Systemkrise: Letzte Rettung Goldverbot?
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Bei den Edelmetallen zeigen sich derzeit Entwicklungen, die mittelfristig auf größere Verschiebungen hindeuten. Und womöglich sollte man sich in diesem Zusammenhang auch auf einige unangenehme „Überraschungen“ vorbereiten.
Zunächst sind da die ungewöhnlich massiven Käufe der Zentralbanken: In den vergangenen Monaten haben die internationalen Notenbanken so viel Gold gekauft wie noch nie seit den frühen 1970er Jahren. Die folgende Grafik zeigt das.
Zumindest offiziell hatte das Edelmetall damals allerdings einen ganz anderen Stellenwert als heute: Im Jahr 1971 beendete US-Präsident Nixon die Konvertierbarkeit von Gold gegen Dollar. Das „Goldfenster“ wurde geschlossen, was weitreichende Konsequenzen für die Kapitalmärkte hatte. Die wichtigste: 1971 begann die Ära des ungezügelten Gelddruckens, dessen vorläufigen Höhepunkt wir seit März 2009 bewundern können…
Geht man davon aus, dass die Zentralbanken auch heute weitaus besser über den Zustand des weltweiten Geldsystems informiert sind, als Lieschen Müller, dann sind die sehr massiven Goldkäufe der „Währungshüter“ als Warnsignal erster Güte zu interpretieren.
Ganz besonders gilt dies in einem Umfeld, da ausgerechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) das Gold zu einem der Hauptfeinde der Papiergeldkönige dieser Welt erklärt hat. Im Gold sieht der IWF demnach einen Krisenverstärker – und zieht als „Beweis“ die deutsche Geschichte heran:
In einer harmlos als „Diskussionspapier“ überschriebenen Publikation setzt sich IWF-Ökonom Johannes Wiegand mit der Einführung des Goldstandards im Europa des 19. Jahrhunderts auseinander. Demnach sei Deutschlands einseitiger Übergang zu einer Goldwährung nach der Reichsgründung von 1871 für die große Wirtschaftskrise der 1870er-Jahre mitverantwortlich gewesen.
Die Festlegung der Währungspolitik auf ein Edelmetall habe Europa in eine Deflation getrieben und eine wirtschaftliche Abwärtsspirale ausgelöst.
Die Thesen des IWF kann man so interpretieren, dass „solides Geld“ nach Auffassung dieser Institution für Europa auch heute ein Problem ist. Denn sollte Europa in eine Rezession rutschen, hätten die Währungshüter dem Absturz bei der jetzigen Konstellation wenig bis gar nichts entgegenzusetzen.
Der IWF-Wissenschaftler sieht daher eindeutige Parallelen zwischen der politischen Situation Ende des 19. Jahrhunderts und der heutigen Debatte über die Architektur des Euro. Starke gemeinsame Institutionen seien notwendig, andernfalls könne der Währungsraum nicht stabilisiert werden.
Laut Gunther Schnabl, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Leipzig, rede das IWF-Papier einer europäischen Fiskalunion das Wort, in der ein Land für alle anderen bürgt.
Die gültigen Maastricht-Verträge sehen eine solche Gesamthaftung jedoch ausdrücklich nicht vor.
Wir fassen also zusammen: Auf der einen Seite sehen wir historisch umfangreiche Goldkäufe der Zentralbanken – während gleichzeitig der IWF im Gold einen Krisenverstärker sieht, und ausdrücklich davor warnt.
Zählt man nun eins und eins zusammen, ist die Idee gar nicht abwegig, dass die Zentralbankbürokraten „ganz unerwartet“ mit einer Idee aufwarten könnten, die lange Tradition hat:
Mit einem privaten Goldbesitzverbot hat man sich in der Finanzgeschichte schon mehrfach „schützend“ vor die Öffentlichkeit gestellt. Zuletzt in den USA im Jahr 1933. Ein Zitat dazu aus dem folgenden Beitrag:
“Aufgrund von der mir übertragenen Vollmacht aus Abschnitt 5 (b) des Gesetzes vom 6. Oktober 1917, geändert durch Abschnitt 2 des Gesetzes vom 9. März 1933 (…), in dem der Kongress erklärte, dass ein ernsthafter Notstand existiert, verkünde ich als Präsident, dass der nationale Notstand noch besteht und dass das fortgesetzte private Gold- und Silberhorten der Bürgern der Vereinigten Staaten eine ernsthafte Bedrohung für den Frieden, die Gerechtigkeit und das Wohlergehen der Vereinigten Staaten darstellt.
Um die Interessen unseres Volkes zu schützen, müssen geeignete Maßnahmen sofort ergriffen werden.
Daher verkünde ich in Ausübung der oben genannten Vollmacht, dass solcher Gold- und Silberbesitz verboten ist und dass jeder solche Münzen, Anlagemünzen oder anderen Gold- und Silberbesitz innerhalb von vierzehn Tagen bei amtlichen Beauftragten der Regierung der Vereinigten Staaten gegen Erstattung zum offiziellen Preis in offiziellen Zahlungsmitteln der Regierung abzuliefern hat.”
Im Klartext: Weil die US-Bürger Gold- und Silbermünzen horteten, sah die US-Regierung den Frieden, die Gerechtigkeit und das Wohlergehen der Vereinigten Staaten bedroht. Die abenteuerliche Begründung ließe sich etwas modifiziert vermutlich auch heute ganz leicht verkaufen.
Doch welches Ereignis wäre in der heutigen Zeit darüber hinaus geeignet, die Währungshüter auf den Plan zu rufen, um ein privates Goldverbot anzustoßen?
Womöglich hilft an dieser Stelle die Charttechnik weiter: Beim Blick auf die folgende Abbildung erkennt auch ein Laie, dass hier Größeres anstehen wird, sollte der Goldpreis den Betonwiderstand bei 1.380 US-Dollar knacken. Achten Sie auf die gestrichelte rote Linie…
Eine ausgewachsene Kaufpanik wäre wohl das Mindeste, was bei einem Wochenschlusskurs oberhalb von 1.380 US-Dollar je Feinunze anstehen sollte.
Dass ein solches Ereignis früher oder später unvermeidlich ist, liegt in der Natur der Sache: In einem Geldsystem, das systematisch, also unabänderlich und sozusagen "zwanghaft" auf immer größere Schulden und Kredite angewiesen ist, kann der Goldpreis langfristig gar nicht anders als diese permanente Geldmengenausweitung mit Kursanstiegen widerzuspiegeln.
Hinzu kommt: Gold ist gespeicherte Arbeit. Daher ist es für die Zentralbanken unmöglich, den Goldpreis langfristig zu kontrollieren oder gar dauerhaft zu drücken.
Ein nachhaltiger Anstieg des Goldpreises über 1.380 US-Dollar je Feinunze schreit daher förmlich danach, das ahnungslose Publikum erneut vor dem „bösen Gold“ zu schützen.
Im eigenen Interesse versteht sich...
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de
Wie ist denn Ihre Meinung zu Gold. Gold hat meiner Meinung nach tatsächlich die Chance auf 1400$ in den kommenden (Wochen?) Monaten. Es kommt drauf an, ob Gold sich hier stabilisieren kann und sich diesen Monat noch nachhaltig über 1300 etablieren kann. Ansonsten könnte es weiter fallen.
Sie wissen, wie Sie Ihre Fangemeinde der Dauerpessimisten und Goldbugs gut unterhalten. Meine Meinung hierzu kennen Sie ja. Aber immerhin wird hier mal Gold charttechnisch dargestellt. Mit den 1380 (ich nehme noch die ca. 1400 auf Monatsbasis) haben Sie recht. Nur liegt der Kurs gerade mit 100 weniger weit weit weg und geht Richtung Jahrestief...
Das meine ich doch damit. Ich meine damit keine Dollaranleihen.
Es ist insofern zutreffend, dass meine Dollar- bzw. CHF-Papiere anschließend wieder in die neue Währung getauscht werden können. Solide Werte, die Nestle, unabhängig vom CHF, werden mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auch die Systemkrise überleben. Im Depot muss ja nicht so viel drin sein, dass man Geld davon braucht. Dafür sollte man etwas Gold und Silber (physisch) haben. Mit einem guten Mix aus soliden Aktien und Metallen, sollte man auch die kommende große Krise überstehen.
😂😂😂😂😂🙈🙈🙈
https://www.gegenfrage.com/der...
Nestlé Aktien sind demnach Dollarpapiere?
Ich kann mir aussuchen, ob und wann ich meine Dollarpapiere -oder einen Teil davon- nach dem Systemcrash in die neue Währung umtausche. Ich brauche es nicht, ich kann auch noch 20 Jahre warten. Solange wird ja der Systemcrash nicht auf sich wartenlassen und die Märkte erholen sich nach ein paar Jahren wieder.
Und was hat das für eine Relevanz?
Der eigentliche Punkt im Dow vs Gold ist ein anderer, glaube ich. Die langsame Akkumulation von Gold (1 Unze im Monat/Jahr etc.) ist zielführend und praktikabel. Ein vergleichbares Aktiensparen wäre es auch (Nestlé o.ä.). Bei Gold machen es sogar Dow-Fans, beim Dow macht es aber selbst ein Dow-Fan nur selten. Weiß jemand warum?
PS: Das Haus in Venezuela für 1 Uz. gab es in 2016 nicht und heute auch nicht, völliger Käse.
Ja, es war möglich. Da der Freund, von dem ich ganz am Anfang erzählt habe, im Jahr 2008 angefangen hat jedes Jahr eine Unze Gold zu kaufen, bis heute. Wir reden auch nich von Beträgen von 50.000€ oder so, die der Ottonormalverbraucher allein für Gold eh nicht hat.
Ich weiß, was Sie meinen, aber ich gehe in den kommenden Jahren (noch) nicht von so etwas aus. Es wird kommen, ja, aber noch gehe ich nicht davon aus.