Kommt sie oder kommt sie nicht – die Rezession?
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Vor rund einem Jahr war noch von einer tiefen Rezession in Europa in den Herbst- und Wintermonaten 2022 infolge der kriegsbedingten Energiekrise die Rede. Die Rezession in Europa ist aber bis dato nicht wirklich eingetreten, da die Energieversorgung viel besser als ursprünglich gedacht, gemanagt werden konnte. Die nächste Indikation geht von der inversen Zinskurve aus, da bislang jeder Rezession in der Vergangenheit eine solche Konstellation am Kapitalmarkt vorangegangen ist. Mit der offenbar noch nicht überwundenen Krise bei den amerikanischen Regionalbanken besteht ein weiterer Unsicherheitsfaktor.
Trotz all dieser Risiken haben sich die Konjunkturerwartungen für die USA und Europa auf niedrigen, aber doch positiven Wachstumsraten eingependelt. Im wichtigen Dienstleistungssektor deuten die Umfragen unter Wirtschaftstreibenden im Gegensatz zum verarbeitenden Gewerbe sogar auf Expansion hin. Die „economic surprises“, also die Differenz von veröffentlichten und erwarteten Wirtschaftsdaten hält sich in allen Regionen seit Monaten im positiven Bereich.
Auch die Gewinnausweise der Unternehmen überraschen – wenngleich nach negativen Revisionen der Analyst:innen im Vorfeld der Berichtssaison – mehrheitlich positiv. Bemerkenswert ist auch immer noch das solide Umsatzwachstum im Jahresvergleich, obwohl bereits im Vorjahr überdurchschnittlich hohe Zuwachsraten durch die Erholungseffekte nach der Coronakrise erzielt wurden. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich die Wirtschaft bis dato erstaunlich gut hält, auch wenn es nicht an Risikofaktoren mangelt.
Die deutlich höheren Zinsen, in Hinblick auf die Eindämmung der Inflation, machen sich bemerkbar und sollen dies auch. Wir sehen aber weiterhin ein Zeitfenster für „risky assets“ bis in den Sommer oder Herbst – nicht zuletzt deshalb, weil nach dem Ende von Zinsanhebungen meist eine gute Marktphase folgt – und positionieren uns entsprechend.
Staatsanleihen könnten von einer risk-off Phase an den Credit-Märkten profitieren
Die Renditen von Staatsanleihen tendierten zuletzt seitwärts. Risikoprämien von Euro- Staatsanleihen (Italien, Spanien etc.) taten dies ebenfalls. Wir haben unsere
Positionierung in Bezug auf Euro-Staatsanleihen seit langem erstmals geändert und sehen vor bei italienischen Staatsanleihen gute Chancen. Darüber hinaus bevorzugen wir US-Staatsanleihen gegenüber kanadischen Staatsanleihen. In Summe rechnen wir kurzfristig mit einer risk-off Phase an den Credit-Märkten, wovon Staatsanleihen relativ profitieren sollten.
Unternehmensanleihen: zwischenzeitliche Erholung möglicherweise nur von kurzer Dauer
Der Optimismus an den Credit-Märkten ist im März mit den Problemen am US-amerikanischen und europäischen Bankenmarkt verpufft. Die zwischenzeitliche Erholung könnte nur von kurzer Dauer gewesen sein. Die zunehmend restriktivere Kreditvergabe, schwache PMIs und dementsprechend zurückhaltende Investitionspläne des Unternehmenssektors deuten auf eine Abkühlung der wirtschaftlichen Dynamik und eine höhere Risikoaversion an den Finanzmärkten hin. Das berücksichtigen wir auch bei unserer Positionierung dieser Assetklasse.
Emerging-Markets-Anleihen: starke Signale aus China
Die chinesische Wirtschaft hat zuletzt starke Signale ausgesandt und könnte die Schwellenländer-Anlageklassen beflügeln, da sich die chinesische Wirtschaft schneller als erwartet öffnet und sich Konjunkturprognosen für das Land deutlich verbessert haben. Der höhere Rohstoffbedarf Chinas (und damit höhere Rohstoffpreise) macht jedoch die Inflationsbekämpfung für die globalen Notenbanken schwieriger und vermutlich langwieriger als noch vor Kurzem erwartet.
Entwickelte Aktienmärkte: Konjunkturvorlaufindikatoren stabilisieren sich
Die internationalen Aktienmärkte tendierten in den letzten Wochen in Summe seitwärts. Die Turbulenzen in Zusammenhang mit dem Bankensektor konnten die Stimmung bis jetzt nicht nachhaltig trüben. Im Bereich der Konjunkturvorlaufindikatoren sehen wir eine Stabilisierung, wobei die Anleger:innen unverändert eher vorsichtig sein dürften. Wir bleiben Aktien gegenüber positiv gestimmt und erhöhen unsere Positionierung leicht.
Schwellenländer-Aktienmärkte: Bewertungssituation nach wie vor attraktiv
Weiterhin befinden sich die Aktienmärkte der Emerging Markets in einem relativen Abwärtstrend im Vergleich zu den entwickelten Märkten. Innerhalb der Region sind dieses Jahr Technologieaktien die Gewinner. Die Bewertungssituation stellt sich nach wie vor recht positiv dar. Insbesondere Aktien aus Lateinamerika wirken günstig. Hier kann man eine sehr gute Entwicklung der Gewinne verzeichnen, die die Bewertungen der Märkte weiter tief halten.
Rohstoffmärkte: Energiesektor von schwächeren Nachfragedaten belastet
Die Rohstoffmärkte präsentierten sich zuletzt schwächer. Dies lag vor allem an der sehr geringen Preisentwicklung im Energiebereich. Die Wirkung der Förderkürzung wirkte nur kurz und aktuell belasten vor allem schwächere Nachfragedaten. Der Bereich Edelmetalle konnte vor allem von der Aussicht auf ein Ende der Zinsanhebungen profitieren.
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