Analyse
16:40 Uhr, 01.04.2019

USD/TRY: Investoren fürchten Erdogans Unberechenbarkeit

Seit Jahresanfang hat die türkische Währung zum Dollar rund sechs Prozent verloren. USD/TRY notierte am Montagmittag bei 5,5310. Auf den nächsten markanten Widerstand trifft das Währungspaar am Hoch vom 23. Oktober 2018 bei 5,8736. Die nächste Unterstützung liegt am Tief vom 20. März 2019 bei 5,4047.

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  • USD/TRY
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    Kursstand: 5,53290 TL (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Istanbul (Godmode-Trader.de) - Bei den Kommunalwahlen in der Türkei hat die Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan zwar landesweit rund 45 Prozent aller ausgezählten Stimmen einstreichen können - und seine AKP blieb die stärkste Partei. Der augenscheinliche Verlust der beiden wichtigsten Großstädte des Landes, Ankara und Istanbul, die jahrzehntelang AKP-regiert waren, ist aber eine herbe Niederlage für den machtbewussten Politiker.

Die Reaktion der türkischen Lira auf die Wahl gleicht heute einem Wechselbad der Gefühle. Bereits vor den Wahlen am Sonntag war die türkische Währung zeitweise unter Druck geraten, die Schwankungen nahmen zu. Ähnlich verlief die heutige Reaktion. Die Lira gab zum Dollar zeitweise um mehr als zwei Prozent nach, konnte die Einbußen aber wieder eingrenzen und zuletzt sogar zulegen. „Die Lira bleibt verwundbar, weil die Notenbank weiterhin nicht genügend Glaubwürdigkeit unter den Marktteilnehmern genießt“, lautet eine Einschätzung der Devisenanalysten der Commerzbank.

Die Experten stellen damit klar: An spekulativen Attacken oder am Marktversagen, wie Präsident Erdogan behauptet, liegt es nicht, dass die Lira so anfällig ist. Eher an seinen Schnappschüssen. Nachdem ausländische Banken mit Verweis auf die sinkende Devisenreserven der Türkei den Verkauf von Lira empfahlen, drohte er wegen vermeintlicher Marktmanipulation mit rechtlichen Konsequenzen. Gleichzeitig wies die Regierung in Ankara heimische Geschäftsbanken an, ausländischen Instituten keine Lira mehr zu leihen, um weitere mögliche Wetten auf einen Verfall der Währung zu vermeiden. Was war die Folge? Der Zins für Lira-Übernachtkredite schoss an der Londoner Börse am vergangenen Mittwoch auf bis zu 1.200 Prozent in die Lüfte. Viele Investoren mussten schmerzliche Verluste in Kauf nehmen.

Solche Fehlschüsse der türkischen Regierung dürften das Vertrauen in die Lira weiter schädigen. Erdogans Politik gilt unter Investoren als unberechenbar. Nun wird befürchtet, er könnte seine Angriffe auf die Finanzmärkte nochmals verstärken, um Stärke zu demonstrieren.

Seit Jahresanfang hat die türkische Währung zum Dollar rund sechs Prozent verloren. USD/TRY notierte am Montagmittag bei 5,5310. Auf den nächsten markanten Widerstand trifft das Währungspaar am Hoch vom 23. Oktober 2018 bei 5,8736. Die nächste Unterstützung liegt am Tief vom 20. März 2019 bei 5,4047.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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