Kommentar
14:14 Uhr, 26.05.2025

Market Insights: Wenn schlechte Nachrichten keine Wirkung mehr zeigen

Mit den Market Insights bist Du bestens informiert – ob Markttechnik, Saisonalität, Sentiment oder spannende Fakten und Statistiken. Mein Versprechen: Jeden Montag wirst Du mit den Market Insights mindestens eine neue Erkenntnis gewinnen!

Manchmal sagen die Reaktionen des Marktes mehr als jede Schlagzeile. Anfang vergangener Woche verlor die USA ihr letztes verbliebenes AAA-Rating. Moody’s – die einzige der drei großen Ratingagenturen, die bis dahin an dem Rating festgehalten hatte – stufte die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten auf "Aa1" herab. Seit 1917 hatte dieses Gütesiegel Bestand. Und nun – auch weg. Grund dafür? Explodierende Schulden, steigende Zinslasten und ein Haushaltsdefizit nahe der 2-Billionen-USD-Marke. Die logische Folge? Marktpanik? Kursrutsch? Crash?

Weit gefehlt.

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Während viele Anleger ein Déjà-vu wie 2011 erwarteten – damals verlor der S&P 500 nach einem ähnlichen Downgrade über 6 % an einem Tag – passierte diesmal: nichts. Besser gesagt: das Gegenteil. Die Börse eröffnete schwach, klar.


📌 Downgrade der US-Staatsanleihen eine Gefahr?

Kredit-Ratingschocks wie die Herabstufung der US-Bonität durch S&P im Jahr 2011 oder durch Fitch im Jahr 2023 haben sich historisch als wenig nachhaltig für die Aktienmärkte erwiesen.

Zwar reagierte der S&P 500 kurzfristig negativ – mit einem Rückgang von -2,6 % (2011) bzw. -1,2 % (2023) im ersten Monat nach dem Downgrade –, doch bereits wenige Monate später kehrten die Märkte auf Wachstumskurs zurück. Drei Monate nach dem S&P-Downgrade 2011 notierte der Index schon 5,7 % höher, während er nach dem Fitch-Downgrade 2023 vorübergehend noch -7 % im Minus lag.

Yahoo Finance

Sechs Monate nach den Herabstufungen lag der S&P 500 mit 13,4 % (2011) bzw. 8 % (2023) klar im Plus – nach zwölf Monaten sogar mit 18,8 % bzw. 20,8 %. Wer sich von Bonitätsabwertungen nicht aus dem Markt drängen ließ, wurde bisher stets belohnt.

Piranha Profits

Trotz der Herabstufung stampften Privatanleger mit Nachdruck in den Markt. Allein in den ersten drei Handelsstunden flossen laut JP Morgan über 4,1 Milliarden USD netto in US-Aktien – ein historischer Rekord. Am Ende des Tages schloss der S&P 500 sogar leicht im Plus.

📌 So wird das Buy the Dip finanziert

Der Chart zeigt, wie massiv Anleger zuletzt in Schwächephasen Bargeld aus Geldmarktfonds abgezogen haben, um den Dip zu kaufen.

Ritholtz Management

Was sagt uns das? Vielleicht mehr, als jede Notenbankrede oder makroökonomische Statistik es je könnte. Denn Märkte reagieren nicht auf Fakten – sie reagieren auf Interpretationen. Und wenn eine derart symbolträchtige Nachricht wie ein Downgrade der US-Bonität ins Leere läuft, zeigt das nur eines: Das ist keine Bärenmarktrally.

Der Markt zeigt Stärke in der Schwäche, er kauft Schwäche – ein klassisches Zeichen bullischer Überzeugung. "Wenn der Markt schwach eröffnet und stark schließt", so sagen erfahrene Trader, "dann sitzt da echtes Vertrauen unter der Oberfläche." Diese Art von Preisverhalten – Käufer, die Rücksetzer nutzen, um sich zu positionieren – ist kein Zufall. Ein Zeichen, dass Anleger Risiken einpreisen, aber nicht mehr davon erschüttert werden.

Man könnte sagen: Der Markt hat gelernt, mit schlechten Nachrichten umzugehen – oder zumindest sie besser einzuordnen. Natürlich heißt das nicht, dass die strukturellen Probleme verschwunden sind. Das Thema Schulden bleibt akut.

Und in einem Umfeld, in dem sogar ein symbolischer Donnerschlag wie ein Bonitätsverlust nicht mehr verängstigt, sondern zum Kaufsignal wird, lohnt es sich, die eigene Perspektive zu hinterfragen. Nicht jede schlechte Nachricht ist ein Grund zur Flucht. Manchmal ist sie nur das letzte Kapitel eines bereits bekannten Buches.

Und was ist mit dem Thema Anleiherenditen?

Wie empfindlich Aktienmärkte auf das Niveau der 10-jährigen US-Staatsanleihen reagieren?

Solange die Renditen im Bereich zwischen 3,5 und 4,5 % liegen, gelten sie als gesunde Begleiterscheinung einer robusten Konjunktur – mit breitem Rückenwind für Aktien. In diesem "Sweet Spot" profitieren vor allem Qualitätswerte, da steigende Zinsen hier noch nicht als Belastung empfunden werden. Steigen die Renditen jedoch über 4,5 % hinaus, beginnt laut Analyse die kritische Zone: Besonders zinssensitive und niedrig bewertete Unternehmen geraten dann zunehmend unter Druck. Ab einem Niveau von über 5 % spricht Piper Sandler sogar von einer breiten Belastung für den gesamten Aktienmarkt.

Aktuell notieren die Renditen knapp über 4,5 % – ein Niveau, das zwar noch verkraftbar scheint, bei weiterem Anstieg aber zunehmend zur Belastungsprobe für die Börsen werden könnte.

Piper Sandler

📌 Drittstärkste negative Reaktion auf eine US-Bond-Auktion ever

In der halben Stunde nach der Versteigerung von 20-jährigen Treasuries fiel der S&P 500 um satte -1,33 %. Nur zwei Auktionen – am 8. April 2025 und am 7. Februar 2023 – lösten noch heftigere Sofortreaktionen aus. Der sogenannte "Tail" (die Differenz zwischen dem höchsten akzeptierten Gebot und dem Marktpreis) lag bei 1,2 Basispunkten, was auf eine schwache Nachfrage hindeutet. Historisch betrachtet sind solche panikartigen Reaktionen auf schwache Auktionen selten – und in vielen Fällen kam es anschließend zu einer Erholung.

Bespoke

Markttechnik, Saisonalität und Sentiment

📌 Phase zwischen Memorial Day und Labor Day (26. Mai - 1. September)

In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Phase für den S&P 500 im Durchschnitt als positiv erwiesen:

  • Die Medianrendite liegt bei +3,7 %, in 72 % der Fälle war das Zeitfenster im Plus.
  • Besonders stark war die Entwicklung, wenn der Index zuvor im Jahresverlauf bereits im Gewinn lag – dann stieg der S&P 500 in 74 % der Jahre im Sommer um durchschnittlich 4,3 %.
  • Weniger ermutigend fällt das Bild aus, wenn der Index zu Beginn des Sommers im Minus notierte: In diesen Fällen (rote Balken) fiel die Sommerperformance mit einer positiven Trefferquote von nur 67 % und schwächeren Renditen merklich verhaltener aus.
Bespoke

📌 Das ist weiterhin keine Bärenmarktrally ...

Der S&P 500 hat innerhalb von 27 Handelstagen über 19 % zugelegt. Nach solchen Rallys hat der Markt bisher kein einziges Mal in einem Jahr negativ geendet. Seit 1950 gab es nur fünf vergleichbare Phasen, und der Index legte im Schnitt über 30 % innerhalb der darauffolgenden 12 Monate zu. Selbst nach einem Monat oder Quartal waren die Renditen meist positiv. Die aktuelle Dynamik ist also nicht typisch für eine Bärenmarktrally.

Carson

📌 ... und, wenn es doch eine sollte, dann ...

Der S&P 500 hat inzwischen 84 % seines vorherigen Bärenmarkt-Rückgangs wieder aufgeholt. Noch nie kam es laut Daten von 3Fourteen Research in der Vergangenheit vor, dass ein derart hoher Retracement-Level erreicht wurde und anschließend die Bärenmarkttiefs erneut getestet wurden.

Die Grafik analysiert zwölf größere Bärenmärkte und deren typische Double-Bottom-Retests. Sobald das Retracement über etwa 60 bis 70 % hinausging, folgte in keinem Fall ein neuer Rückfall auf das Tief.

Wenn die aktuelle S&P-500-Rally (+19,7 % seit dem Tief vom 8. April) sich im Nachhinein als reine Bärenmarktrally entpuppen sollte, dann wäre sie historisch betrachtet die viertgrößte aller Zeiten. Nur die Bärenmarktrallys in den Jahren 1982 (+21,4 %), 2002 (+20,7 %) und 2008 (+19,9 %) wären dann noch größer gewesen – allerdings wurden alle von weiteren Tiefs gefolgt. Insofern ist der aktuelle Rebound statistisch bereits außergewöhnlich stark und markiert eine kritische Schwelle:

Entweder gelingt der Übergang in einen neuen Bullenmarkt – oder das Risiko einer erneuten Abwärtswelle bleibt real.

3Fourteen Research

📌 Sollte der S&P 500 demnächst ein neues Allzeithoch erreichen, wäre es die schnellste Erholung von einem Bären- oder Fast-Bärenmarkt in der Geschichte

Vom Tief im Februar 2025 bis zur möglichen vollständigen Erholung wären dann nur zwei Monate vergangen – schneller als jede Erholung der letzten 70 Jahre. Zum Vergleich: Der Durchschnitt liegt bei 19 Monaten, bei Bärenmärkten ohne Rezession immerhin noch bei elf Monaten.

Carson

📌 Der stärkste Sommermonat ist der Juli

Seit 2016 waren die Monate Mai, Juni und Juli für den S&P 500 außergewöhnlich stark. In dieser Drei-Monats-Phase gab es insgesamt 26 positive Monate und nur zwei negative, was eine Trefferquote von 93 % ergibt. Besonders auffällig ist der Juli, der im Durchschnitt +3 % bringt – das stärkste Monatsergebnis im Sommerzeitraum.

📌 Montag Gap Downs Muster

Der S&P 500 hat im aktuellen Jahr bereits sieben Mal an einem Montag mit einem Kursrückgang von über 1 % eröffnet – so häufig wie in den beiden Jahren 2023 und 2024 zusammen.

Nur 2009 wurden mit elf solchen Montagen mehr registriert. Setzt sich das Tempo fort, steuern wir auf ein neues Rekordjahr mit 18 Montagseinbrüchen zu.

Bespoke

📌 AAII-Survey: Nach zwölf Wochen erstmals wieder mehr Bullen als Bären

Wenn in der AAII-Umfrage die Zahl der Bullen erstmals seit mehr als zwölf Wochen wieder über der der Bären liegt, folgen historisch betrachtet meist überdurchschnittlich gute Renditen im S&P 500.

Die Tabelle zeigt: In den darauffolgenden ein, zwei und vier Wochen sind die Renditen mit durchschnittlich rund 0,5 bis 2 % zwar moderat – aber ab dem zweiten Monat beginnt eine spürbare Beschleunigung.

Im Schnitt liegt der S&P 500 nach drei Monaten rund 5 % im Plus, nach sechs Monaten sogar über 8 % und nach einem Jahr im Mittel bei +16,7 %. In 90 % der Fälle notiert der Index ein Jahr später höher.

Subu Trade

📌 10-Tage-Durchschnittslinie des Put/Call-Ratios ist auf 0,51 gefallen – den tiefsten Stand seit Juli 2023

Damals folgte darauf eine dreimonatige Korrektur von etwa 10 % im S&P 500.

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Was dir entgeht?

📌 S&P 500-Inklusions-Effekt

📌 Apple 25%-Zölle in den USA eine Gefahr?

📌 Die Capex-Quote (Capex/Umsatz) der Cloud Service Provider

📌 Wie sich die PEG-Ratios der großen Tech-Unternehmen laut Analystenschätzungen von 2025 auf 2026 entwickeln?

📌 Rule of 40 Highflyer

📌 NIKE – Verliert immer mehr Marktanteile

Spannende Earnings diese Woche

Earnings Whispers

📅 Am Montag:
☀️ Meituan
🌙 –

📅 Am Dienstag geht es weiter mit:
☀️ Xiaomi, PDD Holdings, AutoZone, Scotiabank
🌙 Okta, Box

📅 Zur Wochenmitte warten:
☀️ Dick’s Sporting Goods, Sociedad Química y Minera de Chile (SQM), Cummins, CD Projekt, Kingsoft Cloud, Macy’s, Abercrombie & Fitch, Aroundtown, Capri Holdings
🌙 NVIDIA, Salesforce, Veeva Systems, Synopsys, HP Inc., Pure Storage, Nutanix, e.l.f. Beauty, C3.ai, SentinelOne

📅 Am Donnerstag folgen:
☀️ Li Auto, Futu Holdings, Hormel Foods, Foot Locker, Nordstrom
🌙 Costco, Dell Technologies, Marvell Technology, Lululemon Athletica, Ulta Beauty, Elastic, American Eagle Outfitters, PagerDuty, UiPath, Five Below, Ambarella, Gap

📅 Zum Wochenabschluss:
☀️ –
🌙 –


Ich wünsche euch einen erfolgreichen Wochenstart! Euer Valentin

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