Kommentar
19:00 Uhr, 25.11.2020

Aktienmarkt: Deflation zieht nach unten, Notenbanken schieben nach oben – wer gewinnt am Ende?

Auch in Zeiten von Nullzinspolitik und QE gelten bestimmte Gesetzmäßigkeiten weiterhin. Eine davon: Deflation zieht Aktien nach unten.

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  • Nikkei225 - WKN: 969244 - ISIN: XC0009692440 - Kurs: 26.296,86 Pkt (TSE)
  • USD/JPY - WKN: 965991 - ISIN: XC0009659910 - Kurs: 104,320 ¥ (FOREX)

Es gibt gute Gründe, weshalb die Deflation der große Feind der Notenbanken ist. Eine Wirtschaft in Deflation bewegt sich früher oder später auf eine andauernde Abwärtsspierale zu. Es beginnt bei den Schulden.

Deflation oder sinkende Preise haben einen problematischen Nebeneffekt. Wenn Güter und Dienstleistungen billiger werden, gibt es keinen Grund, die Löhne zu steigern bzw. sie nicht zu senken. Sinken die Preise und bleiben die Löhne gleich, würde die Kaufkraft steigen. Für Verbraucher ist das schön, für Unternehmen hingegen gibt es keinen Grund, niedrigere Preise auch in den Löhnen zu reflektieren.

Während die Löhne und am Ende auch die Wirtschaftsleistung sinken, bleiben die Schulden stehen wie sie sind. Ausstehende Schulden sinken nicht, nur weil die Preise fallen. Es wird schwieriger, Kredite zurückzuzahlen. Man muss einen höheren Prozentsatz des Einkommens aufwenden, um den Kredit zu bedienen, wenn der Lohn sinkt.

Das wirkt auf den Konsum. Weniger Einkommen steht zur Verfügung. Zusätzlich können fallende Preise auch dazu führen, dass Konsumausgaben aufgeschoben werden. Die Waren werden ja günstiger.

Japan befand sich lange Zeit in einer solchen Spirale. Davon blieb auch der Aktienmarkt nicht verschont. Verdienen Unternehmen immer weniger Yen, gibt es keinen Grund für steigende Kurse. Der Aktienmarkt fiel über 20 Jahre lang. Das war nicht nur der Deflation geschuldet. Der Markt kam aus einer Spekulationsblase. Hätte es hingegen weiter Inflation gegeben, wäre ein Überwinden einfacher gegangen und schneller gewesen.

Es überrascht daher nicht, dass der japanische Aktienmarkt und der Verbraucherpreisindex korreliert sind. Seit Beginn der "Abenomics" mit geldpolitischer Lockerung stieg die Inflation wieder. Auch der Aktienmarkt konnte zulegen (Grafik 1).

Nikkei225
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Inflation war ein Thema, die Währung ein anderes. Der Yen wertete ab. Unternehmen verdienten mehr Yen, wenn sie exportierten. Real verdienten sie zwar nicht mehr, aber nominal stiegen die Gewinne. Daher stiegen auch die Kurse (Grafik 2).
USD/JPY
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Die Währung und der Aktienmarkt sind bereits seit einiger Zeit entkoppelt. Nun kommt in Japan wieder Deflation hinzu. Das sind zwei Faktoren, die den Markt nach unten ziehen. Was dem Markt hilft, das sind Käufe der Notenbank. Die Bank of Japan kauft nicht nur Anleihen, sondern auch Aktien.

Diese Käufe ändern nichts daran, dass Deflation und Währung für sinkende Gewinne sprechen. Solange Anleger zumindest noch eine vage Verbindung zwischen Unternehmenswert und Gewinn sehen, kann die Notenbank soviel kaufen wie sie will, die Kurse können auf Dauer nicht steigen.

In diesen Monaten sehen wir ein Tauziehen zwischen Notenbank und den Gesetzmäßigkeiten, die für fallende Kurse sprechen. Wer gewinnt, ist noch offen. Persönlich glaube ich nicht, dass die Notenbank die Gesetze auf Dauer aufheben kann.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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