Teile und herrsche...
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Die Imperatoren im alten Rom waren gerissene Herrscher. Mit allerlei Tricks ist es ihnen gelungen, die Menschen von den eigentlichen Problemen abzulenken und die Aufmerksamkeit auf unwichtige Nebenkriegsschauplätze zu richten.
Die Idee dahinter: War das Volk gespalten, oder waren die Gegner im Krieg miteinander, dann konnten diese sehr viel einfacher besiegt, verführt, belogen und hintergangen werden.
„Divide et impera“ steht daher für das Prinzip Gegner, Besiegte, Vasallen oder Untertanen gegeneinander auszuspielen und ihre Uneinigkeit für eigene Zwecke zu nutzen, zum Beispiel für die Machtausübung.
Als „Teile und herrsche!“ ist das Prinzip in die Weltgeschichte eingegangen und wurde von späteren Potentaten zu einer gewissen Meisterschaft weiterentwickelt. Denn immer schon war den Mächtigen klar: Solidarisiert sich das Volk untereinander, dann wird es sehr viel schwieriger, dieses Volk weiterhin zu regieren.
König Ludwig XI. von Frankreich (1423 – 1483), genannt der Grausame, hat die zweifelhafte Ehre, dass ihm der vielsagende politische Leitfaden heute zugeschrieben wird. In Wahrheit ist er natürlich sehr viel älter: Schon Alexander der Große soll sein Weltreich nach den Grundsätzen von „Divide et impera“ aufgebaut haben.
Wenn Sie heute an das Gezerre um die Ost-Ukraine denken,
an die Pegida-Demonstrationen sowie an die eilig „einberufenen“ Gegenveranstaltungen,
an „Putin-Versteher“ und an „gute Demokraten“,
an rechte und an linke Demonstranten,
an Schwule, Lesben und an Heterosexuelle,
an arme und an reiche Bevölkerungsgruppen,
an Einwanderer und an Einheimische,
an Hartz IV-Empfänger und an Wohlbetuchte,
an gute US-Amerikaner und an böse Islamisten,
an Terroristen und an Friedensdemonstranten,
dann hat das mit dem uralten Prinzip der römischen Kaiser natürlich nicht das Geringste zu tun.
Schließlich leben wir in modernen Zeiten. Heute geht es um Kooperation und um ein friedvolles Miteinander, anstatt um Teilung. Doch weil sich das erst ganz allmählich herumspricht, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis die Menschen verstanden haben, dass immer noch einige „römische Kaiser“ unter uns sind.
Doch anstatt deshalb zu verzweifeln und den Kopf in den Sand zu stecken, sollten wir die Chancen sehen, die sich aus dem Prozess der Um- und Neuorientierung ergeben, der sich gerade vor unseren Augen abspielt.
Oder um es mit Hermann Hesse zu sagen:
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“
Wir wünschen allen unseren Lesern einen „Guten Rutsch“ und ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr!
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de
Herr Hoose,
auch ich wünsche Ihnen frohe Festtage und ein friedvolles Jahr 2015.
Zum Arsenal von "Teile und herrsche" gehört vieles und ganz sicher auch die Heuchelei. Sie gilt ja gemeinhin als etwas Schlechtes, Unmoralisches. Das ist gewissermaßen christlich-abendländisch über Jahrtausende tradiert. Aber ist damit die Heuchelei erschöpfend beurteilt? Ich glaube nicht. Das nachfolgende Gedicht liefert die Begründung ;-)
Doppelsinn der Heuchelei
Heuchelei ist nicht wohl gelitten
Sie ist gegen die guten Sitten
Gegen Aufrichtigkeit und Moral
Daher gilt uns heucheln als fatal.
Schon Jesus fasste in frühen Tagen
Biblische Heuchler hart an den Kragen:
Nannte sie äußerlich fromm und edel
Innerlich aber voll Pech und Schwefel.
Doch historisch geseh'n wär's daneben
Das Heucheln ganz und gar schlecht zu reden
Denn ohne kann Politik mitnichten
Alle ihre Aufgaben verrichten.
Beim Geheimdienst ist das evident
Denn dieser wäre schon bald am End'
Verstünden sich dessen Agenten
Nicht aufs Täuschen, Fingieren und Blenden.
Auf dem diplomatischen Parkette
Ist Verstellung Teil der Etikette
Gesandte hindernd, zu vielen Fragen
Frank und frei ihre Meinung zu sagen.
Erst recht im Streit globaler Mächte
Um Märkte, Ressourcen, Hegemonie
Beschwör'n die Kämpen oft hehre Motive
Wie Frieden, Freiheit und Demokratie.
Der Kleriker Macht und Herrlichkeut
könnte nicht prosperieren bis heut'
Wenn Kirchenfürsten und Hochwürden
Jedes Gebot strikt befolgen würden.
Auch im ganz alltäglichen Leben
Sei'n es Geschäfte, sei es Streben
Ist Heucheln Schmierstoff für's Getriebe
Damit nicht stockt das Sozialgefüge.
Manch clever kreiertes Investpapier
Als sicher und rentierlich gepriesen -
Was für die Bank auch stimmte - doch dafür
Gerieten Anleger in die Miesen.
Der Jungbeamte Pfiffikus
Sich heimlich eingestehen muss
Dass sein Vorwärtskommen leichter geht
Seit er dem Chef nach dem Munde red'.
Das Filmesternchen Sehradrett
Geht mit dem Regisseur in's Bett
Obwohl er ihr weiß Gott nicht sympathisch
Aber als Karriereturbo ist er emphatisch.
So hätt' Jesus auch in uns'ren Tagen
Viel über die Heuchelei zu klagen
Sie ist verwerflich, gilt als schlecht
Doch ohne sie käm' der Mensch nicht zurecht.
Gut wie immer, wünsche Ihnen Frohe Weihnachten!