Kommentar
11:12 Uhr, 08.11.2023

Im Check: MSCI World in der Kritik – was ist dran?

Derzeit mehren sich kritische Stimmen am MSCI World. Also dem Index, in den viele Börseneinsteiger und auch fortgeschrittenere Anleger über einen ETF investieren. Ist die Kritik berechtigt?

Erwähnte Instrumente

  • iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) - WKN: A0RPWH - ISIN: IE00B4L5Y983 - Kurs: 77,162 € (L&S)
  • iShares Core MSCI Emerging Markets ETF - WKN: A1WZDE - ISIN: US46434G1031 - Kurs: 43,560 $ (Nasdaq Basic)
  • iN.Lyx.MSCI All Coun.Wld C-USD - WKN: SLA57P - ISIN: DE000SLA57P2 - Kurs: 278,59 € (Stuttgart)

Wie viele andere Privatanlegerinnen und Neu-Börsianer habe auch ich zu Beginn erstmal in einen ETF auf einen MSCI World-Index investiert. Die Idee: Breit gestreut und trotzdem mit nur einem Produkt in über 1.000 Unternehmen weltweit investieren.

Weltweit? Das stimmt nicht ganz. Und das ist einer der Kritikpunkte, die zuletzt immer wieder laut wurden: Der MSCI World sei geografisch zu eng aufgestellt.

Der MSCI World deckt nämlich nicht, entgegen seinem Namen, die ganze Welt ab, sondern nur die Industrieländer: Also die USA (der US-Anteil liegt bei 70%), Japan (6%), Großbritannien (4%), Frankreich (3%), Kanada (3%), usw.

Du kannst Dir merken: Enthalten sind im MSCI World die größten börsennotierten Unternehmen der Industrieländer. Und die kommen nun mal zum Großteil aus den USA.

Nicht enthalten sind – derzeit – möglicherweise aufstrebende Nationen wie China oder Saudi-Arabien oder Staaten aus Südamerika. Aber das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Denn ob diese Länder, und vor allem die Unternehmen aus diesen Ländern, in die man über einen ETF ja investieren würde, wirtschaftlich so viel erfolgreicher sind, das sei zur Diskussion gestellt. Konjunkturelle Risiken wie die steigenden Zinsen, und damit steigende Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen, gibt es schließlich überall. Die einen (finanzstarke Unternehmen aus Industrieländern) könnten sie möglicherweise leichter schultern.

Die steigenden Zinsen belasten die Aktienkurse rund um den Globus. Über die Zusammenhänge habe ich in dieser Folge meiner Kolumne geschrieben. Und auch beim MSCI World Index ging es jüngst nach unten: Die Performance des MSCI World sei zu schlecht, so die Kritik.

Zum 31.10. hat das Barometer auf Sicht von drei Monaten 9,2% an Wert verloren. Aber: Die „Schwesterindizes“ des Indexanbieters MSCI, der MSCI Emerging Markets (Schwellenländer, -12,1%) und der MSCI ACWI (Industrie- und Schwellenländer, -9,5%) sanken noch stärker. (Quelle: msci.com, Stand 31.10.)

In den vergangenen Tagen haben sich die Indizes wieder etwas erholt. Und seit Jahresbeginn steht auch noch immer ein ansehnliches Plus – zumindest beim MSCI World mit 11,79% und beim MSCI ACWI mit 10,63%. Der Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets trat mit einem halben Prozent Plus quasi auf der Stelle.

Für die Kursgewinne im MSCI World, die eher zu Jahresbeginn angefallen sind, sorgte größtenteils die durch den KI-Hype angetriebene Rally bei den US-Tech-Aktien. Das ist auch ein weiterer Kritikpunkt. Der MSCI World sei zu techlastig.

Der reine Blick auf die Zahlen zeigt: Da ist was dran. Die zehn größten Positionen im Index kommen insgesamt auf ein Gewicht von mehr als 20 Prozent:

  • Apple: 5,1%
  • Microsoft: 4,5%
  • Amazon: 2,3%
  • Nvidia: 1,9%
  • Alphabet A: 1,4%
  • Meta: 1,3%
  • Alphabet C: 1,3%
  • Tesla: 1,1%
  • UnitedHealth: 0,9%
  • Eli Lilly: 0,9%

Schaut man allerdings über dieses Fünftel hinaus, erkennt man: Der MSCI World besteht auch nicht nur aus den Tech-Aktien, sondern auch aus Finanztiteln (14,9%), Gesundheitswerten (12,6%), Industrieunternehmen (10,7%), und, und, und. Das klingt nach Diversifikation!

Fazit: Nur einen MSCI World ETF zu kaufen, das ist keine Anlagestrategie. Dieser Index dient idealerweise als Basisinvestment im Portfolio. Darüber hinaus kann man in andere Regionen, Sektoren oder Nischen investieren. Ein Beispiel: In meinem Musterdepot „Generation Aktie“ bespare ich neben einem MSCI World ETF auch einen separaten Schwellenländer-ETF. So kann ich die Chancen in den Emerging Markets nutzen, dessen Anteil aber individuell steuern.

Auch interessant: Mein Kollege Sascha Gebhard hat vor ein paar Wochen einen Beitrag über den MSCI World geschrieben. "Wer derzeit den MSCI World Index in Form eines gängigen Sparplans bedient oder als Einzelinvestment hält, gehört weiterhin zu den Königen der Geldanlage," schreibt er. Hier kannst Du den Artikel lesen.

Mein Musterdepot, Nachrichten zu meinen Depot- und Watchlistenwerten und meinen persönlichen Stream findest Du auf meinem Expertendesktop im stock3-Terminal.

Hier verlinke ich Dir die bereits erschienenen Folgen meiner Kolumne „Generation Aktie“:

Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der stock3 AG in einer Geschäftsbeziehung stehen.

Bitte beachte: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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Über den Experten

Floriana Hofmann
Floriana Hofmann
Teamlead Redaktion

Floriana Hofmann kam über Umwege an die Börse. Sie interessierte sich schon zu Schulzeiten für Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Finanzen und hatte den Traum, Journalistin zu werden. Nach ihrem Studium Publizistik- und Kommunikationswissenschaften begann sie ein Volontariat bei einem Börsen-Nachrichtenportal, wo sie im weiteren Verlauf ihrer Karriere unter Anderem als Redakteurin und Leitung Digital arbeitete. Dort lernte sie nicht nur das journalistische Handwerk, sondern auch alles rund um die Börse. Die Welt der Finanzmärkte faszinierte sie, und sie begann auch selbst zu investieren. Ihr Schwerpunkt liegt auf ETFs und US-amerikanischen und deutschen Aktien. Seit Juli 2023 ist sie als Teamlead Redaktion für stock3 tätig.

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