Rohstoff-Superzyklus: Wie soll so die Energiewende gelingen?
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Berlin/London (Godmode-Trader.de) - In die derzeitige allgemeine Preisteuerung reihen sich auch zahlreiche Rohstoffpreise mit ein. So ist etwa der Preis für Nickel mit jüngst in der Spitze auf 24.400 Dollar pro Tonne und damit auf den höchsten Stand seit dem Sommer 2011 gestiegen. Seit 2007 sei Nickel nicht mehr so knapp gewesen wie jetzt, heißt es zur Begründung der Rally. Auch andere Industriemetalle zeigten im Januar bisher deutlichen Preisauftrieb. Aluminium verteuerte sich seit Mitte Dezember um temporär 20 Prozent, für Zinn werden seit September praktisch täglich neue Rekordpreise ausgerufen.
Zuletzt kamen die Preise zwar wieder etwas zurück: Doch dass sich die Notierungen jemals wieder nachhaltig und deutlich verbilligen, darf bezweifelt werden. Dies legt eine Studie des DIW Berlin nahe. Grund sei die Energiewende. Für den Bau von Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen seien große Mengen an Kupfer, für Elektromobilität viel Kobalt, Lithium und Nickel nötig, so DIW-Ökonom Lukas Boer. „Wenn wir davon ausgehen, dass die Nachfrage weiter stark zunimmt, dürften die Preise für Kupfer, Lithium, Nickel und Kobalt um das Jahr 2030 herum auf einen Höchststand steigen und dort auch über Jahre verharren“, erläutert Boer. „Damit würden sie ein Hindernis für die Energiewende darstellen.“
Der Wirtschaftsexperte spricht die Knappheit an, die die Industrierohstoffe schon jetzt auf mehrjährige Hochs getrieben hat. Das DIW geht davon aus, dass steigende Preise benötigter Metalle wie Kupfer, Lithium, Nickel und Kobalt sich als Bremsfaktor für die Transformation des Energiesektors erweisen könnten.
Öl ins Feuer goss zuletzt der bekannte Rohstoff-Experte von Goldman Sachs, Jeffrie Currie. Er bezeichnete jüngst Metalle als die größten Nutznießer des laufenden Rohstoff-Superzyklus, vor allem dank der Investitionen in Erneuerbare Energien. Laut Currie ist der Übergang zu sauberer Energie grundlegend, da fast alle Länder der Welt gleichzeitig CO2-freie Energieziele verfolgen, was besonders das Industriemetall Kupfer zu einem der wichtigsten Rohstoffe in diesem Zyklus macht. Currie hatte Kupfer bereits des Öfteren das neue Öl bezeichnet und darauf hingewiesen, dass es in den globalen Dekarbonisierungsstrategien absolut unverzichtbar sei. Bereits jetzt sei eine Kupferknappheit zu spüren.
Andere namhafte Experten teilen Curries Ansichten. Das Forschungsunternehmen Bloomberg New Energy Finance ist der Ansicht, dass die Energiewende den nächsten Rohstoff-Superzyklus vorantreiben wird. Bloomberg New Energy Finance schätzt, dass die globale Energiewende in den nächsten drei Jahrzehnten Investitionen in die Energieversorgung und -infrastruktur in Höhe von 173 Bio. Dollar erfordern wird (unter Zugrundlegung des Szenarios, dass bis 2050 voraussichtlich 85 Prozent Energiebedarfs durch Erneuerbare Energien gedeckt werden).
Für saubere Energietechnologien werden deutlich mehr Metalle benötigt wie für die konventionelle Energiegewinnung, die auf fossilen Brennstoffen basiert. Annahmen der Internationalen Energieagentur IEA zufolge dürfte sich der jährliche Kupferverbrauch in den kommenden 20 Jahren verdoppeln, der von Nickel mehr als verdreifachen und der von Kobalt versechsfachen, wie das DIW weiter ausführt. Bei Lithium sei die Steigerungsrate am höchsten: 2040 werde die Nachfrage voraussichtlich mehr als zwanzigmal so hoch sein wie heute. „Damit dürfte die Nachfrage bedeutend schneller wachsen als die anderer für die Energiewende notwendiger Metalle“.
Laut einer aktuellen Analyse von Eurasia Review könnten die Preise für Kupfer, Nickel, Kobalt und Lithium in einem globalen Netto-Null-Emissionsszenario für einen lang anhaltenden Zeitraum wiederholt neue Höchststände erreichen. „Wenn diese Entwicklung tatsächlich eintritt, würden die untersuchten Metalle künftig maßgeblich Inflation, Handel und die globale Wirtschaftsleistung beeinflussen“, sagt DIW-Ökonom Boer. „Auch wenn die Preise nicht so stark steigen, wie in der Analyse des Netto-Null-Emissionsszenarios: Entscheidend für die Energiewende sind klar kommunizierte politische Entscheidungen“, betont Boer. „Unsichere Perspektiven für regenerative Energien oder Elektroautos verhindern Investitionen etwa in die Metallförderung. Wir brauchen eine global koordinierte Klimapolitik, die Produzenten mehr Planungssicherheit gibt,“ so sein Appell.
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