Fundamentale Nachricht
13:02 Uhr, 30.04.2024

Russland soll 2024 stärker wachsen als viele entwickelte Industrienationen

Vor allem der rasant wachsende Handel mit China, aber auch mit Indien und der Türkei hat laut Raiffeisen-em-report von Angelika Millendorfer, Leiterin des Teams Emerging Markets Aktien, die meisten westlichen Sanktionen bislang weitgehend ins Leere laufen lassen.

Globaler Überblick: Neben dem noch immer von den meisten favorisierten „Soft Landing“-Szenario rückt die Möglichkeit eines „No Landing“ stärker ins Rampenlicht. Das wäre eine Situation, in der die Abschwächungen bei Wachstum, Arbeitsmarkt und Inflation nur marginal sind und die US‑Notenbank die Leitzinsen damit schwerlich senken kann. Zudem könnte die sehr lockere Ausgabenpolitik der US-Regierung für weiteren Aufwärtsdruck auf Anleiherenditen und Inflationserwartungen sorgen.


China
: Chinas Wachstum überrascht im ersten Quartal nach oben, doch Zweifel an der Stärke der Konjunktur bleiben. Der Immobilienmarkt ist weiterhin in einer schwierigen Lage. Auch gibt es in einigen Bereichen der Produktion erhebliche Überkapazitäten, die kurzfristig nur über Exporte gemildert werden können. Genau darum sorgt sich der IWF, der hier das Potenzial für neuerliche globale Handelskonflikte sieht. Speziell bei Autos ist tatsächlich eine massive Exportoffensive Chinas zu beobachten, vor allem bei Elektroautos.

Indien: Moody‘s hat die Wachstumsprognose für das im April beginnende Fiskaljahr von 6,6 auf 8 % angehoben. Indische Staatsanleihen werden ab Juni in den wichtigsten globalen Anleiheindex für Schwellenländer-Lokalwährungsanleihen aufgenommen. Derweil starten die Parlamentswahlen, und es ist wie immer ein wahres Mammutprojekt. In sieben Phasen werden über sechs Wochen hinweg nach und nach die Stimmen abgegeben. Die Ergebnisse sollen am 4. Juni veröffentlicht werden. Die regierende BJP sieht einem Wahlsieg entgegen.

Brasilien: Die Aktien geben gegen den globalen Trend und als einzige in Lateinamerika im März nach. Die Wirtschaftsdaten bleiben gemischt und zeigen eine weiterhin wenig dynamische Konjunktur.

Russland: Präsident Putin gewinnt erwartungsgemäß die Präsidentschaftswahl. Der IWF hebt einmal mehr seine Wachstumsprognose für Russland an, das 2024 stärker wachsen soll als viele entwickelten Industrienationen. Getrieben wird Russlands (zumindest optisch) starke Wirtschaftsentwicklung vor allem von hohen Investitionen, der Kriegsgüterproduktion und robustem Privatkonsum. Vor allem der rasant wachsende Handel mit China (rund 240 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr), aber auch mit Indien und der Türkei hat die meisten westlichen Sanktionen bislang weitgehend ins Leere laufen lassen.

Türkei: Die Opposition fährt Erdrutschsiege bei den Kommunalwahlen ein. Angesichts der überzeugenden Wiederwahl des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu herrscht weitgehend Konsens darüber, dass er im Jahr 2028 für das Präsidentenamt kandidieren wird. Die Annäherung zwischen der Türkei und den USA geht (vorerst) weiter – und die Notenbank überrascht mit einer weiteren Zinsanhebung.

CE3 (Polen, Tschechien, Ungarn): In Polen geht der Wachstumsausblick rauf, die Inflationsprognosen runter. Es drohen aber in den kommenden Quartalen nochmals Inflationsanstiege, weil die Regierung vermutlich etliche Maßnahmen wieder aufheben bzw. auslaufen lassen wird, die zur Begrenzung der Preisanstiege erlassen worden waren.

In Tschechien senkte die Notenbank die Leitzinsen neuerlich um 0,50 % auf jetzt 5,75 %. Die jüngsten Konjunkturindikatoren signalisieren, dass sich die volkswirtschaftliche Aktivität im ersten Quartal etwas belebt hat.

Ungarns Notenbank hat den Leitzins neuerlich kräftig gesenkt. Der Wirtschaftsminister erwartet 2,3 % Wachstum für 2024. Das Ziel von 4 % Wirtschaftswachstum p. a. sei heuer nicht erreichbar, es sei aber realistisch für 2025 und die Folgejahre. Bis 2030 will man 90 % der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des EU-Durchschnitts erreichen. Re-Industrialisierung sei dafür ein entscheidendes Mittel und die Steigerung der Warenexporte. Unterdessen wird Orbans Regierung von Vorwürfen der Korruption und krimineller Manipulation bei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen erschüttert.

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