Wozu eigentlich arbeiten?
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Wenn einem die immerfort gleichen Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) allmählich zum Hals heraushängen, die immer neuen Rekorde von DAX und Dow Jones bei vielen Lesern vermutlich nur noch als Schlafmittel taugen und man auch nicht schon wieder über einen drohenden Krieg in der Ukraine mutmaßen möchte, dann ist für den geneigten Börsenkommentator guter Rat teuer.
Wie schön, wenn dann unversehens eine gute Fee vorbeischwebt und einem ein prächtiges Thema sozusagen auf dem Silbertablett präsentiert. So ist es mir in dieser Woche gegangen. Und die „gute Fee“, das war Kollege Daniel Kühn, seines Zeichens Chefredakteur bei www.godmode-trader.de.
Im folgenden Artikel, den Daniel Kühn mir geschickt hatte, wird die Frage gestellt, warum in unserer „modernen Welt“ immer mehr Menschen Tätigkeiten verrichten, die eigentlich niemandem nützen. Etwa 70 Prozent aller Jobs seien gesellschaftlich überflüssig.
Zitate:
„Insbesondere in Europa und Nordamerika verbringen weite Teile der Bevölkerung ihre gesamte Arbeitszeit mit der Durchführung von Aufgaben, von denen sie selbst heimlich wissen, dass sie gar nicht gebraucht werden. Der moralische und geistige Schaden, der aus dieser Situation entsteht, ist tiefgreifend. Er ist eine Narbe quer über unsere kollektive Seele. Doch fast niemand spricht darüber“.
(...)
In unserer Gesellschaft scheint es eine allgemeine Regel zu geben, dass man um so schlechter bezahlt wird, je offensichtlicher die eigene Arbeit anderen Menschen nutzt. Auch hier ist eine objektive Beurteilung natürlich schwer zu finden, aber eine einfache Möglichkeit, ein Gefühl dafür zu bekommen, wäre zu fragen: Was würde passieren, wenn diese gesamte Berufsgruppe einfach verschwinden würde? Bei Krankenschwestern, Müllmännern oder Mechanikern ist es offensichtlich, dass – sollten diese je in einer Rauchwolke aufgehen – die Folgen augenblicklich und katastrophal wären. Eine Welt ohne Lehrer oder Hafenarbeiter wäre ebenfalls irgendwann in Schwierigkeiten, und sogar ohne Science-Fiction-Schriftsteller oder Ska-Musiker wäre diese Welt ein geringerer Ort.
Es ist aber nicht ganz klar, wie genau die Menschheit leiden würde, wenn alle Private-Equity-CEOs, Lobbyisten, PR-Forscher, Versicherungsmathematiker, Telemarketer, Gerichtsvollzieher oder Rechtsberater ähnlich plötzlich verschwinden würden. (Viele vermuten sogar, dass es die Welt deutlich verbessern könnte.)“
Die Situation scheint in der Tat absurd und wird immer absurder, je näher man hinschaut. Während die Arbeit knapp wird, sinken immer größere Teile der Bevölkerung in die Arbeitslosigkeit, wo sie aber nicht als Betroffene eines erkrankten System begriffen, sondern von den Medien als Parasiten der Gesellschaft verteufelt werden. Ein großer Teil der arbeitenden Bevölkerung wiederum hängt in Jobs fest, die sinnlos sind. Damit nicht genug: Diese Menschen arbeiten oft auch noch 10-Stunden-Tage in diesen Jobs, oder haben – wie oftmals in den USA – gleich drei solcher Beschäftigungen, um ihre Familien zu ernähren“.
(...)
„Während harte Arbeit allein die Menschen zwar erschöpfte, vermochte nur die offensichtliche Sinnlosigkeit des Tuns die Menschen wirklich zu zerrütten, wie man bald herausgefunden hatte. Es gibt wenig Furchtbareres für ein menschliches Wesen, als sein Leben mit etwas vollständig Sinnlosem zu verbringen.
Und doch tun es Millionen von uns, jeden Tag. Die Tragweite der gegenwärtigen Umstände ist uns allen kaum mehr bewusst, so normal ist der Wahnsinn mittlerweile geworden“.
Dass diese Feststellungen nicht nur, aber zu großen Teilen auch mit unserem Geldsystem zu tun haben, das sei an dieser Stelle nur am Rande erwähnt. In dem Artikel heißt es dazu:
„Die herrschende Klasse hat schnell erkannt, dass eine glückliche und produktive Bevölkerung mit einem Haufen Freizeit für sie eine tödliche Gefahr darstellt. Und die Idee, dass Arbeit an sich ein moralischer Wert zukommt, und dass jeder, der nicht bereit ist, sich für den Großteil seiner wachen Stunden irgendeiner Art von intensiver Arbeits-Disziplin zu unterziehen, auch nichts verdient, ist außerordentlich bequem für sie.“
In Russland gibt es ein Sprichwort, das da lautet: "Man wird eher bucklig als reich durch die Arbeit.". Das eigene Tun jedoch als gänzlich überflüssig zu erleben, dürfte für die meisten von uns entsetzlich und auf Dauer unerträglich sein. Viel schlimmer jedenfalls als ein gekrümmter Rücken von zu viel Arbeit.
Das wird jeder bestätigen, der einmal eine Zeitlang ohne Job war, und nach zwei, drei Wochen des Herumsitzens plötzlich bemerkt hat, wie frustrierend, sinnentleert, verstörend ja sogar krankmachend ein Leben ohne eine eigentliche Aufgabe sein kann.
Von wegen, man sei dann dauerhaft im Urlaub. Das Gegenteil trifft zu: Zahlreiche Studien zeigen, dass „süßes Nichtstun“ die Menschen krank und unzufrieden macht.
Sind wir also zur Faulheit gar nicht geboren? Ist das, wovon viele von uns träumen, nämlich der Müßiggang, in Wahrheit eine Belastung, wenn er zum Dauerzustand wird?
Der Extrembergsteiger Reinhold Messner hat die Frage nach dem Sinn und Zweck unseres Lebens sinngemäß einmal folgendermaßen beantwortet:
„Der Mensch selbst ist es, der seinem Dasein mit seinem Tun einen Sinn gibt“.
Grafik: Reinhold Messner
Ich würde diese Aussage gerne noch um einen zentralen Aspekt ergänzen, den Reinhold Messner, wie ich ihn einschätze, sofort unterschreiben würde:
Wer seine Arbeit mit Begeisterung und Enthusiasmus tut, der hat gute Chancen, ein erfülltes, zufriedenes und glückliches Leben zu führen. Messner selbst übrigens hat diesen zentralen Punkt schon in seinen jungen Jahren für sich umgesetzt, indem er sich für ein Leben als Bergsteiger anstelle des Daseins eines verbeamteten Lehrers entschieden hatte.
Hinzu kommt ein weiterer wichtiger Aspekt:
Wer aufrichtige Freude an seinem Tun hat, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals finanzielle Sorgen haben, denn Aufgaben, die uns wirklich am Herzen liegen, die machen wir so gut, dass sich damit in den allermeisten Fällen auch Geld verdienen lässt. Und ein gewisses Quantum an Geld ist für die meisten von uns eben unverzichtbar. Zumindest für all jene, die nicht wie Diogenes in einer Tonne hausen wollen...
Das bedeutet: Wer darüber nachdenkt, welches seiner Hobbys für ihn Beruf(ung) werden könnte, der wird sich fortan weder über den Sinn seines Daseins noch über seine monatlichen finanziellen Ausgaben größere Sorgen machen - sofern er den Mut hat, seine Überlegungen in die Tat umzusetzen.
Leider scheitert es genau daran nur allzu oft, weshalb viele Menschen am Ende ihres Lebens vermutlich den traurigen Satz sagen werden:
„Ach hätte ich doch...“
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de
Ich muss bei Herrn Hoose immer ein bisschen an Jesus denken.
Der dachte auch, das Ende der Welt stünde unmittelbar davor.
Nun , er hat sich getäuscht, aber seine Anhänger hat das nicht weiter beeindruckt.
Nun findet die Analogie
Die moderne arbeitsteilige Welt sieht natürlich ganz anders aus, als die Arbeitswelt vor beispielsweise 200 Jahren. Ist die moderne Arbeitswelt deswegen schlechter? Ich würde sagen, eher nicht. Auch heute ist das Arbeitsleben sicherlich für die Mehrzahl eher Beruf als Berufung, aber sowohl die Entlohnung als auch der Lebensstandard kann mitnichten verglichen werden, mit der Situation um 1800. Ein Knecht beim Großbauer im Jahr 1790 war verglichen mit einem Bandarbeiter in der Industrie 2015 in Deutschland ein rechtloses , armes Würstchen. Wer von diesen beiden würde wohl tauschen wollen? Ein Industriearbeiter zur Zeit der industriellen Revolution war der Sklave des Unternehmers, da herrschen im Vergleich zur damaligen Zeit im Jahr 2015 geradezu paradiesische Zustände für die Arbeiterschaft, zumindest in Deutschland. Frau Nahles und die Umverteilerfraktion im Bundestag sehen das naturgemäß völlig anders.
Wenn nun ein Arbeitnehmer seine Tätigkeit nur als monotones, sinnentleertes Tun empfindet, ist das sicherlich für ihn persönlich tragisch. Vielleicht hätte er sich in der Schule mehr anstrengen sollen, vielleicht hätte er wie Reinhold Messner risikobereiter sein sollen. Armut kommt auch von Arm an Mut, aber es ist eben nicht jeder ein Hero wie Messner, oder der geborene Unternehmer oder Finanzguru wie Buffett oder Bill Gates.
Ich wage mal die Behauptung und ich meine das nicht ironisch, das es für Otto Normalverbraucher in den vergangenen 200 Jahren niemals bessere Chancen gab, etwas aus sich zu machen, als heute. Wir haben trotz aller Probleme in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg ein Land geschaffen auf das die Welt mit Anerkennung oder Neid blickt. Manchmal täte uns Deutschen ein wenig mehr think positiv der AMIS und ein bisserl weniger Nörgelei gut. Wie hat mal ein bekannter Vertreter des im besten Sinne positiven Denkens gesagt: Hat dein Leben keinen Sinn, dann gib ihm einen........
@Criss1: Immer wieder lebensbejahend und fröhlich ! :D
Ohne Flachs etwas Aggressivität tut hier anscheinend gut.
Wenn Menschen unglücklich sind müssen sie halt selbst was ändern, was in die Hand nehmen.
Das hat nur hier wenig zu suchen.
Aktuell wäre antizyklisch die Energiebranche.
Öl & Versorger
Das Paar WTI&Brent 50/60 USD
Brent könnte ich mir 54 als Test vorstellen (1 Monat) bevor wir in eine Range zwischen 65 +- 15% einpendeln (ab June/Juli).
Politik, Polemik könnte Hoose dann auch noch machen.
Südlink und Irsching finde ich auch NICHT witzig, Lebensmittel sind auch so gut nirgends billiger wie in Deutschland. Selbst Walmart hat sich derart die Finger verbrannt (wann war das ? 2007?) das sie sich nie mehr reintrauen. Buffet hat das dann als German-Code bezeichnet.
Lässt sich halt nicht ändern, Metro ist schwierig und solange ALDI nicht börsennotiert ist (was mit dem Alten sicher nicht passieren wird) muss halt Nestle und Danone herhalten.
Beiersdorf (Tschibo) war 2005 auch antizyklisch, jetzt halt im Zyklus immer noch konservativ.
schätze mal ab dax 20000 muss herr hoose sich eh nach einem anderem job umschauen.herr hoose die meldungen zum dax finde ich spannend,ihre kommentare eignen sich da schon eher als schlafmittel.
Hallo Herr Hoose, Ihr Artikel ist ja nett, aber gerade nach der Börsenentwicklung diese Woche wären antizykliscHe Invesrmenttips angesagter gewesen. Herr Senkowski hat Ihren Job erledigt. In 3 Wochen zu schreiben, dass habe ich ja immer gesagt ist nicht genug! Fakt ist, Gold hatte am Mittwoch gezeigt, dass es durchfallen konnte und am Donnerstag hab ich hedgeputs für meine physischen Bestände gekauft und das auch geschrieben. Der WSK Schluss diese Woche legt klar äda, dass wir bis Mitte Juni die 1000 sehen könnten , Rückläufe nächste Woche Richtung 1200 sind mMn noch mal short Einstiegsgelegenheiten. Der Goldmibenindex HUI ist auf Wochen Basis nie über das obere Bollinger Band gekommen und hatte das angekündigt. Auch hier wäre ein Tipp an ihre Leser,denen Sie seit Jahren Gold und Minen empfehlen, angebracht gewesen
der Dow hat nach Wochenlanger seit/aufwärts Bewegung ohne echte Stärke nun am diese Woche Muster aufgebaut die noch nicht sicher, aber zu ersten shortposis für eine grössere Korrektur einluden. Auch das hätten Sie bringen können. Noch ist der Sl zum Top für ein positions trade nicht weit.
der Dax hat außergewöhnliche Stärke gezeigt, nun ca 16%!!! im Plus innerhalb der ersten 2 Monate !! und ruft nach ner Korrektur, dir charttechnisch bis auf eine Hammerkerze aber nicht bestätigt ist. Aber Sie als Antizykliker habe doch die Aufgabe, darauf aufmerksam zu machen.
ABER dazu gehört Mut, seine eigene Falschmeldung zu Gold etc einzugestehen und zu sagen,; raus und ggf im Juni, dem Standard tiefpunkt des Jahres wieder rein zumal bei ca. 1000 mit Sicherheit rebounded wird.
dazu gehört Mut jetzt für Montag eine shortposis auf Dax zu empfehlen und ggf falsch zu liegen. Na und? Wir reden von einem SL von 100-150 Punkten. Lächerlich im Verhältnis zum tradepotential 500 ggf sogar mehr Punkte.
Ihre seichte ArbeitsplatzGeschichte scheint mir mehr dazu geeignet mich zu fragen, ob der BörsenjournalismusJob nicht auch zu den nicht Benötigten gehört. Glücklicherweise gibt's auch andere Beispiele Ihrer Zunft.
sorry, dass ich heute so deutlich geworden bin. Das ist nicht persönlich gemeint, aber vlt denken Sie mal darüber nach, dass Sie für den Antizyklischen Börsenbrief stehen und nicht f GesellschaftspolitiK.
"Der Mensch wählt (Betonung auf wählen) den Beruf mit dem er am meisten Schwierigkeiten hat." Indische Philosophie die ich bestätigen kann. Deshalb halte ich auch nichts von sog. ehrenamtlicher und humanistischer Tätigkeit - der Egoismus ist die Triebfeder unseres Tuns und auch des Nichtstun.
In dem Artikel steht viel Wahres aber auch viel fragwürdiges.
Jede Beschäftigung sollte Freude bereiten. Nur wenn eine Tätigkeit Spass macht, will man dabei auch besser werden, ist bereit mehr zu investieren und bekommt dies auch finanziell zu spüren.
Nicht jede Tätigkeit muß ein bezahlter Job sein. Ehrenamtliche Tätigkeiten und unbezahlte Tätigkeiten geben letztlich die gleiche Erfüllung. Sie sind vielleicht nicht BIP steigernd, können aber erfüllend sein.
Was wir die letzten Jahre in den meisten Firmen sehen ist, daß die Tätigkeiten immer stärker zerlegt werden und die einzelnen Aktivitäten innerhalb eines Prozesses immer weniger selbstbestimmt erledigt werden. Selbstbestimmte Tätigkeit ist ein wichtiger Faktor für den Spass an der Arbeit. Daneben muß die Arbeit Sinn ergeben bzw der einzelne muß die Zusammenhänge verstehen.
Man darf aber nicht vernachläßigen, daß die Tätigkeit auch zur Persönlichkeit passen muß. Ein Eigenbrödler der Verkaufen soll, wir nur schwer glücklich werden. Oder ein kommunikativer Mensch, der die Buchhaltung macht.
Viele Firmen pressen den Einzelnen in die gegenen Abläufe und Vergessen, daß die Effizienz erst erreicht wird, wenn die Prozesse sich an den Fähigkeiten der Menschen orientieren.
Aber dann darf man den Einzelnen nicht nur als Kostenfaktor sehen, sondern als einen wichtigen Baustein zum Erfolg der Firma.
Ich wurde ja schon als einiges bezeichnet, aber noch nie als Fee :)