Wissensartikel
12:40 Uhr, 22.07.2025

Daniel Kahneman: "Schnelles Denken, langsames Denken"

Schnell vs. gründlich: Alltägliche Routinen laufen auf Autopilot, doch komplexere Herausforderungen erfordern bewusstes, fokussiertes Nachdenken für bessere Ergebnisse.

Wichtig für Anlageentscheidungen, wichtig meines Erachtens gerade auch fürs Trading. Langsames Denken und zeitlicher Abstand ermöglichen besser das Ausklammern von Emotionen, was bei Anlageentscheidungen essentiell ist.

Daniel Kahneman "Thinking, Fast and Slow". Ein Buch, das seine großteils gemeinsam mit Amos Tversky durchgeführten Forschungen aus mehreren Jahrzehnten zusammenfasst. Es beschreibt die Prozesse, wie Zeit und Geschwindigkeit des Denkens unsere Entscheidungsfindung prägen und welche systematischen Fehler daraus resultieren können. Im Mittelpunkt steht die Unterscheidung zweier Denkmodi: System 1, das schnelle, automatische, intuitive Denken, und System 2, das langsame, bewusste, reflektierte Denken.

System 1 operiert unbewusst und bedient sich sogenannter Heuristiken, also mentaler Abkürzungen. Es spart Energie und erlaubt schnelle Reaktionen, was evolutionsbiologisch von Vorteil war, führt aber oft zu Denkfehlern, wenn komplexere oder ungewohnte Situationen vorliegen. Ein klassisches Beispiel sind intuitive Schätzungen oder schnelle Urteile über Wahrscheinlichkeiten, besonders unter Zeitdruck. System 1 ist da anfällig für "fehleranfällige kognitive Verzerrungen".

System 2 hingegen wird aktiv, wenn wir bewusst nachdenken, zum Beispiel bei mathematischen Problemen oder wichtigen, folgenschweren Entscheidungen. Dieses System verlangt Zeit, Konzentration und geistige Ressourcen. Kahneman beschreibt ausführlich, dass dieses "langsames Denken" insbesondere dann aktiviert wird, wenn die Situation neu, schwierig oder widersprüchlich ist. Das "Gesetz des geringsten Aufwands" sorgt dafür, dass wir lieber das schnelle, aber riskante System 1 nutzen.

Gerade bei bedeutenden Entscheidungen ist die Verfügbarkeit von Zeit ein zentraler Faktor: Stehen wir unter Zeitdruck oder empfinden Stress, bleibt unser Denken häufig auf der schnellen, intuitiven Ebene. Dadurch verstärken sich typische Entscheidungsfallen wie Selbstüberschätzung, Übergewichtung seltener Ereignisse, oder das Festhalten an einmal gefassten Meinungen. Kahneman beschreibt, dass entscheidende Verbesserungen nur möglich sind, wenn wir uns dieser Prozesse bewusst werden und gezielt Zeitfenster schaffen, in denen System 2 aktiviert werden kann. Das Verlangsamen des Denkens hilft, Fehler zu erkennen und bewusster gegenzusteuern.


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Wer mir dort noch nicht folgt, kann dies gerne (natürlich kostenlos) noch machen.

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