Kommentar
12:34 Uhr, 23.05.2023

Japan: Aktienmarkt mit besserer Perspektive als in Deutschland?

Der Dax hat geschafft, was japanischen Indizes noch nicht gelungen ist. Ein neues Allzeithoch wurde erreicht. Die Perspektiven sind in Japan dennoch besser.

Erwähnte Instrumente

  • Nikkei225
    ISIN: XC0009692440Kopiert
    Kursstand: 30.579,53 Pkt (TTMzero Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Nikkei225 - WKN: 969244 - ISIN: XC0009692440 - Kurs: 30.579,53 Pkt (TTMzero Indikation)

Am Freitag konnte der Dax ein neues Allzeithoch erreichen. Wie lange dies hält, bleibt abzuwarten. In Japan erreichten der Nikkei und Topix Index zwar kein neues Allzeithoch, aber immerhin ein neues Verlaufshoch. Beide Indizes stiegen auf den höchsten Stand seit 1990 (Grafik 1).

Der Nikkei steht nun noch 20 % und der Topix 25 % unter dem Allzeithoch zum Jahreswechsel 1989/90. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis Japan die Jahrzehnte der Stagnation und Deflation endgültig hinter sich lässt. Der Weg dorthin war steinig.

Die erste Phase des Aufschwungs am Aktienmarkt war ausschließlich auf die Geldpolitik zurückzuführen. Wertpapierkäufe der Notenbank, zusammen mit Null- und später Negativzinsen, werteten den Yen ab. Aktienmarkt und Yen-Verlauf waren praktisch nicht zu unterscheiden (Grafik 2).

Wer in dieser Zeit in den Nikkei investierte, hatte gegenüber anderen Indizes keinen Vorteil. Der Nikkei gewann zwar mehr als der Dax, doch wenn man die Gewinne von Yen in Euro umrechnete, lag die Performance auf ähnlichem Niveau. Seither hat sich das Blatt gewendet. Der Nikkei schlägt den Dax Kursindex währungsbereinigt.

Das Positivste der letzten Jahre ist die Erkenntnis, dass der Nikkei auch ohne kontinuierliche Währungsabwertung steigen kann. Doch was macht japanische Aktien plötzlich so interessant?

Der Exzess der 80er Jahre liegt lang zurück. Die Unternehmenswelt stand seither nicht still. Unternehmen haben nicht aufgehört, Kapital zu bilden. Es hat sich in den vergangenen 30 Jahren fast verfünffacht. Die Aktienkurse derselben Unternehmen stehen noch unter den damaligen Kursniveaus.

Wer japanische Aktien kauft, kauft viel Substanz in Form von Kapital (Grafik 3). Kapital und andere Assets sind nicht das einzige, das die Aktien interessant macht. Die Gewinne der Unternehmen wachsen stetig. Seit 2008 haben sie sich ungefähr verdoppelt. In Deutschland sind sie um 20 % gestiegen.

Japanische Unternehmen investieren viel in immaterielle Vermögenswerte (Grafik 4). Es sind vor allem diese Werte, die viele US-Unternehmen wertvoll machen und auf den ersten Blick überbewertet erscheinen lassen.


Zu guter Letzt ist der japanische Markt heute kaum höher bewertet als zum Tief der Finanzkrise. In den vergangenen 40 Jahren war der Markt in weniger als 5 % der Zeit tiefer bewertet. Deutschland bewegt sich im Durchschnitt der letzten Jahre.

Unternehmensgewinne steigen, die Bewertung ist niedrig, die Geldpolitik bleibt vorerst sehr locker, es wird investiert und der Deflationsgeist wird langsam ausgetrieben. Japan überwindet die Sklerose. Für Deutschland bin ich da weniger optimistisch.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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