Kommentar
11:46 Uhr, 24.12.2014

Teile und herrsche...

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ (Hermann Hesse)

Die Imperatoren im alten Rom waren gerissene Herrscher. Mit allerlei Tricks ist es ihnen gelungen, die Menschen von den eigentlichen Problemen abzulenken und die Aufmerksamkeit auf unwichtige Nebenkriegsschauplätze zu richten.

Die Idee dahinter: War das Volk gespalten, oder waren die Gegner im Krieg miteinander, dann konnten diese sehr viel einfacher besiegt, verführt, belogen und hintergangen werden.

„Divide et impera“ steht daher für das Prinzip Gegner, Besiegte, Vasallen oder Untertanen gegeneinander auszuspielen und ihre Uneinigkeit für eigene Zwecke zu nutzen, zum Beispiel für die Machtausübung.

Als „Teile und herrsche!“ ist das Prinzip in die Weltgeschichte eingegangen und wurde von späteren Potentaten zu einer gewissen Meisterschaft weiterentwickelt. Denn immer schon war den Mächtigen klar: Solidarisiert sich das Volk untereinander, dann wird es sehr viel schwieriger, dieses Volk weiterhin zu regieren.

König Ludwig XI. von Frankreich (1423 – 1483), genannt der Grausame, hat die zweifelhafte Ehre, dass ihm der vielsagende politische Leitfaden heute zugeschrieben wird. In Wahrheit ist er natürlich sehr viel älter: Schon Alexander der Große soll sein Weltreich nach den Grundsätzen von „Divide et impera“ aufgebaut haben.

Wenn Sie heute an das Gezerre um die Ost-Ukraine denken,

an die Pegida-Demonstrationen sowie an die eilig „einberufenen“ Gegenveranstaltungen,

an „Putin-Versteher“ und an „gute Demokraten“,

an rechte und an linke Demonstranten,

an Schwule, Lesben und an Heterosexuelle,

an arme und an reiche Bevölkerungsgruppen,

an Einwanderer und an Einheimische,

an Hartz IV-Empfänger und an Wohlbetuchte,

an gute US-Amerikaner und an böse Islamisten,

an Terroristen und an Friedensdemonstranten,

dann hat das mit dem uralten Prinzip der römischen Kaiser natürlich nicht das Geringste zu tun.

Schließlich leben wir in modernen Zeiten. Heute geht es um Kooperation und um ein friedvolles Miteinander, anstatt um Teilung. Doch weil sich das erst ganz allmählich herumspricht, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis die Menschen verstanden haben, dass immer noch einige „römische Kaiser“ unter uns sind.

Doch anstatt deshalb zu verzweifeln und den Kopf in den Sand zu stecken, sollten wir die Chancen sehen, die sich aus dem Prozess der Um- und Neuorientierung ergeben, der sich gerade vor unseren Augen abspielt.

Oder um es mit Hermann Hesse zu sagen:

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“

Wir wünschen allen unseren Lesern einen „Guten Rutsch“ und ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr!

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

4 Kommentare

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  • watuffli
    watuffli

    Herr Hoose,
    ​auch ich wünsche Ihnen frohe Festtage und ein friedvolles Jahr 2015.

    Zum Arsenal von "Teile und herrsche" gehört vieles und ganz sicher auch die Heuchelei. Sie gilt ja gemeinhin als etwas Schlechtes, Unmoralisches. Das ist gewissermaßen christlich-abendländisch über Jahrtausende tradiert. Aber ist damit die Heuchelei erschöpfend beurteilt? Ich glaube nicht. Das nachfolgende Gedicht liefert die Begründung ;-)

    Doppelsinn der Heuchelei

    Heuchelei ist nicht wohl gelitten
    Sie ist gegen die guten Sitten
    Gegen Aufrichtigkeit und Moral
    Daher gilt uns heucheln als fatal.

    Schon Jesus fasste in frühen Tagen
    Biblische Heuchler hart an den Kragen:
    Nannte sie äußerlich fromm und edel
    Innerlich aber voll Pech und Schwefel.

    Doch historisch geseh'n wär's daneben
    Das Heucheln ganz und gar schlecht zu reden
    Denn ohne kann Politik mitnichten
    Alle ihre Aufgaben verrichten.

    Beim Geheimdienst ist das evident
    Denn dieser wäre schon bald am End'
    Verstünden sich dessen Agenten
    Nicht aufs Täuschen, Fingieren und Blenden.

    Auf dem diplomatischen Parkette
    Ist Verstellung Teil der Etikette
    Gesandte hindernd, zu vielen Fragen
    Frank und frei ihre Meinung zu sagen.

    Erst recht im Streit globaler Mächte
    Um Märkte, Ressourcen, Hegemonie
    Beschwör'n die Kämpen oft hehre Motive
    Wie Frieden, Freiheit und Demokratie.

    Der Kleriker Macht und Herrlichkeut
    könnte nicht prosperieren bis heut'
    Wenn Kirchenfürsten und Hochwürden
    Jedes Gebot strikt befolgen würden.

    Auch im ganz alltäglichen Leben
    Sei'n es Geschäfte, sei es Streben
    Ist Heucheln Schmierstoff für's Getriebe
    Damit nicht stockt das Sozialgefüge.

    Manch clever kreiertes Investpapier
    Als sicher und rentierlich gepriesen -
    Was für die Bank auch stimmte - doch dafür
    Gerieten Anleger in die Miesen.

    Der Jungbeamte Pfiffikus
    Sich heimlich eingestehen muss
    Dass sein Vorwärtskommen leichter geht
    Seit er dem Chef nach dem Munde red'.

    Das Filmesternchen Sehradrett
    Geht mit dem Regisseur in's Bett
    Obwohl er ihr weiß Gott nicht sympathisch
    Aber als Karriereturbo ist er emphatisch.

    So hätt' Jesus auch in uns'ren Tagen​
    Viel über die Heuchelei zu klagen
    Sie ist verwerflich, gilt als schlecht
    Doch ohne sie käm' der Mensch nicht zurecht.

    17:55 Uhr, 24.12.2014
    1 Antwort anzeigen
  • 280a
    280a

    ​Gut wie immer, wünsche Ihnen Frohe Weihnachten!

    14:11 Uhr, 24.12.2014