Kommentar
09:41 Uhr, 11.11.2020

Was Sie jetzt zu europäischen Banken und Bankaktien wissen müssen

Mit der Coronakrise gerieten Bankaktien erneut unter Druck. Die Kurse halbierten sich und bleiben im Vergleich zum Vorkrisenniveau tief im Minus. Trotzdem könnte in Bankaktien Wert liegen.

Erwähnte Instrumente

  • Banco Santander S.A.
    ISIN: ES0113900J37Kopiert
    Kursstand: 2,261 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Deutsche Bank AG
    ISIN: DE0005140008Kopiert
    Kursstand: 9,048 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Banco Santander S.A. - WKN: 858872 - ISIN: ES0113900J37 - Kurs: 2,261 € (XETRA)
  • Deutsche Bank AG - WKN: 514000 - ISIN: DE0005140008 - Kurs: 9,048 € (XETRA)

Seit 2007 ist nichts mehr wie es einmal war, zumindest für Bankaktien. Während der Finanzkrise verlor der Stoxx Banken Index über 80 %. Während sich der Euro Stoxx wieder erholen konnte – wenn auch nur langsam und mühsam – tendierten Bankaktien auf tiefem Niveau seitwärts. Mit der Eurokrise wurde das Tief aus 2009 wieder angesteuert. Das gleiche geschah 2016. Damals wurde der Einlagensatz noch weiter ins Minus gedrückt und die Einführung von QE hatte einige unerwünschte Nebenwirkungen. Per se müssen niedrige Zinsen für Banken kein Problem sein. Relevant ist die Zinsmarge. Diese setzt sich aus dem Zins zusammen, den Banken von ihren Kunden verlangen können und den Kosten für das Geld. Als es noch positive Zinsen gab und Banken keine Überschussreserven hatten, zahlten Banken den Leitzins, um sich zu finanzieren. Diese Kosten mussten von den Zinseinnahmen abgezogen werden. Vereinfacht ist das, was danach unterm Strich blieb, die Zinsmarge. Durch die Notmaßnahmen während und nach der Finanzkrise veränderte sich die Welt radikal. Der Leitzins sank auf 0 % und steht dort seit Jahren. Banken zahlen keine Zinsen mehr, wenn sie sich bei der Zentralbank Geld leihen. Dennoch fielen Bankaktien tendenziell dann, wenn der Zins weiter gesenkt wurde.Warum?


Das lässt sich mit einer weiteren Veränderung seit 2009 erklären. Geldpolitik, also die Festlegung der kurzfristigen Zinsen, wurde mit sehr knappen Reserven betrieben. Banken mussten sich über die Zentralbank finanzieren. Bis zur Finanzkrise lagen die Überschussreserven aller Banken in der Eurozone bei weniger als fünf Milliarden.

Mit Langfristrefinanzierungsgeschäften änderte sich das. Endgültig brachen die Dämme mit der Einführung von QE. Seither schwimmen Banken in Überschussreserven. Diese müssen sie bei der EZB parken und zahlen den negativen Einlagensatz. Dadurch wurde die Zinsmarge immer dünner.

Durch neues QE seit Beginn der Coronakrise und neuen Langfristrefinanzierungsgeschäften sind die Überschussreserven auf ein neues Rekordhoch gestiegen (Grafik 3). Der Einlagensatz steht zwar nur mit 0,5 % im Minus, doch bei 2,5 Billionen sind das 12,5 Mrd. an Zinsen, die jedes Jahr anfallen.


Das schmälert den Gewinn. Daher waren europäische Banken bisher keine Anlage, um die sich Investoren stritten. Die EZB hat das Problem erkannt. Inzwischen können sich Banken zu negativen Zinsen Geld leihen und nicht alle Überschussreserven werden mit negativen Zinsen belegt. Die Negativzinsen wurden durch die Hintertür wieder größtenteils abgeschafft.

Das hat Signalwirkung. Die EZB gesteht ein, dass die Zinsen nicht tiefer fallen können. Es dürfte für Banken also zukünftig nicht schlimmer werden. Für eine gute Performance reicht es natürlich nicht, wenn die Dinge nicht mehr schlimmer werden. Sie müssen schon besser werden. Die Chancen stehen dafür gar nicht so schlecht. Banco Santander verdiente im dritten Quartal fast zwei Milliarden und selbst die Deutsche Bank lieferte einen Gewinn ab.

Für die Ewigkeit sind Bankaktien nicht geeignet. Sie bieten mittelfristig jedoch einen gewissen Wert. Es ist einer der Sektoren, die besonders von einem Impfstoff profitieren dürften. Dann dürften Anleger anerkennen, dass sie in der Coronakrise überreagiert haben und die Kurse nun zu tief stehen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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