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10:20 Uhr, 19.12.2022

Silberpreis profitiert von angespannter Marktlage

Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch traut Silber 2023 zu, weiteren Boden gegenüber Gold gutzumachen. Er rechnet mit einem Preisniveau von 23 US-Dollar je Feinunze zur Jahresmitte und einem Preisanstieg auf 25 US-Dollar bis zum Jahresende 2023.

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    Kursstand: 23,332 $ (JFD Brokers) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Der Silberpreis blickt auf ein durchwachsenes Jahr zurück. Ähnlich wie Gold legte Silber im ersten Quartal merklich zu. Das Jahreshoch wurde ebenfalls Anfang März bei 27 US-Dollar je Feinunze erreicht. Danach ging es bis Anfang September fast sechs Monate nahezu stetig bergab, als der Preis bei 17,5 US-Dollar ein Zweijahrestief markierte, wie Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch in der aktuellen Ausgabe von „Rohstoffe kompakt“ schreibt.

Silber habe zwischenzeitlich auch eine deutlich schlechtere Preisentwicklung aufgewiesen als Gold. Dies verdeutliche die Entwicklung des Gold/Silber-Verhältnisses, das Anfang September bei 96,5 ein Zweijahreshoch erreicht habe. Dank einer kräftigen Erholung habe der Silberpreis Mitte Dezember wieder das Jahreseinstandsniveau erreicht. Dabei habe Silber auch gegenüber Gold Boden gutgemacht, wie der Rückgang des Gold/Silber-Verhältnisses auf deutlich unter 80 zeige, heißt es weiter.

„Stark preisbelastend waren die meiste Zeit die kräftigen Abflüsse aus den Silber-ETFs. Diese belaufen sich nach elfeinhalb Monaten laut Bloomberg auf mehr als 4.000 Tonnen. Damit dürfte das zu Ende gehende Jahr mit Abstand die stärksten ETF-Abflüsse seit der Auflage dieses Anlagevehikels vor 16 Jahren aufweisen“, so Fritsch.

Allerdings werde damit die ansonsten angespannte Marktlage überdeckt. Wie das Silver Institute und Metals Focus Mitte November berichtet hätten, dürfte der physische Silbermarkt (ohne ETFs) in diesem Jahr das größte Angebotsdefizit seit Jahrzehnten aufweisen. Dieses solle sich auf 194 Millionen Unzen (6.000 Tonnen) belaufen, womit die Nachfrage das Angebot um knapp 20 Prozent übertreffe, heißt es weiter.

„Treibender Faktor dahinter ist ein kräftiger Anstieg der Silbernachfrage um 16 Prozent auf ein Rekordniveau. Dazu sollen alle wesentlichen Nachfragekomponenten einen Beitrag leisten. Die Industrienachfrage soll dabei ebenso ein Rekordniveau markieren wie die Nachfrage nach Münzen und Barren sowie nach Schmuck und Silberwaren. Die dafür verantwortlichen Faktoren dürften auch im nächsten Jahr Bestand haben“, so Fritsch.

Die Industrienachfrage dürfte weiterhin von Elektrifizierung der Fahrzeugflotte, der 5G-Technologie und dem von den Regierungen vorangetriebenen Aufbau der grünen Infrastruktur wie Photovoltaik profitieren. Die physische Investmentnachfrage sollte unvermindert durch die Angst vor hoher Inflation begünstigt werden. Sollte dann noch die Stimmung der ETF-Anleger drehen und diese wieder auf die Käuferseite wechseln, würde sich der Silbermarkt im nächsten Jahr noch stärker anspannen, heißt es weiter.

„Diese Aussicht sowie unsere Prognose eines höheren Goldpreises sprechen für einen steigenden Silberpreis. Auch Silber dürfte vom Auslaufen der Fed-Zinserhöhungen und den danach einsetzenden Spekulationen auf Zinssenkungen profitieren. Die erwartete Konjunkturerholung nach dem Ende der Rezession dürfte Silber als Edelmetall mit einer hohen industriellen Verwendung zusätzlich zugutekommen“, so Fritsch.

Mit der Lockerung der Corona-Beschränkungen in China dürfte die Silbernachfrage einen weiteren Schub erhalten, da China der größte Silberkonsument sei. Dass hier Erholungspotenzial bestehe, zeigten die chinesischen Silberimporte. Diese lägen nach zehn Monaten auf dem niedrigsten Stand seit 2016, heißt es weiter.

„Wir trauen daher Silber zu, weiteren Boden gegenüber Gold gutzumachen. Wir rechnen mit einem Preisniveau von 23 US-Dollar zur Jahresmitte und einem Preisanstieg auf 25 US-Dollar bis zum Jahresende 2023. Das Gold/Silber-Verhältnis würde dann bei 74 liegen“, so Fritsch.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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