Fundamentale Nachricht
11:59 Uhr, 01.07.2022

Deutschlands gefährliche Abhängigkeit von Rohstoffen aus dem Ausland

Deutschland ist bei vielen Schlüsseltechnologien unabänderlich von importierten Rohstoffen abhängig. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft VBW hat eine Studie über die Folgen eines Stopps der Erdgasimporte in Auftrag gegeben. Das Resultat ist niederschmetternd.

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In Autos stecken viele Rohstoffe und Vorprodukte. Bei den Leichtmetallen Aluminium und Magnesium etwa haben China und Russland besonders hohe Weltmarktanteile. Die Russische Föderation ist Lieferant der Edelmetalle Palladium und Platin, die man für Katalysatoren benötigt. Außerdem ist Stahl eine unerlässliche Ressource im Automobil- und Motorenbau. Eisenerz stammt oft aus verschiedenen Ländern wie China, Brasilien, Australien oder Indien. Bei speziellen Stählen mit Chrom, Titan oder Nickel als Bestandteilen ist die Abhängigkeit von bestimmten Förderländern noch höher.


Deutschland ist bei vielen Schlüsseltechnologien unabänderlich von importierten Rohstoffen abhängig, oftmals von einzelnen Lieferländern wie China. Dies zeigt auch eine Studie des ifo-Instituts. „Dringender Handlungsbedarf für krisensichere Lieferketten besteht bei neun kritischen Mineralien, das sind Kobalt, Bor, Silizium, Graphit, Magnesium, Lithium, Niob, Seltene Erden und Titan. Bei sieben der neun kritischen Rohstoffe ist China einer der größten Anbieter am Weltmarkt. Hier sind mehr Bezugs­quellen nötig, um die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen“, fasst Lisandra Flach, Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft, das Ergebnis der ifo-Studie im Auftrag der IHK für München und Oberbayern zusammen.

Lieferkettenstörungen sind laut der Studie bei den genannten Rohstoffen besonders problematisch, da alternative Quellen nur langfristig erschlossen werden könnten. Dies sei eine Lektion der jüngsten Versorgungsnotlagen im Zuge der Corona-Pandemie und geopolitischer Krisen wie dem Ukraine-Krieg. „Die sichere Rohstoffversorgung ist mit Blick auf das Gelingen der Energiewende und der Digitalisierung essenziell. Die Unternehmen müssen sich noch stärker als bislang um vielfältige und belastbare Lieferketten für kritische Rohstoffe kümmern“, sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäfts­führer der IHK für München und Oberbayern. Das gelte aber auch für die Bundesregierung und die EU-Kommission, da viele dieser Rohstoffe in autokratischen Ländern vorkommen und der direkte Bezug für den Mittelstand große geschäftliche und rechtliche Risiken bedeutet. „Die geplanten Lieferkettengesetze auf nationaler und europäischer Ebene erhöhen den Beschaffungsaufwand weiter und könnten ohne geeignete Maßnahmen der Politik die Marktdominanz und Abhängigkeit von Rohstoffhändlern außerhalb Deutschlands und der EU sogar noch erhöhen“, so Gößl weiter.

Rund 71 Prozent des Energiebedarfs kamen laut Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen 2021 aus dem Ausland. Bei Mineralöl betrug der Importanteil 98 Prozent, bei Erdgas 95 Prozent. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft VBW hat eine Studie bei der Prognos AG über die Folgen eines Stopps der Erdgasimporte in Auftrag gegeben. Das Resultat ist niederschmetternd. Das BIP würde um 193 Milliarden Euro schrumpfen und die Zahl der Arbeitslosen um 5,6 Mio. steigen.

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