Aluminium: US-Strafzoll ohne Wirkung?
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Es hatte sich bereits angebahnt, nun ist es offiziell: Im Zuge des ersten Jahrestages der russischen Invasion der Ukraine Ende vergangener Woche hat die US-Regierung im Rahmen eines neuen Sanktionspakets gegen Russland angekündigt, ab dem 10. März einen Strafzoll in Höhe von 200 Prozent auf russische Aluminiumimporte zu verhängen. Dies wird die Importpreise derart stark erhöhen, dass der Schritt im Grunde genommen die Wirkung eines Importverbots haben wird, wie Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen, in der jüngsten Ausgabe von „Rohstoffe Aktuell“ schreibt.
Dass der Schritt für den Markt nicht überraschend gekommen sei, habe sich an der Reaktion des Aluminiumpreises gezeigt. Dieser habe kaum auf die Ankündigung reagiert, tatsächlich notiere der Preis (auf Basis des LME 3-Monats-Kontrakts) aktuell sogar niedriger als zuvor. Neben der Tatsache, dass die Pläne der Regierung bereits letztes Jahr bzw. konkreter Anfang dieses Monats, durchgesickert seien, werde auch die Tatsache, dass sich der Anteil der US-Importe von Aluminium aus Russland im vergangenen Jahr auf gerade einmal drei Prozent (laut Daten des US-Census Bureau) belaufen habe, als Grund für die verhaltene Marktreaktion genannt. Allerdings wäre sie vorsichtig, hieraus zu folgern, dass die Sanktionen keinerlei Auswirkungen hätten, so Nguyen weiter.
„Zwar mag der LME-Preis keine Reaktion zeigen, in den physischen Prämien ist aber durchaus ein Effekt abzulesen. Diese sind in den USA seit Anfang des Jahres bereits auf dem Vormarsch und ihr Aufwärtstrend hat zuletzt - wohl aufgrund der sich anbahnenden Sanktionen gegen russisches Aluminium - an Schwung gewonnen“, schreibt Nguyen.
Zudem betreffe der Importzoll nicht nur Aluminiumimporte aus Russland, sondern auch Importe von Aluminiumprodukten aus anderen Ländern, die russisches Aluminium beinhalteten. Insofern sei der Strafzoll weitaus weitreichender als Anfang des Monats noch suggeriert worden sei. Auch Partnerländer, die bislang für die Produktion noch auf russisches Aluminium zurückgegriffen hätten, würden damit zum Teil dazu gezwungen, ihre Importe anderweitig zu beziehen, heißt es weiter.
„Unsicher ist aber, wie groß das Ausmaß ist. Zwar ist China ein wichtiger Handelspartner der USA: Es hatte im vergangenen Jahr mit 15,5 Prozent den höchsten Anteil an den US-Importen von Aluminiumprodukten und lag damit sogar noch knapp vor Kanada, das der Top-Lieferant an Aluminium insgesamt an die USA ist. Allerdings ist China selber Produzent von Aluminium, tatsächlich sogar der weltweit führende mit einem Anteil von 60 Prozent an der globalen Aluminiumproduktion (auf Basis von Daten des International Aluminium Institute für das Jahr 2022). Insofern dürfte es den chinesischen Exporteuren nicht zwingend schwerfallen, auf russisches Aluminium - zumindest für den Export von Aluminiumprodukten - zu verzichten“, so Nguyen.
Darüber hinaus dürften viele (westliche) Unternehmen mittlerweile bereits freiwillig vom Kauf von Metallen aus Russland absehen. Darauf deute der steigende Anteil an Metallen russischen Ursprungs in den Lagerhäusern der Londoner Metallbörse LME hin. Bei (Primär-) Aluminium hätten diese Ende Januar 40 Prozent der Bestände ausgemacht, Anfang Oktober habe der Anteil noch bei rund 15 Prozent gelegen. Allerdings habe die LME darauf hingewiesen, dass sie weiterhin Abflüsse von russischem Metall sähe, was gegen einen weitreichenden Boykott spreche. Dies könnte sich jedoch nach dem Inkrafttreten des US-Strafzolls durchaus ändern, heißt es weiter.
„Auch könnte der Druck auf die EU steigen, ähnliche Sanktionen gegen Russland zu verhängen. So erklärt die US-Regierung die Maßnahme mitunter damit, die heimische Aluminiumindustrie, die unter den durch die russische Invasion der Ukraine ausgelösten Energiepreisschock zu leiden habe, unterstützen zu wollen. Laut Daten des IAI war die Aluminiumproduktion in Nordamerika im vergangenen Jahr zwar in der Tat zeitweise rückläufig, konnte sich ab Mitte des Jahres jedoch wieder erholen, so dass die Produktion zum Ende des Jahres nur marginal unter Vorjahresniveau lag“, so Nguyen.
In Westeuropa sehe die Entwicklung dagegen deutlich dramatischer aus, was angesichts der Tatsache, dass die Region weitaus abhängiger von Energieimporten aus Russland gewesen sei bzw. weitaus stärker unter hohen Energiekosten zu leiden habe, wenig überraschend sei. Der Druck auf die energieintensive Aluminiumindustrie in Europa werde laut einem großen europäischen Produzenten wohl auch dadurch erhöht, dass russisches Aluminium in Europa mit hohen Abschlägen verkauft werde, was Abwärtsdruck auf die Preise ausübe und somit die Margen drücke, heißt es weiter.
„Sollten europäische Unternehmen zunehmend auf Aluminium aus Russland - sei es aus Reputationsgründen oder Angst vor Sanktionen - verzichten, dürfte auch hier die physische Prämie steigen, zumal auch das Angebot aus China, wo die heimische Nachfrage nach der Aufhebung der Coronabeschränkungen anziehen sollte und somit einen Großteil der heimischen Produktion absorbieren dürfte, tendenziell fallen sollte“, so Nguyen.
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