Kommentar
22:59 Uhr, 17.11.2017

Fed: Jetzt kommt die ganz große Geldflut…

Die Schlinge zieht sich zu. Das erkennen allmählich auch die Zentralbankbürokraten und bauen deshalb schon mal vor...

Den 17. November 2017 können sich Anleger rot im Kalender markieren. Vielleicht, weil an diesem Tag „Jamaika“ auf bundesrepublikanischem Boden so gut wie geplatzt ist. Vor allem aber, weil an diesem Freitag im November das große Finale des aktuellen Schuldgeldsystems sozusagen amtlich besiegelt wurde:

Nach eigenem Bekunden will die US-Notenbank künftigen Krisen nämlich mit "aggressiven Maßnahmen" begegnen.

Aggressive Maßnahmen? Da drängt sich die Frage auf, wie denn die bisherigen Eingriffe der Notenbanker in das Marktgeschehen zu bezeichnen wären. Quantitative Easing (QE) etwa oder rekordtiefe Zinsen über mehrere Jahre. War das nur harmloses Geplänkel? Haben die Zentralbanker mit fröhlichen Sandkastenspielen bislang nur ein wenig geübt?

Wir werden es nicht erfahren, doch das ist auch gar nicht so wichtig, denn was sich da am Horizont abzeichnet, jetzt mit amtlicher Beglaubigung ranghöchster Zentralbankbürokraten, das wird ohnehin in die Geschichtsbücher eingehen, ganz egal, wie man die bisherigen Versuche der Schadensbegrenzung in ferner Zukunft einmal umschreiben wird.

Wie man sich diese Zukunft vorzustellen hat, das erläuterte der Präsident der Federal Reserve Bank von San Francisco, John Williams: Bei der nächsten Rezession werde es nicht mehr ausreichen, die Leitzinsen zu senken. Stattdessen müssten sehr viel weitreichendere Maßnahmen getroffen werden.

Was damit gemeint sein könnte, das ließ der Zentralbanker auch gleich durchblicken: Negativzinsen auf Bankeinlagen seien eine Möglichkeit, einer Rezession zu begegnen. Das kann nun niemanden wirklich überraschen, denn dass negative Renditen unausweichliche Konsequenz eines ungedeckten Papiergeldsystems sind, das pfeifen die Spatzen längst von allen Dächern.

Etwas anders sieht das mit der kryptischen Fed-Ankündigung aus, die Zentralbanken müssten künftig Werkzeuge nutzen, die bislang „noch nie“ eingesetzt worden seien. Dazu gehörten etwa „Price Level Targeting“ oder auch „Nominal Income Targeting“. Im Klartext: Anstatt sich an der Inflationsrate zu orientieren, wären das allgemeine Preisniveau und das nominale Einkommen die neuen Zielgrößen der Notenbanken.

Das nominales Einkommen? Das klingt verdächtig nach dem schon vor einigen Jahren immer wieder einmal diskutierten „Helikoptergeld“. Damit ließe sich das nominale Einkommen der Bürger zunächst einmal, sagen wir mal, beleben.

Und mit etwas Glück könnte der unverhoffte Geldregen tatsächlich für eine Weile die Konsumausgaben beflügeln. Mit etwas Pech könnte aber auch das Vertrauen der Menschen in das Papiergeld an sich den Bach runtergehen, was für die Zentralbanker durchaus wenig erfreulich wäre.

Spielt man dort jetzt also mit dem Feuer, weil alles andere nicht mehr hilft?

Außerdem fragen Sie sich womöglich, warum auch der Goldpreis am 17. November urplötzlich wieder angesprungen ist?

Vielleicht will uns das "Barbarische Relikt" einfach nur sagen, dass das große Finale in diesem Geldsystem näher ist als viele das für möglich halten - wenn nun schon seitens der Zentralbanken über „extreme Maßnahmen“ nachgedacht wird, die es so zuvor „noch nie“ gegeben hat…

Jetzt haben wir den Salat. Doch das Tollste daran ist:

Das alles konnte man schon seit Jahren wissen…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

19 Kommentare

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  • netzadler
    netzadler

    die Zentralbanken haben einen krieg begonnen, den sie nicht gewinnen werden, dafür bräuchte es nämlich strategisch-taktische und vor allem intellektuelle Überlegenheit, die gibt es aber nicht mehr.

    ...oder es gäbe sie doch und sie stellen sich zu blöd an und sind durchschaubar

    ich tippe auch stark auf veraltete Technik (Kapitalismus)

    13:20 Uhr, 20.11.2017
  • netzadler
    netzadler

    merkt ihr was ? alles dreht sich nur noch um Geld.

    nie und nimmer hätte Geld einen so großen gesellschaftlichen Stellenwert bekommen dürfen. das führt unweigerlich zu kriegerischen Auseinandersetzungen. das wird auch jetzt wieder so sein.

    vermeintlicher Wohlstand ist ein Abfallprodukt, das primärinteresse gilt dem Geld. innerhalb von 3 Generationen sinkt die lernkurve immer wieder auf null, das ist nicht zu fassen.

    13:06 Uhr, 20.11.2017
  • Silberpapst
    Silberpapst

    Ich will ja niemanden hier die Hoffnung rauben aber wer glaubt, nach Merkel kommt was besseres auf uns zu, der glaubt auch das Zitronenfalter Zitronen falten. Und noch ist es ja nicht gesagt, ob das von der FDP alles Taktik war uns sie "aus Verantwortungsbewusstsein und für die Demokratie" an den Verhandlungstisch zurückkehren. Natürlich erst nach Zugeständnissen von den Grünen und der CDU/CSU. Und falls es doch Neuwahlen gibt stehen wir wieder vor dem gleichen Scherbenhaufen. Ach halt, es gibt ja noch eine Möglichkeit des Demokratiewillens. Wir bilden wieder eine große Koalition und wurschteln weiter wie bisher.

    12:35 Uhr, 20.11.2017
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Game Over für das System Merkel???

    Nach der desaströsen Bundestagswahl muß das links-grüne Lager der bisherigen Meinungsmacher unter Anführerschaft von Dr. Merkel, mit dem Ausstieg der FDP aus Jamaika, den nächsten Tiefschlag verkraften. Offensichtlich haben Merkel und die linken Weltverbesserer den Bogen überspannt und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.

    FDP-Chef Lindner hatte vor seinem geistigen Auge wohl bereits das Ergebnis der nächsten Bundestagswahl für die FDP, wenn er sich entgegen seiner im Wahlkampf gegebenen Zusagen doch noch von Merkel und den Grünen über den Tisch ziehen lassen würde und so hat er aus seiner Sicht das einzig Richtige getan und sich aus dieser Kakophonie der "Merkel für immer-Demokratie nimmer-Politik" verabschiedet.

    Ein guter Tag für Deutschland und ein guter Tag für die Demokratie.

    Wie sagte doch gleich einer der besten Präsidenten, den die USA je hatten?

    Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk einen Teil der Zeit. Aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen. (Abraham Lincoln)

    Fazit:

    Druck erzeugt immer Gegendruck, es ist ein Gesetz. Die Zeit des "weiter so" in Deutschland und in Europa geht ihrem Ende entgegen und die Kanzlerdämmerung hat allerspätetens heute begonnen. Auch für Dr. Merkel gilt die Devise: Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.

    10:07 Uhr, 20.11.2017
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    "Merkel - ein Rückblick" ... sagt alles ...

    "Die Ära Merkel geht zu Ende. Zum Glück, denn sie steht für den sinnentleerten Machterhalt einer Monarchin." ... richtig. Bereits die BTW hat ihr sagen wollen, dass es für sie vorbei ist ... Doch Fr. Merkel wollte es nicht hören ...

    Mal schauen, ob Fr. Merkel noch immer nicht aufgibt ... (was ich ihr zutraue). Aber vielleicht sagt ihr jetzt ihre eigene Partei, wo es langgeht ...

    Vor allem: Meinen Glückwunsch, liebe Demokratie ! Nächstes Etappenziel erreicht ...

    08:15 Uhr, 20.11.2017
  • Unentschieden
    Unentschieden

    Nachdem Jamaika nun geplatzt ist und wahrscheinlich Neuwahlen anstehen, empfehle ich jedem (wieder) unentschlossenem Wähler sich folgenden Artikel vor Abgabe des Stimmzettels zu geben:

    http://plus.faz.net/feuilleton...

    Wenn selbst die FAZ es zulässt, dass Merkel kritisiert wird...

    07:55 Uhr, 20.11.2017
    2 Antworten anzeigen
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Nun wird es spannend: Chef-Unterhändler haben sich alleine unter sich besprochen. Diese Besprechung ist zuende und nun werden die Delegationen informiert.

    Mal schauen, welcher Trick Fr. Merkel jetzt eingefallen ist: Z.B. 2 Wochen Denkpause ? :-)

    http://www.focus.de/politik/de...

    17:49 Uhr, 19.11.2017
    1 Antwort anzeigen
  • watuffli
    watuffli

    Zu dem dräuenden Ungemach in der Finanzpolitik passt das folgende Gedicht über Mammon und seine Machenschaften:

    Mammons Orgie

    Die FINANZOKRATIE ist sehr suspekt,
    Weil ihr Handeln voller Risiken steckt.
    Es ist eine potent-okkulte Kraft,
    Die häufig im Verborgenen schafft,
    Kragenarmig Politik durchdringt
    Und unter ihre Botmäßigkeit zwingt.
    Sie beherrscht die Geldpolitik der Welt.
    Ihre Adepten schöpfen FIAT-Geld.
    Nach dem WARUM muss man nicht lang fragen,
    Es geht um MACHT und IMMER-MEHR-HABEN.
    Das kürzt die Moral und macht lang die Gier,
    Neu're Beispiele gibt's zuhauf dafür.
    Kaum vergeht ein Tag ohne Verdikte
    Über diverse Finanzdelikte. -

    Es heißt zwar: Politik hat scharf reagiert
    Und die Finanzmärkte domestiziert! -

    Aber die Krise ist nicht gegessen, Hat sich als Schwelbrand vorangefressen.
    Wohin führt denn der Schwall an Valuten,
    Die gegenwärtig die Märkte fluten?
    Finanzcasinos sind davon entzückt,
    Obwohl der Schuldenberg immer mehr drückt:
    Infolge schwindsüchtiger Habenzinsen
    Gehen Sparerguthaben in die Binsen.
    Der ARME wird Ärmer - der REICHE reicher,
    Das geht nicht allzeit gut, denkt man's nur weiter.
    Es mündet im formidablen Mummenschanz,
    Wo der Teufel lädt zu ekstatischem Tanz.
    Wird dem Schwarzen Loch nicht widerstanden,
    Geht uns're Demokratie zuschanden.

    09:46 Uhr, 19.11.2017
  • hotte38
    hotte38

    IMutti taktiert wieder. Sie will ganz bestimmt keine Jameika- Koalition. Sie will Neuwahlen.! Nur die Schuld an dem Scheitern der Verhandlungen sollen die anderen haben. Und bei Neuwahlen verlieren die Grünen (wer will schon noch mehr Muslime). Die FDP bleibt (Lindner ist ja so ein netter Schwiegersohntyp). Die CSU zerfleischt sich selbst. Also wird die CDU wieder stärkste Partei. Ich denke, das entspricht Muttis Kalkül.

    20:43 Uhr, 18.11.2017
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Jamaika machte vor wenigen Minuten Feierabend für heute.

    Ergebnis: Die Einen melden Einigungen - die Anderen wissen davon nichts.

    Jedenfalls aber Einigung im Bereich Agrarpolitik !

    Die großen Probleme haben sie sich wieder für morgen aufgehoben. :-) Herr Seehofer rechnet mit längeren "Schlussberatungen" über 18 Uhr hinaus. Also vielleicht ein Sonntag wie der vergangene Freitag - Teil II ..., wenn sie nicht schon vorher aufhören ... :-)

    http://www.focus.de/politik/de...

    19:39 Uhr, 18.11.2017