Analyse
15:40 Uhr, 22.07.2025

OSCAR HEALTH – Die nächste Hiobsbotschaft im Healthcare-Sektor?

Die Aktie war totgesagt. Dann trendete sie auf Reddit, schoss im Juni +50 % nach oben – und legt nun vorläufigen Q2-Zahlen vor. Wie schlecht steht es um das Insure-Tech-Unternehemen?

Erwähnte Instrumente

  • Oscar Health
    ISIN: US6877931096Kopiert
    Kursstand: 13,620 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Oscar Health - WKN: A2QQXK - ISIN: US6877931096 - Kurs: 13,620 $ (NYSE)

Nach dem Hype folgte der brutale Abverkauf von 22 USD auf 13 USD binnen weniger Wochen. Noch vor den offiziellen Zahlen veröffentlichte Oscar Health vorbörslich seinen Q2-Ausblick: Höhere medizinische Kosten und der operative Verlust nun rund 230 Mio. USD im tiefroten Bereich (erwartet: +264 Mio. USD!). Und trotzdem: Die Umsatzprognose wird deutlich erhöht: auf 12,0 bis 12,2 Mrd. USD, satte 800 Mio. USD über dem bisherigen Ziel. Analysten hatten im Schnitt mit nur 11,24 Mrd. USD gerechnet.

Die Medical Loss Ratio (MLR) – eine der zentralen Stellschrauben im US-Krankenversicherungsgeschäft – steigt zudem auf 86 bis 87 %. Sie bleibt damit noch innerhalb des Rahmenplans für 2025, auch wenn das Zielband von 80,7 bis 81,7 % aus dem Q1 nicht mehr zu halten ist.

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Oscar hatte früh auf die Gefahr reagiert. CEO Mark Bertolini, Ex-Aetna-Chef und einer der erfahrensten Healthcare-Manager der USA, sagte in der Mitteilung: „Wir nehmen angemessene Preisanpassungen für 2026 vor, die das höhere Risiko im Individualmarkt reflektieren. Oscar hat schon oft volatile Phasen gemeistert – und wird es wieder tun.“

Im Gegensatz zu UnitedHealth, das sich noch im Schockzustand nach einem Cyberangriff und schlechter Q2-Visibilität befindet, oder Centene, das wegen verfehlter Risikomodelle seine Guidance gleich ganz gestrichen hat, kommuniziert Oscar offensiv.

Man passt die 2025-Guidance zwar an, belässt sie aber ambitioniert:

Erwartet wird ein Umsatzwachstum von 7 % auf 12,0 bis 12,2 Mrd. USD, eine MLR von 86 bis 87 % (zuvor 80,7 bis 81,7 %), eine SG&A-Ratio von 17,1 bis 17,6 % (vorher 17,6 bis 18,1 % - ergo man kompensiert etwas durch Kostendisziplin), ein operativer Verlust von –300 bis –200 Mio. USD und ein adj. EBITDA von ca. 120 Mio. USD.

Wenn Oscar es schafft, die SG&A-Ratio dauerhaft unter 17 % zu drücken, wird jede kleine Verbesserung der MLR direkt zuträglich auf die Margen wirken. Mit +Oscar, einer Plattformstrategie für digitale Versicherungstools, zielt man zudem auf SaaS-Umsätze. Noch ist das Segment klein – aber es birgt das Potenzial für weitere Margenausweitung und Diversifizierung.

Oscar zählt mittlerweile über zwei Millionen Versicherte, ein Plus von 41 % YoY. Doch fürs Jahresende rechnet man nur mit 1,8 Mio. aktiven Mitgliedern – der Rückgang ist antizipiert, weil die "Enrollment Windows" verkürzt werden und damit weniger Neuabschlüsse möglich sind.

CEO Bertolini warnt offen vor der politischen Großwetterlage. Mit einem möglichen Sieg Trumps könnten Subventionen für Versicherte wegbrechen, was zu einem Anstieg der Prämien um bis zu +75 % führen könnte. Studien warnen vor einem Einbruch des ACA-Markts um 30 bis 50 %. Für Oscar, das fast vollständig im ACA-Geschäft aktiv ist, wäre das fatal: weniger Mitglieder, schlechteres Risikoprofil, höhere MLR.

Fazit

Oscar Health bleibt keine Aktie für Defensive. Aber mit rund 2 Mrd. USD Netto-Cash und einem EV von nur 1,5 Mrd. USD zahlt man für das operative Geschäft faktisch fast nichts.

Ich finde die vorgezogene Kommunikation einen wichtigen Schachzug nach den Hiobsbotschaften der anderen Krankenversicherer (Analysten-Downgrades hatte es bereits einige gehagelt) – vor allem angesichts der jüngsten Kursverluste.

Der Sektor bleibt aber ein Minenfeld. Es bleiben Fragen, wie zur Nachhaltigkeit auch dieser Zahlen (politisch kann sich ständig etwas ändern), zur Dauerhaftigkeit der SG&A-Senkungen und der Stabilität der Medical-Loss-Ratio.

Das Oscar Management zumindest gibt sich positiv: Man habe die Modelle angepasst, man sei im Pricing für 2026 konservativ unterwegs und man sei überzeugt, dass man auch mit weniger Subventionen überleben könne. 98 % der aktuellen Policen sollen neu bepreist werden.

Damit bleibt Oscar zwar defizitär, aber kontrolliert defizitär. Die operative Marge nähert sich der Nulllinie, und in einem Marktumfeld voller "Guidance-Kollaps" und Regulierungsschocks ist das fast schon ein Qualitätssiegel.

Der vollständige Quartalsbericht wird am 6. August erwartet.

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  • DMC-12
    DMC-12

    "...schlechte Q2 Visibilität..." - warum nicht "schlechter Q2-Ausblick", Valentin? Yes, You can...

    17:44 Uhr, 22.07.