Kommentar
20:48 Uhr, 17.04.2020

Historische Flucht aus Papier-Gold…

Bei den Edelmetallen brodelt es hinter den Kulissen. Werden bald die physischen Märkte das Kommando übernehmen? Der Bankeninsider Dr. Markus Krall warnt vor schweren Verwerfungen...

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Dass wir gerade Zeugen denkwürdiger Ereignisse werden, verdeutlicht nicht nur der Blick auf die Aktienmärkte. Auch bei den Edelmetallen geht es sprichwörtlich „rund“. Dort könnte in nicht allzu ferner Zukunft ein Ereignis bevorstehen, das gewaltige Wellen im gesamten Finanzsystem schlagen könnte: Die Preisfindung beim Gold könnte von den Papiermärkten auf den physischen Markt übergehen…

Indizien in diese Richtung liefert derzeit der US-Terminmarkt. Dort ist die Zahl der offenen Gold-Kontrakte im Futures-Handel zuletzt weiter zurückgegangen. Im Gegenzug, und das ist der eigentliche Aufreger, sind die Anträge auf physische Auslieferung geradezu explodiert. Dass dieses Ereignis bei stark steigenden Goldpreisen und einer wachsenden Kursdifferenz zwischen Termin- und Spotmarktpreisen auftritt, verleiht der Entwicklung besondere Brisanz.

Im folgenden Beitrag heißt es dazu:

„Dass man von einer Flucht aus Gold-Futures sprechen kann, verdeutlichen die Zahlen zu den Anträgen auf physische Auslieferung. Laut der jüngsten Statistik („Delivery Notices“ per 09.04.2020) wurden im laufenden April bereits 28.120 solcher Anträge gestellt. Gegenüber dem gesamten Vormonat entspricht dies annähernd einer Verzehnfachung der Auslieferungswünsche. Für den März waren insgesamt nur 2.914 Delivery Notes verzeichnet. Im gesamten Dezember 2019 waren es 14.761 Anträge. Kein Wunder also, dass man an der COMEX alle Hebel in Bewegung setzt, um physisches Gold heranzukarren und die Terminmarktpreise hochschießen“.

Kritiker unseres ungedeckten Schuldgeldsystems befürchten schon lange, dass ein solches Ereignis eines Tages dazu führen könnte, dass die Preisfindung beim Gold nicht mehr an den Papiermärkten stattfindet. Stattdessen könnten die physischen Märkte das Kommando übernehmen.

Wie weit fortgeschritten dieser Prozess bereits ist, und welche Auswirkungen dies auf den Goldmarkt haben könnte, das lässt sich derzeit leider nicht seriös prognostizieren.

Der Bankeninsider Dr. Markus Krall. Vorstandsmitglied beim Goldhändler Degussa, hatte dazu jüngst erklärt, dass eine solche Entwicklung als Zeichen eines dysfunktionalen Marktes schwerste Verwerfungen im gesamten Finanzsystem auslösen könnte. Kurzfristig könne der Goldpreis bei einem Kollaps der Papiergoldmärkte in „heute unvorstellbare Regionen“ explodieren.

Zur Veranschaulichung verweist der Ökonom auf den legendären Short-Squeeze bei der Volkswagen-Aktie (766400). Im Zuge einer geplanten Übernahme durch den Porsche-Konzern war das Papier im Herbst 2008 innerhalb weniger Wochen von 140 Euro auf über 1.000 Euro emporgeschossen.

Ein ähnlich dramatisches Ereignis sei laut Krall auf dem Goldmarkt zu befürchten, sollten dort immer mehr Akteure physische Lieferung verlangen. Im folgenden Video erläutert der Bestsellerautor seine These ab Minute 33.

Historische-Flucht-aus-Papier-Gold-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-1

Interessant ist an dieser Stelle, dass die Aktien der großen Goldschwergewichte einen dynamischen Anstieg des Goldpreises mit ausgeprägter relativer Stärke bereits anzukündigen scheinen:

Sowohl die Aktien von Barrick Gold (GOLD), als auch jene von Newmont Corporation (NEM) haben den historischen Einbruch im Zuge der März-Panik bereits mehr als ausgeglichen: Beide Aktien notieren mittlerweile deutlich höher als vor dem Corona-Crash. Beim Blick auf die Kursverläufe hat man tatsächlich den Eindruck, als sei hier gar nichts passiert. Man vergleiche das mit dem breiten Markt. Die folgende Grafik zeigt dazu den Kursverlauf der Newmont-Aktie auf Wochenbasis:

Historische-Flucht-aus-Papier-Gold-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-2

Es empfiehlt sich, die Beobachtungen mit Blick auf mögliche Turbulenzen an den Papiergoldmärkten zeitnah umzusetzen, und zwar mit aussichtsreichen Goldminen-Aktien, und nicht mit entsprechenden „Finanzwetten“ auf den Goldpreis. Denn mögliche Turbulenzen in unserem ungedeckten Schuldgeldsystem kontert man tunlichst mit Sachwerten, und nicht mit krisenanfälligen Papiergeldkonstruktionen…

Bei der Newmont-Aktie etwa, könnte es sich lohnen, im Bereich der jüngst gebildeten Hochs im Bereich von 52,50 US-Dollar ein Abstauberlimit zu platzieren.

In der Mai-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs werden wir die aussichtsreichsten Kandidaten aus dem Sektor noch einmal eingehend unter die Lupe nehmen.

Denn bis auf weiteres spielt dort jetzt die Musik…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

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20 Kommentare

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  • DiNase
    DiNase

    Guten Morgen 😎.

    13:03 Uhr, 23.04.2020
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Wie das so schön betont wird mit "Bestsellerautor". Heutzutage ist gefühlt irgendwie jeder Zweite ein Bestsellerautor. Krall, Friedrich, Otte... Wobei Otte für mich der seriöseste Experte ist und überraschenderweise wieder voll in Aktien investiert ist. Na, wenn das Krall, Friedrich & co. hören....

    14:10 Uhr, 16.04.2020
  • Martin222
    Martin222

    Warum sollte man einen so hohen Aufpreis beim Gold Future zahlen, wenn die Lieferung nicht mal sicher ist. Müsste doch dann ein Disagio sein. Oder liege ich da falsch. Der Cash gesettlete CME QO Future wird aber ebenfalls mit einem solchen Spread gehandelt.

    12:11 Uhr, 16.04.2020
  • mkronen
    mkronen

    Es gab einen historische Vorfall, bei dem physische Nachfrage "Papiergold" zu Einsturz brachte: Das Ende des goldgeckten Dollars 1971. Im Vorfeld hatte de Gaulle sein Gold aus den USA abgeholt. Es zeigt sich in den Folgejahren, dass nicht mehr genug Gold in den USA waren, um allen den Lieferverpflichtungen auf Dollars im Ausland nachzukommen.

    10:28 Uhr, 16.04.2020
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Die Differenz zwischen Future und Spot kann zum Teil mit Arbitragegeschäften erklärt werden und den geschlossenen Raffinerien im Tessin die nun wieder produzieren, allerdings eingeschränkt. Jedoch greift diese Erklärung zu kurz für den an manchen Handelstagen in den letzten Wochen zu sehenden gewaltigen Preisaufschlag auf den Futureskontrakt.

    Zwei Erklärungsversuche erscheinen plausibel:

    1. Die Comex hat tatsächlich Lieferschwierigkeiten wenn physische Ware gewünscht wird.

    2. Die Comex hat keine Schwierigkeiten und der Spotmarkt wird von interessierter Seite in Schach gehalten, was im Prinzip nur durch den Verkauf entsprechend großer physischer Bestände möglich ist.

    Falls tatsächlich Erklärung 1 zieht und die Comex Lieferschwierigkeiten hat, könnte der „Deep Impact“ auf den Papiergoldmarkt in den kommenden Wochen zur Realität werden, mit allen Risiken und Nebenwirkungen für das Finanzsystem.

    23:12 Uhr, 15.04.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    10-20% Gold zu haben, kann nicht verkehrt sein. Aber auch einige gute Qualitätsaktien in der heftigen Abwärtsbewegung mitzunehmen. Unabhängig davon, ob es noch mal tiefere Kurse geben könnte, waren das langfristig sehr gute Kaufkurse.

    20:09 Uhr, 15.04.2020
  • Market Impact
    Market Impact

    Und warum hat Warren Buffet kein Gold ?

    Weil er schlau und der beste Investor ever :))

    17:39 Uhr, 15.04.2020
    2 Antworten anzeigen
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Problem ist dass die Notenbanken das Defizit an der Comex decken und ihre Bestände anbieten.

    17:33 Uhr, 15.04.2020
  • aurarius
    aurarius

    👍

    17:20 Uhr, 15.04.2020
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    ist immer schlecht wenn man etwas liefern muß was man nicht hat - das Leben kann grausam sein

    17:17 Uhr, 15.04.2020
    1 Antwort anzeigen