Fundamentale Nachricht
17:51 Uhr, 11.09.2020

Ölpreise über 40 Dollar sind derzeit nicht zu rechtfertigen

Sollte die Förderdisziplin innerhalb der OPEC+ aufweichen, könnte dies den Ölpreisen den Rest geben. Diese stehen bereits wegen der akuten Nachfrageschwäche unter Druck.

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  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 37,49000 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 40,03300 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York (Godmode-Trader.de) - Ist derzeit ein Ölpreis jenseits von 40 Dollar überhaupt zu rechtfertigen? Die Fundamentaldaten geben es offensichtlich nicht her. Er herrscht ein Überangebot am Weltmarkt, der Lagerbestandsabbau kommt nicht voran, die Urlaubssaison im Sommer enttäuschte. Zudem trüben sich die Nachfrageaussichten angesichts der weiterhin schwächelnden Weltkonjunktur zusehends ein. Vor allem aber hat sich Chinas Kaufrausch abgeschwächt, nachdem sich das Land über den Sommer mit billigem Rohöl eingedeckt hatte.

Vor kurzem fielen die Preise zum ersten Mal seit Juni wieder unter die 40 Dollar-Marke, da die oben genannten Befürchtungen hinsichtlich der Öl-Nachfrage die Notierungen belasteten. Nach der Internationalen Energieagentur IEA hat nun auch das US-Energieministerium EIA seine Prognose für die Weltrohölnachfrage gesenkt. Die Nachfrageprognose für 2020 wurde um 70.000 Barrel auf 93,07 Mio. Barrel pro Tag nach unten revidiert. Zum Vergleich: Im letzten Jahr wurden nach Daten der EIA weltweit 101,39 Mio. Barrel Öl täglich verbraucht.

Zudem hat der Lagerbericht der EIA einen Anstieg der Rohölvorräte um 2 Mio. Barrel gezeigt, während Analysten ein Rückgang um 3 Mio. Barrel erwartet hatten. Das API hatte am Vortag über einen sogar noch stärkeren Lageraufbau berichtet. Neben höheren Netto-Rohölimporten offenbarten diese Daten eine akute Nachfrageschwäche. So haben die Raffinerien so wenig Rohöl verarbeitet wie zuletzt Anfang Mai und die US-Benzinnachfrage sank auf das niedrigste Niveau seit Mitte Juni.

Auf der anderen Seite erhöht sich wieder das Angebot. In ihrem Kurzfristausblick schätzt die EIA, dass die US-Ölproduktion wieder steigt. An den Rohstoffmärkten kursieren aus Sicht von Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, zudem Befürchtungen vor einem Ende der Förderkürzungen der OPEC und ihrer Alliierten (OPEC+), die angesichts der Konjunkturmisere dringend auf Öleinnahmen, egal zu welchem Preis, angewiesen sind. Sollte nun die Förderdisziplin innerhalb der OPEC+ aufweichen, könnte dies den Ölpreisen den Rest geben. So wird im Irak bereits diskutiert, ob man sich weiterhin an die freiwilligen Produktionskürzungen halten soll.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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