Wissensartikel
10:19 Uhr, 06.07.2016

Knock-out-Zertifikate (Turbo-Zertifikate)

Knock-out-Zertifikate oder Turbo-Zertifikate bieten ähnlich wie Optionsscheine die Möglichkeit, an positiven oder negativen Kursveränderungen des Basiswerts gehebelt (= überproportional) teilzuhaben.

Diese überproportionale Beteiligung an der Kursentwicklung des Basiswerts bietet sich dem Anleger jedoch nur, wenn der Basiswert ein bestimmtes Niveau, die Knock-out-Barriere, bei einem Call Knock-out-Zertifikat nicht berührt oder unterschreitet und bei einem Put Knock-out-Zertifikat nicht berührt oder überschreitet.

Für die Gestaltung dieser Funktionsweise werden pfadabhängige exotische Knock-Out-Optionen verwendet, konkret Down-and-Out-Call- und Up-and-Out-Put-Optionen. Der Emittent legt beim Down-and-Out Call die Knock-out-Barriere und somit den Ausübungspreis deutlich unter und beim Up-and-Out Put deutlich über dem Kurs des Basiswerts fest. Damit wird versucht zu vermeiden, dass die Optionen in einem sehr kurzen Zeitabstand nach der Emission verfallen und zusätzlich bewirkt, dass der Einfluss der Volatilität auf den Optionspreis gering bleibt. Dass die Auswirkungen der Einflussfaktoren bei Knock-out-Zertifikaten nicht von vornherein klar ist ist eine Besonderheit im Vergleich zu normalen Optionsscheinen..

Der wesentliche Unterschied bei der Analyse und Bewertung der Barriere-Optionen zu vergleichbaren Plain-Vanilla-Optionen ist somit das Knock-Out-Feature. Der Wert der Standard-Option setzt sich als Summe aus innerem Wert und Zeitwert zusammen, wobei der Zeitwert umso unbedeutender ist, je weiter die Option im Geld liegt. Die Werte von Standard- und Knock-out-Optionen nähern sich hier an und stimmen – je tiefer die Option im Geld liegt – überein (extrem Fall: Zeitwert = 0, Delta = 1 und Gamma = 0). Bei der Annäherung des Basiswerts an die Barriere hingegen wird der Einfluss des Knock-Out-Feature der Barriere-Option deutlich. Die Standard-Option baut in diesem Fall Zeitwert auf und erreicht ihr Maximum an Zeitwert am Geld. Die Barriere-Option weist eine abweichende Wertentwicklung auf; der Zeitwert nimmt auf Grund der erhöhten Wahrscheinlichkeit des „Ausknockens“ ab, so dass der Gesamtwert überproportional zu dem des Basiswerts fallen kann, im speziellen je näher der Kurs an der Barriere liegt. Entspricht der Kurs des Basiswerts der Barriere bzw. wird diese überschritten (Put) oder unterschritten (Call), wird das Knock-out-Zertifikat wertlos.

Hinsichtlich der Volatilität wird bzgl. der Preisbildung von Knock-out-Zertifikaten häufig die Aussage getroffen, dass diese kein Preis bestimmender Faktor sei. Hier muss man unterscheiden zwischen Produkten die Knock-out-Zertifikate genannt werden obwohl sie keine Optionselemente beinhalten und damit nicht von der Volatilität beeinflusst werden (z.Bsp. Mini-Futures) und Knock-out-Zertifikaten die tatsächlich mittels Barrier Optionen konstruiert werden. Für letzteren Typ ist diese Aussage damit nicht zutreffend. Der Wert von Knock-Out Optionen[1] hängt grundsätzlich wie der von klassischen Optionen positiv von der Volatilität ab, wobei das Vega im Vergleich zum Vega einer klassischen Option umso schwächer ist umso näher der Preis des Underlyings an der Barriere liegt.

Die Preissensitivität von Knock-out-Zertifikaten gegenüber einer Veränderung der Volatilität ist umso geringer, je weiter der aktuelle Stand des Basiswerts von der Barriere und vom Ausübungspreis entfernt liegt. Darüber hinaus ist der Einfluss der Volatilität niedriger, wenn die Restlaufzeit kürzer ist. Um Knock-out-Zertifikate weitgehend volatilitätsneutral zu gestalten, werden sie von den Emittenten oft mit einer entsprechend kurzen Laufzeit aufgelegt. Turbo-Zertifikate bzw. Mini-Futures weisen aufgrund ihrer Preisgestaltung, die dem inneren Wert entspricht, keine Reagibilität bezüglich der Volatilität auf.

Die nachstehende Zusammenfassung betrachtet die Wirkung der sich verändernden Einflussfaktoren auf den Wert der einzelnen Komponenten und den Preis des Calls, sofern die restlichen Einflussfaktoren unverändert bleiben:

Knock-out-Zertifikate-Turbo-Zertifikate-Patrick-Haas-GodmodeTrader.de-1

Dieser Artikel war ein Auszug aus einem Skriptum der Zertifikate Cyber*School, welche ein Interaktives Online-Studium mit ~800 Fragen, Antworten und Erklärungen und ~270 Seiten Dokumentation in Form von Skripten umfasst.

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[1] Diese Aussage bezieht sich auf die hier behandelten Down & Out Calls und Up & Out Puts

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Über den Experten

Patrick Haas
Patrick Haas

Patrick Haas gründete gemeinsam mit Hannes Enthofer im Jahr 1985 das Unternehmen „Finance Trainer“. Die Geschäftsidee, in deren Mittelpunkt Steuerung, Treasury und Handel von Banken steht, stammt aus ihrer gemeinsamen Post-Graduate Zeit am Institut für Höhere Studien, in der sie Prognosen- und Simulationsmodelle in der Abteilung Betriebswirtschaft & Operations Research entwickelten.

Bereits 1987 entwickelte er zusammen mit seinem Partner Hannes Enthofer die ersten Simulationsprogramme für den Einsatz von derivativen Produkten in den Bank- und Handelsbüchern der Banken. 1988 entwickelt er das erste Kursprogramm für die Steuerung eines Optionsbuches, welches anschließend eingeführt wurde. Innerhalb des Finance Trainer Teams ist Patrick Haas der Derivate Spezialist und seit 1996 exklusiver Partner vom ACI (Association Camibiste International) German Language Group für die Vorbereitung auf das international anerkannte ACI Diploma. One of the funny things about the stock market is that every time one person buys, another sells, and both think they are astute. - “William Feather”

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