Systemkritik: Hatte Karl Marx doch Recht?
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Kritikern des bestehenden Wirtschafts- und Finanzsystems ist ein Aspekt daran ein besonderer Dorn im Auge: Der systemimmanente Wachstumszwang. Doch existiert dieser Zwang wirklich oder ist das alles nur ein Mythos?
Und warum sind vor allem Politiker geradezu besessen vom Wirtschaftswachstum, gehen mit griffigen Abkürzungen wie „BIP“ (Bruttoinlandsprodukt) oder „GDP“ (Gross Domestic Product) auf Stimmenfang, obwohl heute schon jeder Grundschüler weiß, dass es grenzenloses Wachstum in einer endlichen Welt nicht geben kann?
Eine sehenswerte Dokumentation des Bayerischen Fernsehens ist diesen Fragen in dieser Woche nachgegangen.
Der Beitrag mit dem Titel „System Error“ sucht Antworten „auf diesen großen Widerspruch unserer Zeit, macht die Absurdität des Wachstumssystems auf beklemmende Weise spürbar und stellt die scheinbar unumstößlichen Spielregeln des Großen und Ganzen in Frage“.
So heißt es dazu in der Ankündigung. Und weiter:
„Es ist dieser unverdeckte Blick, der die Absurdität des Wachstumssystems und dessen kalte Logik für die Zuschauerinnen und Zuschauer auf ebenso eindrucksvolle wie beklemmende Weise spürbar macht und ihm dabei den Spiegel vorhält. Filmautor Florian Opitz beleuchtet in "System Error" bisher häufig verborgen gebliebene Zusammenhänge und legt die selbstzerstörerischen Zwänge des Systems offen – einem System, an dem wir alle teilhaben, als Beschäftigte, Anleger oder Konsumenten. Denn der Kapitalismus durchdringt unaufhörlich immer mehr Lebensbereiche, verschlingt die Natur und gräbt sich am Ende selbst das Wasser ab – so wie es Karl Marx schon vor 150 Jahren prophezeit hat“.
Bemerkenswert ist die Dokumentation des zweifachen Grimme-Preis-Gewinners Florian Opitz auch deshalb, weil sie auf die drängenden Probleme unserer Zeit Antworten liefert, die man in einer marktwirtschaftlich geprägten Gesellschaftsordnung nicht unbedingt erwarten würde.
Denn besonders angetan ist der Autor, wie schon der Ankündigung zu entnehmen ist, ganz offensichtlich von Karl Marx, jenem weltbekannt gewordenen Kapitalismus-Kritiker der schon vor 150 Jahren im Wachstumszwang die Ursache für das Ende des Systems vorhergesehen hatte. Folgerichtig wird der antikapitalistische Vordenker an zentralen Stellen des Films immer wieder zitiert.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang außerdem, dass andere Kritiker von Kernelementen der bestehenden Misere in der BR-Dokumentation mit keinem Wort erwähnt werden.
Da wird kein Professor Wilhelm Hankel zitiert, kein Roland Baader, kein Professor Hans Christoph Binswanger, jener hochangesehene nicht-marxistische Wachstumskritiker aus der Schweiz, kein Friedrich August von Hayek und erst recht kein Ludwig von Mises.
Der letztgenannte Begründer der Österreichischen Schule der Nationalökonomie hat, wie auch andere kritische Geister der Vergangenheit, eine ungebremste Kreditausweitung, mit der das „Wirtschaftswachstum“ aktueller Prägung zu großen Teilen erkauft wird, stets vehement kritisiert.
Und Mises war es auch, der immer wieder darauf hingewiesen hatte, dass ein solches Vorgehen unausweichlich in eine Katastrophe führen muss…
Kein Wort davon in der System- und Wachstumskritik von Florian Opitz. Stattdessen wird hier ausschließlich und sehr ausführlich der Kommunist Karl Marx bemüht.
Das ist schade, denn ob beabsichtigt oder nicht, wird für den unkritischen Zuschauer damit folgende Botschaft transportiert:
Wären die Menschen schon viel früher den Ideen von Karl Marx gefolgt, würden sie heute nicht vor diesen riesigen Problemen stehen...
Doch so einfach sind die Dinge leider nicht…
Bis kommenden Donnerstag, 27. Februar 2020 ist die Dokumentation in der Mediathek des BR noch abrufbar…
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de
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