Kommentar
11:00 Uhr, 15.09.2023

Nvidia-Aktie im Check: Auf Wolke 7 oder in einer Blase?

Um mehr als 200 % ist der Kurs der Nvidia-Aktie in diesem Jahr schon gestiegen. Überhitzte Kurse oder nachhaltiges Wachstum?

Erwähnte Instrumente

  • NVIDIA Corp.
    ISIN: US67066G1040Kopiert
    Kursstand: 459,330 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • NVIDIA Corp. - WKN: 918422 - ISIN: US67066G1040 - Kurs: 459,330 $ (Nasdaq)

In den Jahren, in denen ich mich persönlich an der Börse engagiere, ist es mir schon ein paar Mal passiert, dass ich auf Hypes hereingefallen bin. Zuletzt im November 2021. Ich habe mir gedacht: „Ich muss jetzt unbedingt Bitcoin kaufen, das steigt noch auf 100k. Da muss ich dabei sein!!!“ Der Rest ist Geschichte. Ich bin ungefähr kurz nach dem Allzeithoch eingestiegen, und bin noch immer rund 50 % im Minus.

(Um meine Ehre zu retten: Ich habe auch schon oft den richtigen Einstiegszeitpunkt gewählt 😉 Darüber, über meine Top- und Flop-Aktien und meinen Investmentansatz habe ich mit meinem Kollegen Valentin Schelbert auch in diesem Webinar gesprochen.)

Seitdem habe ich mir angewöhnt, mich vor jedem Investment kurz zurückzunehmen und mir anzuschauen, ob ich nicht wieder einem Hype verfalle. Dazu betrachte ich folgende Punkte:

  • Überbewertung: Wenn das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auffällig hoch ist und nicht mit den tatsächlichen Erträgen und Wachstumsaussichten übereinstimmt.
  • Starke Kursanstiege in kurzer Zeit: Wenn der Kurs sehr schnell sehr stark steigt, ohne dass es durch fundamentale Verbesserungen im Unternehmen gerechtfertigt ist. Je steiler ein Kursanstieg, desto kürzer dauert er in der Regel.
  • Extreme öffentliche Aufmerksamkeit und Euphorie: Wenn die Aktie in den Medien stark präsent ist. Das führt oft dazu, dass auch Menschen, die sich zuvor wenig bis kaum mit der jeweiligen Aktie oder gar der Börse überhaupt beschäftigt haben, diese Aktie nun kaufen.
  • Breite Teilnahme am Markt: Wenn nicht nur die jeweilige Aktie stark zulegt, sondern auch viele andere Aktien aus der jeweiligen Branche – egal, ob die Unternehmen überhaupt profitabel sind, oder nicht.

In dieser Folge meiner Kolumne soll es um den KI-Profiteur Nvidia gehen. Die Aktie habe ich in mein Musterdepot aufgenommen, weil sie bei jungen Anlegerinnen und Anlegern besonders beliebt ist, und ich sie auch selbst für aussichtsreich halte. Kurz ein wenig Hintergrund zu Nvidia, bevor ich die Punkte aus der Checkliste auf Nvidia anwende.

Nvidia ist ein sogenannter „fabless chip designer“. Das bedeutet, der US-Konzern designt und entwickelt Chips, die dann andere Auftragsfertiger wie TSMC herstellen. Im Fokus stehen die leistungsstarken Grafikprozessoren (Graphic Processor Units, GPU). Der US-Konzern verkauft diese Chips (Hardwareprodukte) an Endkunden und Partnerunternehmen, bietet aber auch Softwarelösungen und Dienstleistungen an. Die GPUs wurden ursprünglich für die Gamingbranche entwickelt. Sie sind aber besonders gut für KI-Berechnungen geeignet, beispielsweise beim Ausführen komplexer KI-Algorithmen und beim Trainieren von neuronalen Netzen, bei dem immense Datenmengen verarbeitet werden müssen.

Die Margen bei diesen Chips sind extrem hoch. Die Produktion kostet pro Stück beim leistungsstarken KI-Chip H100 GPU laut der US-Investmentbank Raymond James rund 3.300 USD. Verkauft werden sie offenbar zu einem Preis zwischen 25.000 und 30.000 USD (Quelle: Tech-Journalist Tae Kim). Diese Chips sind in die sogenannte „grace hopper architektur“ eingebettet, wodurch Nvidia es schafft, noch mehr Rechenleistung aufs Parkett zu bringen. Nvidia verkauft die Chips dann in größeren Mengen an die Kunden. Die Unternehmen würden dadurch produktiver und (energie-)effizienter arbeiten können. Chef Jensen Huang beschreibt das Modell wie folgt: „Je mehr Chips Du kaufst, desto mehr sparst Du.“

Große Technologieunternehmen, Datenzentren und Cloud-Anbieter verwenden Nvidia-GPUs, um KI-basierte Dienste anzubieten. Kunden sind unter anderem Betreiber von großen Rechenzentren wie die Cloud-Anbieter AWS (Amazon), Azure (Microsoft) und Google. Nvidia ist nicht nur in den Bereichen KI und Gaming unterwegs, sondern entwickelt auch Technologien für andere aufstrebende Bereiche wie selbstfahrende Autos, Robotik, professionelle Grafikanwendungen, Cloud-Computing, und, und, und.

Hype oder kein Hype bei Nvidia?

Überbewertung? Das erwartete KGV 2024 von Nvidia liegt bei 43 (Quelle: stock3.com). 2023 lag diese Kennziffer noch bei 83. Das KGV sinkt also. Das dürfte daran liegen, dass die Erwartungen für die künftigen Gewinne extrem hoch sind: Im Geschäftsjahr 2022/23 machte Nvidia einen unverwässerten Gewinn pro Aktie von 1,74 USD – für das laufende Geschäftsjahr sind es schon 10,63 USD! (Quellen: EPS 2023 von Nvidia; Schätzungen von stock3.com). Ursprünglich wurden übrigens nur rund drei USD Gewinn pro Aktie in diesem Jahr erwartet. Für die kommenden Jahre stehen Werte von 15 USD (2025) und 17,6 USD (2026) im Raum.

Und auch die jüngsten Zahlen konnten sich sehen lassen. Im vergangenen Quartal stieg der Umsatz um 101 % auf 13,51 Mrd. USD im Vergleich zum Vorjahr zu. Erwartet worden waren nur 11,04 Mrd. USD. Im laufenden Quartal soll der Umsatz sogar bei 16 Mrd. USD einen neuen Rekord erreichen.

Einen genauen Blick auf die jüngsten Quartalszahlen liefern meine Kollegen Sascha Gebhard und Valentin Schelbert in ihren jeweiligen Artikeln.

Ist Nvidia also überbewertet?! Das ist die Frage aller Fragen. Geht man davon aus, dass die Gewinnschätzungen realistisch sind, die Nachfrage nach KI-bezogenen Chips auch weiterhin massiv ist, müsste man auch davon ausgehen, dass die Bewertung im Rahmen ist.

Starke Kursanstiege in kurzer Zeit: Wie vorhin bereits erwähnt, hat sich der Kurs seit Jahresbeginn nahezu verdreifacht. Zuletzt hat sich das Blatt aber gewendet. Seit Anfang September hat der Kurs rund sechs Prozent nachgegeben.

Nvidia-Aktie
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    Nasdaq
    VerkaufenKaufen

Eine Chartanalyse von meinem Kollegen Rene Berteit von Montag findest Du hier.

Extreme öffentliche Aufmerksamkeit: Seit dem Launch von ChatGPT Ende vergangenen Jahres ist die Künstliche Intelligenz in aller Munde. Und auch an der Börse ist die KI das Thema Nummer eins. Insbesondere die Nvidia-Aktie: Sie ist regelmäßig unter den meistgehandelten Aktien, die Umsätze in der Aktie sind seit Jahresbeginn deutlich gestiegen. Aber in der breiten Öffentlichkeit? In der Presse kann man schon recht viel zum Thema Künstliche Intelligenz lesen – aber dann meist mit Themen wie: Wie gefährlich ist die KI? Ist mein Job durch KI bedroht? Was kann ChatGPT alles? Und weniger bezogen auf die konkreten Unternehmen. Also: Extreme Aufmerksamkeit für Nvidia an der Börse? Ja! Aber auch in der Öffentlichkeit? Naja!

Breite Teilnahme am Markt: In diesem Jahr haben die Kurse vieler Aktien aus dem KI-Bereich deutlich zugelegt. Der Nasdaq CTA Artificial Intelligence Index, in dem Unternehmen aus dem KI-Sektor gebündelt sind, legte seit Jahresbeginn um 35 % zu. Der marktbreite MSCI World Index hingegen stieg nur um rund 15 %.

Mein Fazit: Es kommt darauf an. Einige Punkte, wie die starken Kursanstiege und die breite Teilnahme am Markt, könnten für eine Blase sprechen. Allerdings sind die Zukunftsaussichten für Nvidia, gerade durch KI, schon gut, weshalb ich die Nvidia-Aktie gerne in meinem Musterdepot habe.

Das Musterdepot, Nachrichten zu meinen Depot- und Watchlistenwerten und meinen persönlichen Stream findest Du auf meinem Expertendesktop im stock3-Terminal.

Hier verlinke ich Dir die bereits erschienenen Folgen meiner Kolumne „Generation Aktie“:

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Über den Experten

Floriana Hofmann
Floriana Hofmann
Teamlead Redaktion

Floriana Hofmann kam über Umwege an die Börse. Sie interessierte sich schon zu Schulzeiten für Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Finanzen und hatte den Traum, Journalistin zu werden. Nach ihrem Studium Publizistik- und Kommunikationswissenschaften begann sie ein Volontariat bei einem Börsen-Nachrichtenportal, wo sie im weiteren Verlauf ihrer Karriere unter Anderem als Redakteurin und Leitung Digital arbeitete. Dort lernte sie nicht nur das journalistische Handwerk, sondern auch alles rund um die Börse. Die Welt der Finanzmärkte faszinierte sie, und sie begann auch selbst zu investieren. Ihr Schwerpunkt liegt auf ETFs und US-amerikanischen und deutschen Aktien. Seit Juli 2023 ist sie als Teamlead Redaktion für stock3 tätig.

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