Kommentar
10:10 Uhr, 15.11.2023

Linde-Aktie im Check: Wasserstoff-Aktie, aber ohne Drama

Mit Wasserstoff-Aktien konnte man in diesem Jahr an der Börse kaum einen Blumentopf gewinnen. Mit einer Ausnahme: Die Linde-Aktie legte um mehr als 20 % zu.

Erwähnte Instrumente

  • Linde PLC
    ISIN: IE000S9YS762Kopiert
    Kursstand: 403,760 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Linde PLC - WKN: A3D7VW - ISIN: IE000S9YS762 - Kurs: 403,760 $ (NYSE)

Wasserstoff-Aktien sind gerade ein sehr heißes Pflaster. Vergangene Woche ist die Plug-Power-Aktie nach vernichtenden Zahlen und einer massiv verfehlten Prognose um mehr als 40 % abgestürzt. „Diese Zahlen sind eine Bankrotterklärung,“ schrieb mein Kollege Bastian Galuschka in diesem Artikel.

Und auch im Gesamtjahr läuft es bei Wasserstoff-Aktien generell eher bescheiden. Aber es gibt eine Ausnahme: die Linde-Aktie.

Ehemals eines der Schwergewichte im DAX, haben viele deutsche Anleger die Linde-Aktie nicht mehr so auf dem Schirm. Hintergrund: Linde gab 2016 die Fusion mit dem Konkurrenten Praxair bekannt, die 2018 abgeschlossen wurde. Daraufhin verlegte das einstige deutsche Traditionsunternehmen seinen Sitz nach Dublin. Das operative Tagesgeschäft wird aus dem englischen Guildford in der Nähe von London geleitet, nicht mehr aus München, wo das Unternehmen einst von Carl von Linde (1842-1934) gegründet wurde. Und dann verabschiedete sich Linde auch noch vom Finanzplatz Frankfurt. Im Februar dieses Jahres verschwand die Linde-Aktie vom deutschen Kurszettel und ist seitdem ausschließlich an der Börse in New York gelistet.

Ich werde – trotzdem, oder gerade deshalb, oder unabhängig davon – die Linde-Aktie in mein Musterdepot „Generation Aktie“ aufnehmen. Warum, das erfährst Du in der neuen Folge meiner Kolumne.

„Irgendwas mit Wasserstoff“

Aber was macht Linde eigentlich genau – außer „irgendwas mit Wasserstoff“? Der an der US-Börse gelistete Konzern vertreibt Industriegase und Prozessanlagen, die in unterschiedlichen Branchen eingesetzt werden, wie beispielsweise Chemie, Energie, Lebensmittel, Elektronik, Gesundheitswesen, Fertigung, Metalle und Bergbau. Den Großteil seiner Umsätze macht Linde in den USA.

Im Fokus steht die Förderung sauberer Energie, insbesondere im Bereich Wasserstoff. Linde ist an der Produktion und dem Transport von Wasserstoff beteiligt, derzeit zwar zum Teil noch aus Erdgas (grauer und blauer Wasserstoff). Künftig soll aber hauptsächlich sauberer grüner Wasserstoff aus Ökostrom hergestellt werden.

Zudem nutzt Linde Wasserstoff in verschiedenen Industriezweigen, darunter bei der Herstellung von Chemikalien, der Metallverarbeitung und der Elektronikproduktion. Außerdem entwickelt und implementiert Linde fortschrittliche Wasserstofftechnologien für Anwendungen bei der Mobilität oder industriellen Prozessen.

Solide Bilanz

Nun aber zu den Zahlen. Ende Oktober teilte Linde mit, seinen Quartalsgewinn zuletzt erneut gesteigert zu haben. So stieg der Gewinn je Aktie (EPS) zwischen Juli und September um 17 % auf 3,63 USD. Damit übertraf Linde auch die Erwartungen der Analysten von 3,57 USD.

Verfehlt hat der US-Konzern die Schätzungen allerdings beim Umsatz, der um 7 % im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 8,2 Mrd. USD gesunken ist. Grund sei die leicht gesunkene Nachfrage durch die schwächere Konjunktur.

Dennoch kann man Linde mit zu Recht als grundsolides Unternehmen bezeichnen. So arbeitete Linde im abgelaufenen Quartal beispielsweise effizienter als noch im Vorjahr. Die Umsatzkosten sanken per Ende September von 5,3 Mrd. USD auf 4,3 Mrd. USD. Und auch die bereinigte operative Marge verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,5 Prozentpunkte auf 28,3 %.

Und auch die Prognose für 2023 hob Linde an – wohlgemerkt bereits zum dritten Mal in diesem Jahr. Der EPS soll demnach im Gesamtjahr zwischen 14,0 USD und 14,1 USD (vorherige Spanne: 13,8 USD bis 14,0 USD) liegen. Das wäre ein Wachstum zwischen 14 % und 15 %.

Diese ordentlichen Geschäftszahlen, die Linde Quartal für Quartal abliefert, spiegeln sich auch an der Börse wider, genauer gesagt in der Bewertung. Das KGV liegt bei 33, damit aber im Einklang mit der Branche.

Linde: Dividendenaristokrat und Aktienrückkaufprogramm

Bei Linde gibt es neben der guten finanziellen Situation ein weiteres Schmankerl. In der Vergangenheit hat Linde seine Dividende kontinuierlich gesteigert. Der Traditionskonzern gilt sogar als Dividendenaristokrat. So werden Unternehmen genannt, die in 30 aufeinanderfolgenden Jahre ihre Ausschüttungen erhöht haben.

2023 liegt die Dividende in Summe bei 5,10 USD (Quartalsdividende jeweils 1,275 USD). Aber: Die Dividendenrendite liegt, auch aufgrund der hohen Kurse, bei läppischen 1,4 %. Das ist in Zeiten von vier Prozent Zinsen, die es derzeit allein schon fürs Geld rumliegen auf dem Tagesgeldkonto gibt, nicht wirklich viel.

Linde hat allerdings jüngst ein neues Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Weitere 15 Mrd. USD will der US-Konzern dafür ausgeben, eigene Aktien vom Markt zu nehmen. Mit den bereits genehmigten 2 Mrd. USD kann Linde so bis zu 17 Mrd. USD in eigene Papiere stecken.

Wenn ein Unternehmen Aktien zurückkauft, reduziert es die Gesamtanzahl der ausstehenden Aktien. Dies führt zu einem höheren EPS, selbst wenn der Gesamtgewinn des Unternehmens gleich bleibt. Ein höherer Gewinn je Aktie kann den Kurs steigern und somit die Rendite für die Aktionäre verbessern. Außerdem können Rückkäufe steuerlich vorteilhaft sein, insbesondere wenn die Alternativen, wie Dividendenzahlungen, höher besteuert werden.

Fazit: Mit Linde lege ich mir einen soliden Wert in mein Musterdepot, der aus eigener Stärke Zukunftsfelder wie Wasserstoff, saubere Energie und Co. abdeckt – und das ganz ohne die extrem hohen Risiken anderer Wasserstoffaktien.

Das Musterdepot, Nachrichten zu meinen Depot- und Watchlistenwerten und meinen persönlichen Stream findest Du auf meinem Expertendesktop im stock3-Terminal.

Hier verlinke ich Dir die bereits erschienenen Folgen meiner Kolumne „Generation Aktie“:

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Über den Experten

Floriana Hofmann
Floriana Hofmann
Teamlead Redaktion

Floriana Hofmann kam über Umwege an die Börse. Sie interessierte sich schon zu Schulzeiten für Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Finanzen und hatte den Traum, Journalistin zu werden. Nach ihrem Studium Publizistik- und Kommunikationswissenschaften begann sie ein Volontariat bei einem Börsen-Nachrichtenportal, wo sie im weiteren Verlauf ihrer Karriere unter Anderem als Redakteurin und Leitung Digital arbeitete. Dort lernte sie nicht nur das journalistische Handwerk, sondern auch alles rund um die Börse. Die Welt der Finanzmärkte faszinierte sie, und sie begann auch selbst zu investieren. Ihr Schwerpunkt liegt auf ETFs und US-amerikanischen und deutschen Aktien. Seit Juli 2023 ist sie als Teamlead Redaktion für stock3 tätig.

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