Fundamentale Nachricht
10:34 Uhr, 21.10.2022

Kein Einlenken der türkischen Zentralbank - Lira reagiert kaum

Der kräftige Zinsschritt bewegte den Wechselkurs USD/TRY überraschenderweise nicht - gestern nicht und heute bis dato auch nicht. Ein Non-Event für die Märkte? Nein. Angesichts der lockeren Geldpolitik steht die Lira schon lange unter Druck. Im Handel mit dem US-Dollar bewegt sie sich in der Nähe des Rekordtiefs.

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Die Notenbank der Türkei (Türkiye Cumhuriyet Merkez Bankası, CBRT) senkte ihren Leitzins am Donnerstag deutlich stärker als erwartet um 1,5 Prozentpunkte auf 10,50 Prozent. Und dies trotz einer (offiziellen) Inflationsrate von 83,45 Prozent im September - so hoch wie zuletzt 1998. Eigentlich wären nach ökonomischer Lesart deutliche Zinserhöhungen nötig, um die wirtschaftlichen Aktivitäten abzukühlen und die Teuerung so in den Griff zu bekommen. Allerdings ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ein Gegner hoher Zinsen. Wiederholt hat er Druck, verbal und auch personell, auf die CBRT ausgeübt.

Auch im Rahmen der nächsten Sitzung am 24. November wollen die Währungshüter in Ankara gemäß der politischen Wünsche den Leitzins erneut um 1,5 Prozentpunkte senken. „Der Anstieg der Inflation wird durch die verzögerten und indirekten Auswirkungen steigender Energiekosten infolge geopolitischer Entwicklungen, durch Auswirkungen von Preisbildungen, die nicht durch wirtschaftliche Fundamentaldaten gestützt werden, sowie durch starke negative Angebotsschocks aufgrund des Anstiegs der weltweiten Energie-, Lebensmittel- und Agrarrohstoffpreise verursacht", erklärte Notenbank. „Der Ausschuss geht davon aus, dass der Disinflationsprozess auf der Grundlage der ergriffenen und entschlossen umgesetzten Maßnahmen zur Stärkung der nachhaltigen Preis- und Finanzstabilität sowie der Beilegung des anhaltenden regionalen Konflikts beginnen wird.“

Diese Argumentation hat die CBRT allerdings schon in früheren Sitzungen genannt, ohne dass sich am Inflationstrend etwas geändert hätte. Auch greift die Erklärung, dass es Inflationsgründe gibt, die außerhalb der Geldpolitik liegen, zu kurz: Die schwache Lira verteuert die Importpreise und treibt die Inflation damit zusätzlich an. Freilich kommen dazu die anhaltenden Probleme in den internationalen Lieferketten, die Vorprodukte teurer machen. Daneben zogen die Preise von Energie und Rohstoffen auch wegen des Ukraine-Krieges massiv an.

Der überraschend kräftige Zinsschritt nach unten bewegte die Türkische Lira überraschenderweise nicht - gestern nicht und heute bis zum späten Vormittag auch nicht. Ein Non-Event für die Märkte? Nein. Angesichts der sehr lockeren Geldpolitik steht die Lira schon lange unter Druck. Im Handel mit dem US-Dollar bewegt sie sich zudem in der Nähe des Rekordtiefs.

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