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16:52 Uhr, 06.12.2022

Ölpreisdeckel: kommt nun der Angebotsengpass?

Russland hat angedroht, dass es kein Öl an Länder liefern wird, die den Preisdeckel mittragen. Macht Moskau seine Drohungen wahr, droht doch eine Einschränkung des Ölangebots.

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Der von der Europäischen Union (EU) und den G7-Industriestaaten angestrebte Preisdeckel auf russisches Öl in Höhe von 60 Dollar steht seit gestern - nach monatelangem Ringen. Europäischen Versicherern, Reedereien und Anbietern von Finanzierungen ist es nun nicht mehr erlaubt, den Transport russischer Öllieferungen in Drittländer zu ermöglichen, sofern der Preis für die Ladung über dem festgelegten Niveau liegt. Der Preisdeckel soll alle zwei Monate überprüft und bei Bedarf angepasst werden.

Ebenfalls seit Montag gilt das EU-Embargo für russisches Öl. Dieses darf nur noch in Ausnahmefällen in die EU importiert werden. Beide Maßnahmen der EU sollen dazu beitragen, die russischen Handelserlöse zu reduzieren und dadurch auch die Kriegskasse des Kremls schmälern. Laut dpa unter Berufung auf einen EU-Beamten sind von dem Embargo rund 3 Mio. Barrel Rohöl pro Tag betroffen. Bei einem langfristigen Durchschnittspreis von 70 Dollar je Barrel würden Russland damit pro Tag Einnahmen in Höhe von etwa 210 Mio. Dollar entgehen. Dass die Ölmenge komplett an andere Abnehmer verkauft werden kann, gilt als unwahrscheinlich.

Um die Preisobergrenze für russische Ölexporte in Nicht-EU-Länder durchzusetzen, wurde beschlossen, dass für russische Ölexporte wichtige Dienstleistungen künftig nur noch dann ungestraft geleistet werden dürfen, wenn der Preis des Öls die Preisobergrenze nicht überschreitet. Westliche Reedereien können mit ihren Schiffen damit weiterhin russisches Öl in Länder wie Indien oder China transportieren. Ein Angebotsengpass auf dem Ölmarkt soll damit vermieden werden.

Russland hat unterdessen angedroht, dass es kein Öl an Länder liefern wird, die den Preisdeckel mittragen. Das Land sehe das Instrument als nicht marktwirtschaftlich an und werde einen Mechanismus entwickeln, um die Anwendung der Obergrenze zu verbieten, sagte der russische Vizeregierungschef Alexander Nowak. Macht Moskau seine Drohungen wahr, droht doch eine Einschränkung des Ölangebots.

Indien hat unterdessen angekündigt, weiterhin russisches Öl kaufen zu wollen, da die Bestimmungen dies erlauben, wenn westliche Dienstleister dafür nicht benötigt würden.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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