Kommentar
14:08 Uhr, 09.05.2019

Bank-Aktien: Sind diese Wertpapiere besser als ihr Ruf?

Aktien von Banken gelten in Deutschland immer noch als "toxisch". Wer über den Tellerrand schaut, sieht etwas anderes.

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Deutsche Bankaktien sind und bleiben vorerst nichts für schwache Nerven. Kaum in einem anderen Land sind Banken so günstig bewertet wie in Deutschland. Die Deutsche-Bank-Aktie kann man etwa zu 24 % des Buchwertes kaufen. Für einen Euro Buchwert zahlt man also nur 24 Cents.

Dass der Discount so hoch ist, hat natürlich Gründe. Seit Jahren gelingt es der Bank einfach nicht, richtig Geld zu verdienen. Anleger gehen langfristig davon aus, dass Buchwert über Verluste vernichtet wird. Anders ist der große Abschlag nicht zu erklären.

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Selbst bei so mancher italienischen Bank ist das weniger stark ausgeprägt. Unicredit-Aktien bekommt man mit einem Abschlag von 47 % auf den Buchwert.

UniCredit S.p.A.
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Viele europäische Bank-Aktien ähneln mehr dem Glücksspiel als einem Investment. In den USA ist das anders. Hier haben die Großbanken gerade erst wieder sensationelle Zahlen präsentiert. Bei JP Morgan jagt ein Rekordergebnis das nächste. Die Bank ist an der Börse 370 Mrd. wert, doch bei einem Gewinn von 9 Mrd. in einem Quartal ist das ein KGV von nicht einmal 10.

JPMorgan Chase & Co.
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Der Gesamtmarkt ist in den USA mit einem KGV von 20 bewertet. Der Bankensektor insgesamt hat ein KGV von 15 (Grafik 1). Das Langfrist-KGV, welches die vergangenen 10 Jahre berücksichtigt, steht bei 19.


Im Vergleich zu den letzten Jahren ist das günstig. US-Bankaktien sind praktisch wieder so günstig wie 2012. Zwischen damals und heute haben sich die Kurse verdoppelt. US-Großbanken sind wahre Geldmaschinen. Gekauft werden die Aktien trotzdem nur verhalten.

Das liegt vermutlich auch daran, dass der Aufschlag auf den Buchwert inzwischen wieder recht hoch ist (Grafik 2). Gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis sind die Banken nicht mehr so günstig. Man kauft die Aktien also nicht wegen eines Discounts auf den Buchwert, sondern wegen ihrer regelmäßigen Gewinne.


Das Kurs-Buchwert-Verhältnis des Gesamtmarktes liegt allerdings bei mehr als 3. Banken sind im Vergleich also immer noch interessant. Das hilft natürlich wenig, wenn Anleger weiterhin einen Bogen um den Sektor machen.

Das verhältnismäßig niedrige KGV und der geringe Aufschlag auf den Buchwert bieten ein gewissen Sicherheitspolster. Anleger bewerten Banken niedriger als vor der Krise. Sie trauen der Sache immer noch nicht so ganz. Das ist gar nicht so schlecht, da man die Aktien günstig haben kann.

Eine Schieflage wie 2008 ist so schnell nicht wieder denkbar. Anleger überschätzen das Risiko und unterschätzen, wie robust die Bilanzen und Ertragsquellen sind. Nicht zuletzt deswegen hinken BankAktien dem Gesamtmarkt noch hinterher. Die Korrektur Ende 2018 ist noch nicht ausgebügelt. Wer einen robusten Sektor sucht, der noch nicht wieder überbewertet ist, wird hier fündig.

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1 Kommentar

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Es gibt da eine nette Regel für Contrarians: Wenn eine Aktie ein "traumhaft günstiges" Kurs-Buchwert-Verhältnis aufweist, dann ist das ein lupenreines Warnsignal. Oftmals folgt der Alptraum nämlich auf dem Fuße...

    Hinzu kommt hier das "kleine Derivateproblem", das derzeit wohl niemand seriös beurteilen kann...

    20:39 Uhr, 09.05.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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