Analyse
17:01 Uhr, 20.08.2020

USD/TRY: Türkische Notenbank zieht den Kopf vor Erdogan ein

Die türkische Zentralbank hat ihren Leitzins wie erwartet nicht angetastet. Angesichts des Verfalls der türkischen Lira und der hohen Inflation müsste die Notenbank ihre Zinsen laut Beobachtern eigentlich anheben.

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Die türkische Zentralbank hat heute ihren Leitzins nicht verändert. Der Leitzins bleibe bei 8,25 Prozent, teilte die Notenbank mit. Volkswirte hatten diese Entscheidung erwartet. Zuvor hatte die Notenbank den Zinssatz in einem fast ein Jahr lang währenden Lockerungszyklus von 24 Prozent auf den aktuellen Satz gesenkt. Bereits auf ihrer Sitzung am 25. Juni hatte die Notenbank die Zinsen aber nicht weiterzurückgenommen.

Angesichts der Schwäche der türkischen Lira und des starken Preisdrucks - die Jahresinflationsrate in der Türkei lag im Juli bei 12 Prozent - sollte die Notenbank ihre Zinsen laut Ökonomen eigentlich straffen. Doch gegen hohe Zinsen hat sich vor allem der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan stark gemacht. Den frühen Notenbankgouverneur Murat Cetinkaya hatte er kurzerhand seines Postens enthoben, weil dieser immer wieder auf die Unabhängigkeit der Zentralbank verwiesen hatte und die Zinsen nicht so schnell herunterschrauben wollte, wie Erdogan es verlangte.

Nach Einschätzung der Commerzbank-Ökonomin Esther Reichelt wäre es an der Zeit gewesen, die Zinsschraube anzuziehen:“"Nur mit einer offiziellen und signifikanten Leitzinserhöhung kann die Notenbank dem Markt beweisen, dass sie sich nicht scheut, die Zinsen auch entgegen Präsident Erdogans explizitem Wunsch zu erhöhen, wenn es ökonomisch gerechtfertigt ist, um die Lira zu stabilisieren und die Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits zu gewährleisten.“

Die türkische Lira fiel zuletzt auf Rekordtiefs zu Dollar und Euro. Nach der Zinssitzung gibt die Lira weiter nach. USD/TRY notierte zuletzt bei 7,3462 um 1,18 Prozent höher. Wenn der Kurs des Währungspaares steigt, bedeutet dies, dass die Lira im Vergleich zum Dollar nachgibt. Das Währungspaar USD/TRY trifft bei 6,88 auf ein breites Unterstützungsband. Der nächste markante Widerstand liegt am jüngst markierten Allzeithoch bei 7,4277.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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