Umfeld spielt eine große Rolle. In Zeiten niedriger Zinsen sind hohe KGVs normal, weil alternative Anlageformen wie Anleihen wenig attraktiv sind. Steigen die Zinsen, sinkt der Barwert zukünftiger Gewinne und damit die Bereitschaft, hohe Multiples zu zahlen. Das erklärt, warum Wachstumsaktien bei Zinswenden oft stark unter Druck geraten. Das KGV reagiert also nicht nur auf Unternehmenszahlen, sondern auch auf die Stimmung und Rahmenbedingungen des Marktes.
Wer das KGV nutzen möchte, sollte es deshalb nie isoliert betrachten. Erst im Vergleich entfaltet es seine Aussagekraft. Ein KGV von 25 kann bei einem Softwareunternehmen günstig sein, bei einem Energieversorger jedoch hoch. Der Branchenkontext ist entscheidend. Noch aufschlussreicher ist der historische Vergleich: Wo lag das KGV dieser Aktie in den letzten 5 oder 10 Jahren? Ist sie aktuell teurer oder günstiger bewertet als in der Vergangenheit? Eine weitere Hilfsgröße ist das PEG-Ratio, also das Verhältnis von KGV zu Gewinnwachstum. Es hilft dabei, hoch bewertete Unternehmen einzuordnen. Denn ein Unternehmen mit einem KGV von 30 und einem Gewinnwachstum von 30% wirkt plötzlich nicht mehr teuer . Das PEG liegt bei 1, was in vielen Fällen als fair gilt.
Am Ende bleibt das KGV ein wertvoller Kompass , aber kein Navigationssystem. Es zeigt die grobe Richtung, aber nicht die Details des Terrains. Wer es richtig nutzt, kann fundamentale Überbewertungen oder Unterbewertungen erkennen. Wer sich jedoch nur an der Zahl orientiert, ohne das Geschäftsmodell, die Bilanzqualität, die Wachstumsperspektiven und das Marktumfeld zu analysieren, tappt schnell in die Bewertungsfalle. Ihr merkts, ich möchte Euch diese Kennzahl nicht madig machen, aber wie auch in der technischen Analyse ergibt sich ein gutes Prognoseergebnis durch Kombination verschiedener Instrumente und das Zusammenführen verschiedenster Informations-Puzzlesteichenchen zu einem größeren Mosaik.
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