Inflation in der Türkei klettert über 80 Prozent, Lira taumelt
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Die Geldentwertung in der Türkei nimmt weiter zu, allerdings verlangsamt sich die Geschwindigkeit. Die Jahresrate kletterte im August auf einen neuen 24-Jahres-Höchststand von 80,21 Prozent und blieb damit etwas hinter den Erwartungen des Marktes zurück.
Die Teuerung in der Türkei ist im Zeitraum seit September 2021, also seitdem die Zentralbank ihren Leitzins schrittweise um 500 Basispunkte auf 14 Prozent gesenkt hat, rasant angestiegen. Der Lockerungszyklus ist politisch gewollt, nur er bietet dem Inflationstrend zusätzlichen Rückenwind. Trotz der Warnungen, dass die Inflation hoch bleiben wird, senkte die Zentralbank in Ankara, die CBRT, die Zinsen im vergangenen Monat erneut - um weitere 100 Basispunkte auf 13 Prozent und begründete dies mit der sich abschwächenden Wirtschaft.
Am stärksten zogen die Preise den offiziellen Zahlen zufolge im August für Transport und Verkehr mit fast 117 Prozent an, Lebensmittel wurden um überdurchschnittliche 90 Prozent teurer. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im August um 1,46 Prozent, wie das türkische Statistikamt (TUIK) weiter mitteilte. Der Erzeugerpreisindex stieg im Vergleich zum Vormonat um 2,41 Prozent, was einem Anstieg von 143,75 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Allerdings werden die amtlichen Daten schon lange mit großer Skepsis aufgenommen. Von Ökonomen und der Öffentlichkeit in der Türkei wird die Rate der Geldentwertung auf das Doppelte geschätzt. Meinungsumfragen zeigen, dass etwa 50 Prozent der Türken glauben, die Inflation sei weit höher als die offiziellen Daten. Der Stratege von BlueBay Asset Management, Tim Ash, hegt ebenso Zweifel. „Ich glaube nicht mehr an die offiziellen (TUIK-)Zahlen. Es sieht nach Fantasie und Wunschdenken aus. Wie kann man Wirtschaftspolitik betreiben, wenn man den grundlegenden Wirtschaftsdaten nicht trauen kann?" schrieb Ash in einem Kommentar.
Die Regierung in Ankara macht für die hohe Inflation vor allem den Preisschock auf den Energiemärkten verantwortlich. Allerdings war der Anstieg der Inflationsrate schon vorher zu beobachten. Für Ökonomen ist dafür die ultralockere Geldpolitik der von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan abhängigen Zentralbank verantwortlich. Dieser will die Wirtschaft mit niedrigen Zinsen ankurbeln und nimmt dafür die hohe Inflation in Kauf. Finanzminister Nureddin Nebati sagte, dass die Türkei ihren „Kampf gegen die Inflation fortsetzt, ohne die Investitionen und die Produktion zu stoppen", während die großen Volkswirtschaften der Welt sich um eine Rezession sorgen, während deren Inflationswerte ebenfalls zunehmen.
Laut den am Sonntag veröffentlichten Regierungsprognosen erwartet die Türkei, dass die Inflation bis zum Jahresende auf 65 Prozent zurückgeht. Die Landeswährung bleibt derweil schwach. Die Lira hat dieses Jahr zum Dollar bereits 27 Prozent an Wert verloren, so viel, wie keine andere Währung eines Schwellenlandes. Am Montag kostet ein Dollar 18,22 Lira, vor einem Jahr waren es noch 8,31 Lira gewesen.
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