„Bad news are good news”
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Nach einer längeren Phase, in der positive Überraschungen bei den Wirtschaftsdaten zu erfreulichen Entwicklungen geführt hatten, weil damit die Aussicht auf eine verbesserte Gewinnsituation bei den Unternehmen untermauert wurde, hat der Markt zuletzt auch auf etwas schlechtere (US-) Daten positiv reagiert. Grund dafür ist die erhöhte Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen. Zwischenzeitlich war gar keine Senkung mehr für 2024 erwartet, sondern im Gegenteil, vereinzelt sogar von der Möglichkeit einer Zinsanhebung ausgegangen worden. Grund dafür war die zähe Inflation infolge der robusten US-Wirtschaft.
Doch nun – nach einigen schwächeren Makrodaten und vermehrten Anzeichen für eine Entwarnung an der Inflationsfront – erhöht sich auch für die Fed der Spielraum für Zinssenkungsfantasien. Sollte sich diese Tendenz im weiteren Jahresverlauf bestätigen oder gar verstärken, wird sich der Markt ab einem gewissen Punkt die Frage stellen, ob dieser Schritt der Notenbanken wirklich nur positiv zu sehen ist.
Denn die Inflation sinkt in der Regel dauerhaft nur in Verbindung mit einer schwächeren Wirtschaftsentwicklung, was folglich die Diskussion über eine drohende Rezession auch in den USA wieder in Gang setzen wird. Schließlich wird von einzelnen Marktexpertinnen und -experten noch immer eine US-Rezession erwartet. Sie argumentieren, dass die dämpfenden Wachstumseffekte der nun länger schon restriktiven Geldpolitik früher oder später überhandnehmen werden und folglich auch die aktuellen Gewinnschätzungen, insbesondere für 2025, zu optimistisch sind.
Und spätestens dann könnte der Markt zur Ansicht kommen, dass sich schlechte Nachrichten nicht mehr positiv, sondern tatsächlich negativ auswirken, zumindest bei riskanteren Assetklassen. Und damit wäre der Wechsel ins nächste Regime vollzogen. Ob und wann es in den nächsten Monaten dazu kommen wird, bleibt noch abzuwarten. Zumal die abflauende Inflationsdynamik in Kombination mit den immer noch soliden Wirtschaftsdaten und der bislang sehr positiven Entwicklung bei den Unternehmensgewinnen ein weiterhin konstruktives Marktumfeld darstellt. Unsere Indikatoren stellen sich für riskante Assets im Juni nahezu unverändert dar, somit bleiben wir hier auch weiterhin positiv gestimmt.
Staatsanleihen: Renditen zuletzt weiter angestiegen
Die Renditen risikoarmer Staatsanleihen sind im Mai weiter angestiegen. Zurückhaltend blieben auch die globalen Analysten-Renditeprognosen, die – wenn überhaupt - nur geringfügige Renditerückgänge lang laufender Staatsanleihen zum Ausdruck bringen. Wir erwarten zwar sinkende Staatsanleiherenditen, gehen jedoch davon aus, dass risikoreichere Anleiheklassen (Investmentgrade-Unternehmensanleihen und Emerging-Markets-Hartwährungsanleihen) noch besser performen werden.
Unternehmensanleihen: Risikoprämien könnten weiter sinken
Unternehmensanleihen bleiben bei Investoren weiterhin gefragt und deren Risikoprämien auf niedrigen Niveaus mit der Tendenz, weiter zu sinken. Diese Anleiheklasse profitiert von niedrigem aber positiv erwartetem Wirtschaftswachstum und damit einem Umfeld, in dem weder hochriskante Wachstumspläne von Unternehmen gewälzt werden noch eine ertragsschädliche Rezession belastend wirkt. Resultat: Gering erwartete Downgrade- oder Ausfallrisiken. Wir schätzen vor allem auf Euro lautende Investmentgrade-Unternehmensanleihen weiterhin als interessant ein.
Emerging Markets mit guter wirtschaftlicher Dynamik
In Summe weisen die Emerging-Markets-Länder eine vergleichsweise gute wirtschaftliche Dynamik auf, wenngleich weniger überzeugend als von uns erwartet. Relativ zu anderen Spread-Assets sehen wir bei Schwellenländer-Anleihespreads derzeit das beste Risiko-/Ertragsprofil.
Entwickelte Aktienmärkte: Unternehmen übertreffen bei Gewinnen Überwartungen
Die internationalen Aktienmärkte konnten in den letzten Wochen erneut zulegen. Als Unterstützungsfaktor diente einmal mehr die Berichtssaison. Die Unternehmen konnten mehrheitlich die Erwartungen übertreffen und auch die Gewinnrevisionen zeigen zuletzt ein positives Bild. Die Stimmungsindikatoren zeigen weiter sehr erfreuliche Daten und damit auch ein Risiko für temporäre Kursrücksetzer. Entsprechend der in Summe positiven Rahmenbedingungen sind wir bei Aktien derzeit stärker investiert.
Schwellenländer-Aktienmärkte: absolute Entwicklung weiterhin positiv
Nachdem bei Aktien aus den Emerging Markets, insbesondere durch die starke Bewegung bei Aktien aus China, im April kurzfristig nach langer Zeit wieder einmal Aktien aus den Schwellenländern outperformen konnten, ist man jetzt wieder, in der relativen Entwicklung, zurückgefallen. Dennoch ist die absolute Entwicklung weiterhin positiv und wir gehen davon aus, dass sich das die nächsten Monate fortsetzen wird, da wir eine weitere Gewinnerholung bei den Unternehmen erwarten.
Rohstoffmärkte: Preisrückgänge im Energiebereich
Trotz anhaltender geopolitischer Unsicherheiten verbuchte der Energiebereich in den letzten Wochen Preisrückgänge. Die OPEC-Entscheidung, die Förderkürzungen schrittweise zurückzufahren, sorgte in den letzten Tagen für Preisdruck. Der Edelmetallbereich präsentiert sich angesichts der zuletzt weiter gestiegenen Realrenditen unverändert sehr fest.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.