Kommentar
10:11 Uhr, 06.12.2023

Im Check: Dividendenaktien – Ja oder Nein?

Ich habe bisher (noch) keine Dividendenaktie in meinem Musterdepot. Ob sich das demnächst ändert, und warum (nicht), erfährst Du in der neuen Folge meiner Kolumne.

Erwähnte Instrumente

  • BNP PARIBAS EASY ESG Dividend Europe UCITS ETF Capitalisation - WKN: A2DU5H - ISIN: LU1615090864 - Kurs: 116,760 € (L&S)

Wenn es darum geht, die perfekte Aktie zu finden, ist die Dividende für viele Börseneinsteiger ein wichtiges Kriterium. Einmal investieren, und dann jedes Jahr ein paar Euro pro Aktie überwiesen bekommen. „Geschenktes Geld“ also? Achtung. Ganz so einfach ist es aber dann doch nicht.

Dividendenrendite im Fokus

Wichtiger als die absolute Höhe der Dividende ist die Dividendenrendite. Diese Kennzahl setzt die jährlichen Dividendenzahlungen ins Verhältnis zum aktuellen Marktpreis der Aktie.

Die Formel lautet:

Dividendenrendite = (Dividende pro Aktie / Aktueller Aktienkurs) x 100

Ein Beispiel: Stell Dir vor, Du besitzt Aktien eines Unternehmens, das eine jährliche Dividende von 2 EUR pro Aktie zahlt. Der aktuelle Aktienkurs beträgt 50 EUR.

Dividendenrendite = (2/50)x100 = 4 %.

Du kannst also aufgrund der Dividendenzahlungen eine Rendite von 4 % im Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs erwarten. Das Wort „aktuell“ ist wichtig. Denn steigt der Aktienkurs, fällt die Dividendenrendite, selbst wenn die Dividende stabil bleibt. Dafür steigt aber die Gesamtrendite des Investments (Total Return).

Oder anders gesagt: Beträgt der aktuelle Aktienkurs nicht 50 EUR, sondern 500 EUR, ist eine jährliche Dividende von 2 EUR pro Aktie gar nicht mehr so attraktiv. Die Dividendenrendite liegt dann nur noch bei 0,4 %. Steigt der Aktienkurs allerdings von 50 EUR auf 500 EUR ist das immerhin ein sattes Plus von 900 Prozent. Das aber nur am Rande. 😉

Eine besonders hohe Dividendenrendite kann auch ein Warnsignal sein. Das könnte schließlich der Fall sein, wenn der Aktienkurs stark gefallen ist, etwa aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten, einer Gewinnwarnung oder verfehlten Erwartungen.

Worauf Du bei Dividendenaktien achten solltest

Daher ist es wichtig, sich bei Dividendenaktien anzusehen, wie nachhaltig die Dividendenpolitik ist. Denn ein Unternehmen ist nicht dazu verpflichtet, eine Dividende zu zahlen. Die Höhe der Dividenden kann – im Gegensatz etwa zu festgelegten Zinszahlungen – schwanken.

Also schau Dir an:

  • Wie hoch ist die Dividendenrendite?
  • Wie war die Dividendenpolitik in der Vergangenheit? Also ob das Unternehmen die Dividende in der Vergangenheit gekürzt oder gar gestrichen, oder sie Jahr für Jahr angehoben hat.
  • Wie viel vom Jahresüberschuss wird als Dividende ausgeschüttet? Als Daumenregel für die sogenannte Payout Ratio gilt: Maximal 70 % des Überschusses sollte ein Unternehmen ausschütten.

Tipp: Mit unserem stock3 Aktien-Screener kannst Du Dir genau solche Aktien direkt anzeigen lassen. Die Screener-Vorlage „Dividenden-Champions" sucht nach Aktien mit einer relativ hohen Dividendenrendite, die ihre Gewinnausschüttung in den vergangenen sieben Jahren nicht gesenkt haben und bei denen die Payout Ratio darauf hindeutet, dass die Dividendentragfähigkeit gegeben ist.

Achtung: Die Payout Ratio sollte nicht zu hoch sein. Wenn es mal schlechter läuft, könnte die Dividende gekürzt werden. Außerdem steht bei einer zu hohen Ausschüttungsquote dem Unternehmen möglicherweise weniger Geld für Investitionen zur Verfügung – wie der Entwicklung von neuen Produkten und Technologien oder der Expansion in neue Märkte. Die künftigen Gewinne könnten also nicht mehr so stark steigen, was wiederum die Dividende in Gefahr bringen könnte.

Zinseszinseffekt in Theorie & Praxis

Ein Argument, das in Zusammenhang mit Dividenden häufig herangezogen wird, ist das sogenannte passive Einkommen. Man investiert gezielt in Unternehmen, die regelmäßig hohe Dividenden ausschütten. Man erzielt durch die Dividenden einen regelmäßigen Kapitalzufluss, den man direkt wieder investiert. Der Zins verzinst sich (Zinseszinseffekt).

In der Theorie ist das mit dem Zinseszinseffekt ein guter Plan. Hat man allerdings nur eine Handvoll Dividendenaktien im Depot, sieht das in der Praxis dann schon anders aus.

Ein Beispiel: Du hast drei unterschiedliche Dividendenaktien im Depot, die jeweils zu drei unterschiedlichen Terminen die Dividenden ausschütten. Das Geld kommt also zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten auf Deinem Konto an. Möchtest Du die Dividenden reinvestieren, musst Du also entweder zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten die Investitionen tätigen – was jedes Mal Gebühren kostet – oder Du wartest, bis Du alle Zahlungen zusammen hast. Je nachdem, wann die Ausschüttungstermine sind, liegt das Geld unverzinst auf Deinem Konto. Jede Dividendenzahlung musst Du außerdem versteuern.

Am Tag der Dividendenausschüttung kommt es bei Deiner Aktie zudem zum sogenannten „Dividendenabschlag“. Der Aktienkurs wird in der Regel um den Betrag der Dividende gesenkt.

Fazit: Einzelaktien nein, ETF ja

Ausschließlich die Höhe der Dividende oder der Dividendenrendite ist für mich – vor allem in Zeiten hoher Zinsen – kein Argument, eine Aktie zu kaufen. Ich werde daher keine spezielle Dividendenaktie in mein Musterdepot aufnehmen.

Der Zinseszinseffekt, den man mittels Dividenden erzielen kann, reizt mich dann aber doch. Dazu werde ich allerdings nicht auf Einzelaktien setzen, sondern auf einen Dividenden-ETF. Bei der Ausschüttungsart wähle ich thesaurierend. Das bedeutet, dass ausgeschüttete Dividenden automatisch reinvestiert werden.

Mein Musterdepot „Generation Aktie“ ist derzeit sehr US-lastig, weshalb ich mit diesem ETF gerne eine andere Region – in dem Fall Europa – abdecken möchte. Ich entscheide mich für den BNP Paribas Easy ESG Equity Dividend Europe (ISIN: LU1615090864), der eine hohe Dividendenrendite und die Nachhaltigkeit der Ausschüttungen berücksichtigt und die Werte nach ESG-Kriterien filtert. Im ETF sind größtenteils in Finanz-, Konsum-, Industrie- und Gesundheitstitel aus Frankreich, Deutschland und den Niederlanden enthalten. So schlage ich zwei Fliegen (Dividenden und Diversifizierung) mit einer Klappe.

Das Musterdepot, Nachrichten zu meinen Depot- und Watchlistenwerten und meinen persönlichen Stream findest Du auf meinem Expertendesktop im stock3-Terminal.

Hier verlinke ich Dir die bereits erschienenen Folgen meiner Kolumne „Generation Aktie“:

Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der stock3 AG in einer Geschäftsbeziehung stehen.

Bitte beachte: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

Offenlegung der Chefredaktion der stock3 AG wegen möglicher Interessenkonflikte

4 Kommentare

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  • ERTZ
    ERTZ

    bei den meist ganz tollen Renditen wird meist die fällige Steuer vergessen !

    17:52 Uhr, 11.12.2023
  • carancho
    carancho

    " Dividendenrendite = (2/50)x100 = 4 % "

    Mathematisch betrachtet (soll ja eine Formel sein!!) ziehts mir hier die Schuhe aus. Wo ist hier eine Gleichheit?

    Sorry!

    16:26 Uhr, 07.12.2023
  • derBasti
    derBasti

    Ein ETF mit 14Mio Größe? Überall wird empfohlen der ETF muss mindest 100Mio haben sonst droht die Liquidierung des ETF. Just my 2cents.

    12:30 Uhr, 06.12.2023
  • Orni99
    Orni99

    Ein Teil würde ich trotzdem als auschüttenden ETF machen , am besten ungefähr Höhe wie wie man Sparerpauschbetrag abdeckt, um diese jährlich zu nutzen und so ein kleinen teil Steuerfrei zu nutzen. Freie Kapital kann man auch neue Aktien oder kostenlosen Sparplan wieder anlegen. So mache ich es. Erhöhe so nicht unerheblich auch Anteile an ETF Dividende oder Ausschüttung auf Andere ETF Themen zum beispiel.

    11:02 Uhr, 06.12.2023

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