Kommentar
13:48 Uhr, 12.03.2020

Jahrhundertcrash…

Seit Mittwoch, 11. März 2020, befinden sich die US-Aktienmärkte offiziell in einem Bärenmarkt. Mit einem Jahrhundertcrash endet eine der längsten Haussephasen der US-amerikanischen Börsengeschichte. Wie geht es jetzt weiter?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.776,81 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.614,73999 $/oz. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Der Begriff „Jahrhundertcrash“ ist dabei keineswegs übertrieben, denn was wir derzeit erleben, das hat Ähnlichkeiten mit den Entwicklungen im Katastrophenjahr 1929.

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Längst herumgesprochen hat sich auch, dass die jüngste Börsentalfahrt in ihrer Dynamik alles übertrifft, was in früheren Jahrzehnten zu beobachten war. Die folgende Grafik zeigt das. Achten Sie auf das kleine rote Pünktchen unten rechts. Es symbolisiert den Zeitbedarf des Februar-Einbruchs beim S&P 500.

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Doch da die Anleger seit Jahrzehnten darauf konditioniert sind, jeden „Dip“ an den Aktienmärkten als langfristige Kaufchance zu begreifen, dürfte es schon bald erste Versuche einer Gegenbewegung geben. Der DAX hätte das auch dringend nötig, wie die folgende eindrucksvolle Grafik verdeutlicht. Binnen weniger Tage ist beim deutschen Leitindex ohne die geringste Gegenwehr etwa ein Drittel des Börsenwerts „abgeraucht“:

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Der DAX im freien Fall…

Die Frage ist, was aus einer irgendwann zweifellos anstehenden Gegenbewegung werden könnte. Wie also ist die Lage?

Im übergeordneten Bild haben wir es derzeit mit drei Krisenherden zu tun, die stärker miteinander verknüpft sind, als das bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein hat.

Und: Jeder dieser Krisenherde wäre schon als „Solo-Künstler“ dazu geeignet, gewaltige Turbulenzen an den Kapitalmärkten auszulösen. Dass dieses Triumvirat jetzt zeitgleich auftritt, ist ein wichtiger Hinweis auf die historische Dimension der Ereignisse.

Auslöser, nicht Ursache, der aktuellen Börsentalfahrt ist ein kleines Virus, das sich gerade anschickt, zu einem globalen Seuchen-Ereignis zu werden. Wobei nicht das Virus selbst das Problem ist, sondern die Entwicklungen, die daraus resultieren.

Wenn weltweit Millionen Menschen unter Quarantäne gestellt werden, dann muss das naturgemäß katastrophale Auswirkungen auf die globale Konjunktur haben. Ebenso wie der in der Nacht zu Donnerstag bekannt gegebene Einreisestopp aus Europa in die USA.

Der Lackmustest in dieser Sache steht uns allerdings erst noch bevor: Erst wenn der Erreger auch in den USA großflächig angekommen ist, und klar wird, dass er dort auf eine völlig unvorbereitete Regierung und ein marodes Gesundheitssystem trifft, dürfte den Anleger dämmern, wie bedrohlich diese Geschichte tatsächlich ist, konjunkturell gesehen.

Folgerichtig könnte die Panik noch einmal eine ganz neue Dimension erreichen, sollten auch in den USA Quarantänemaßnahmen notwendig werden, etwa in New York oder an der Wall Street.

Flankiert wird die weltweite Verbreitung des Corona-Virus nun von zwei weiteren Ereignissen, die ebenfalls historische Dimensionen besitzen:

Der Preiskrieg auf dem Ölmarkt zwischen Russland und Saudi-Arabien ist wie dafür geschaffen, die globalen Konjunkturprobleme, die durch das Corona-Virus ausgelöst werden, noch massiv zu verstärken.

Der tobende Ölpreiskrieg steht nämlich im direkten Zusammenhang mit dem dritten Problemherd, der nun ebenfalls wieder hochkocht: Da die US-amerikanische Fracking-Industrie existenziell auf hohe Ölpreise angewiesen ist, könnte ein dauerhaft niedriger Ölpreis, wie ihn Russland offenbar anstrebt, für die US-Fracker zu einer lebensbedrohlichen Katastrophe werden. Hier droht nicht weniger als die Insolvenz eines Großteils der gesamten Branche.

Und weil diese Firmen traditionell sehr hoch verschuldet sind, kommen an dieser Stelle unmittelbar jene US-amerikanischen Großbanken ins Spiel, die diesen Firmen Milliardenkredite gewährt haben. Dass es im US-Bankensektor lichterloh brennt, machen aktuelle Entwicklungen auf dem Repo-Markt deutlich. Dort muss die US-Notenbank jetzt wieder Feuerwehr spielen und weitere Milliardensummen in den Ofen schieben. Auch hier neue Rekorde, wie die folgende Grafik zeigt:

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Mit dieser kurzen Zusammenfassung dürfte auch der „letzte Mohikaner“ begriffen haben, warum die Börsen derzeit buchstäblich zusammenbrechen: Die Gemengelage ist schlicht einzigartig. Und so verhalten sich jetzt auch die Kapitalmärkte.

Das Frappierende ist allerdings, dass man diese historischen Entwicklungen in einigen sehr langfristigen Indikatoren schon vor Monaten erkennen konnte. Offenbar hat kaum jemand hingesehen.

Was also wird passieren?

Ich persönlich würde auf eine konzertierte Aktion der Notenbanken tippen, die der erkennbar kollabierenden Weltkonjunktur in nicht allzu ferner Zukunft mit nie gesehenen „Rettungspaketen“ zur Seite springen könnten.

Mit viel Glück könnte dann die nächste Phase jener Katastrophenhausse starten, die sich seit einigen Jahren vor unseren Augen abspielt.

Wie dieser ganze Zirkus enden wird, das haben wir an dieser Stelle immer wieder prognostiziert, und unser Fahrplan bleibt weiterhin gültig:

Zum großen Finale in einigen Jahren erwartet uns nicht weniger als der Kollaps unseres ungedeckten Schuldgeldsystems. Bankenpleiten und Währungsreformen inklusive.

Wenn Sie diese Aussage bis hierher auf die leichte Schulter genommen haben, dann könnten Sie allmählich ja darüber nachdenken, ob man die Prognose nicht vielleicht doch ernst nehmen sollte.

Noch eine letzte Anmerkung in eigener Sache:

Der Antizyklische Börsenbrief zählt zu den ganz wenigen deutschsprachigen Börsenpublikationen, in denen Sie schon vor Jahren nachlesen konnten, was heute an den Kapitalmärkten geschieht. Und zwar schon lange bevor diverse Crashpropheten für medialen Wirbel gesorgt haben…

Auch den starken Einbruch der Börsen im März 2020 hatten wir fast punktgenau prognostiziert. Ebenfalls im Plan liegen wir mit unserer mittelfristigen Goldpreisprognose...

Wie es jetzt weitergeht, das erfahren Sie in der April-Ausgabe, die im aktuellen Umfeld besonders interessant werden dürfte...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

Anmerkung: Bereits wenige Minuten nach der Veröffentlichung des Beitrags hatten sich im Kommentarbereich erneut unsachliche und polemische Beiträge eingefunden. Der Kommentarbereich bleibt deshalb bis auf weiteres geschlossen. Schade ist das insbesondere für die vielen Mitleser, die Wert legen auf eine sachliche und erkenntnisreiche Diskussion...

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