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13:01 Uhr, 04.07.2022

Türkei: Inflationsrate knabbert an 80 Prozent-Marke

In der Türkei zieht die Inflation auf sehr hohem Niveau weiter an. Die türkische Notenbank stemmt sich gegen die Entwicklung nicht mit Zinsanhebungen, sondern hat die Zinsen im vergangenen Jahr sogar gesenkt

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Der starke Inflationstrend in der Türkei setzt sich ungebremst weiter fort. Im Juni stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 78,6 Prozent, wie das Statistikamt am Montag mitteilte. Es ist die höchste Inflationsrate seit Herbst 1998. Im Vormonat hatte die Inflationsrate 73,5 Prozent betragen. Auf Monatssicht stiegen die Verbraucherpreise im Juni um knapp 5 Prozent.

Noch stärker ziehen die Erzeugerpreise an, die den Verbraucherpreisen teilweise zeitlich vorauslaufen. Sie stiegen im Juni um mehr als 138 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nach rund 132 Prozent im Vormonat. Die Erzeugerpreise liegen nun doppelt so hoch wie vor einem Jahr.

Das sind die offiziellen Zahlen. Die inoffiziellen sind noch dramatischer: Die in Istanbul ansässige Inflations-Forschungsgruppe Enag bezifferte die Teuerung für Juni im Jahresvergleich auf 175,55 Prozent, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet.

Grund für die aktuell stark steigenden Preise sind vor allem die steigenden Rohstoffpreise und der Kursverfall der Landeswährung. Nachdem der Lira-Kurs wegen der Zinssenkungen der Zentralbank im vergangenen September von 19 auf aktuell 14 Prozent eingebrochen war, stiegen zugleich die Preise schlagartig an. Nach gängiger ökonomischer Lehre kann eine nur eine Erhöhung der Zinsen der Inflation entgegenwirken. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan argumentiert hingegen, hohe Zinsen verursachten Inflation. Die Notenbank folgt inzwischen Erdogans Linie und verzichtete bislang auf Zinserhöhungen.

„Wie kann die Türkei die hohe Inflation und die Währungsabwertung in den Griff bekommen?“, fragt Cathy Hepworth von PGIM Fixed Income. „Dies ist eine große Herausforderung für Erdogan: Es formiert sich zum ersten Mal seit fast zwanzig Jahren eine glaubwürdige Opposition. Sie könnte ihn möglicherweise bei den Wahlen im nächsten Jahr herausfordern“.

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