Kommentar
12:03 Uhr, 09.03.2020

Parallelen zum Crash von 1929

Nach zweistelligen Kursverlusten in Rekordzeit fragt man sich, ob ein Bärenmarkt überhaupt noch verhindert werden kann.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.972,37 Pkt (CME) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.972,37 Pkt (CME)

Der US-Markt hat eigentlich „nur“ 17 % nachgegeben. Gefühlt war der Rückgang deutlich größer. Tägliche Schwankungen von mehr als 3 % vermitteln aber einen anderen Eindruck. Es fühlt sich wie eine große Katastrophe an, obwohl der Markt im Vergleich zu den letzten Korrekturen weniger verloren hat.

Bei der Korrektur Ende 2018 verlor der Dax fast ein Viertel, 2015 waren es gleich 30 %. Beim S&P 500 verhält es sich nicht anders. Der Dax war 2015 formal in einem Bärenmarkt, wenn man die Grenze zwischen Korrektur und Bärenmarkt bei einem Kursrückgang von 20 % setzt.

Im Vergleich dazu ist der jetzige Rückgang noch bescheiden. Angesichts wirklich düsterer Szenarien ist der Rückgang keine Katastrophe. Man stelle sich vor, Worst Case Szenarien würden sich materialisieren. In diesem Fall steht die Weltwirtschaft monatelang still. Ein Kursrückgang von 15-20 % wird dem kaum gerecht. Eine Bankrottwelle würde durch die Welt gehen und die Arbeitslosigkeit schnell steigen lassen. Es wäre die größte wirtschaftliche Krise seit der Finanzkrise.

Kurz gesagt, es kann noch viel schlimmer kommen, muss es aber freilich nicht. Persönlich bin ich eigentlich optimistisch. An anderer Stelle habe ich die Prognose gewagt, dass der Spuk spätestens bis Ende März vorbei ist. Der Optimismus fällt allerdings nicht ganz leicht.

Vergleicht man den Verlauf des S&P 500 mit dem durchschnittlichen Verlauf einer Korrektur und dem durchschnittlichen Verlauf eines Bärenmarktes (Grafik 1), kann man nicht mehr an eine Korrektur glauben. Korrekturen verlaufen flacher als Bärenmärkte. Interessanterweise ist der Weg zum Top bei Korrekturen und Bärenmärkten gleich.

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Der Verlauf der letzten Wochen seit Beginn des Einbruchs erinnert mehr an den Beginn eines Bärenmarktes. Auch in diesem Fall kommt es früher oder später zu einer Zwischenrally. Diese wird dann allerdings wieder verkauft. Ein Bärenmarkt zieht sich für gewöhnlich mehrere Monate, teils sogar Jahre hin.

Untersucht man alle Bärenmarkte seit den 1920er Jahren und vergleicht diese mit dem heutigen Verlauf, findet man einen Bärenmarkt, der dem Verlauf relativ ähnlich ist. Es war der Bärenmarkt, der 1929 mit einem Crash begann und den Beginn der Großen Depression markierte (Grafik 2).

Parallelen-zum-Crash-von-1929-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Das ist besonders interessant, weil die Situation durchaus an damals erinnert. Vor dem Crash war der Markt ähnlich hoch bewertet wie heute. Die Große Depression wurde vor allem deswegen zur großen Wirtschaftskrise, weil sich Länder über Protektionismus abschotteten. Das mag heute nicht so ausgeprägt sein, doch der Virus hat einen ähnlichen Effekt.

Lieferketten haben sich verwundbar gezeigt. Unternehmen könnten ihre Lieferketten neu strukturieren. In der Zwischenzeit steht die Welt still. Der Austausch von Waren ist gebremst, der Tourismus bricht ein. Der Effekt des Virus kann ähnlich zum damaligen Protektionismus ausfallen.

Wie gesagt, ich bin optimistisch. Fundamental wäre ein weiterer Kursrückgang von 5-10 % gerechtfertigt. Dann hätten wir formal auch einen Bärenmarkt. Die darauffolgende Erholung dürfte allerdings schnell erfolgen.

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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