Kommentar
10:53 Uhr, 10.10.2014

Ja mei!

Manchmal muss man gar nicht viele Worte verlieren. In einigen Gegenden Deutschlands genügen sogar nur zwei - und alles ist gesagt!

Kennen Sie den Ausdruck „Ja mei“? Im bayerischen Sprachgebrauch können diese beiden einfachen „Wörter“ alles Mögliche bedeuten. Streng genommen, also im Sinne der deutschen Rechtschreibung, ist es sogar nur ein Wort, nämlich das „Ja“, das andere (mei) ist eine Art bayerische Erfindung, die meist (aber durchaus nicht immer!) in Kombination mit einem vorgestellten „Ja“ vorkommt.

Die Deutung dieses Begriffpaares ist nun überraschend diffizil. „Ja mei“ kann zum Beispiel übersetzt werden mit: „Da kann man nichts machen“. Oder auch: „Das war doch abzusehen“.

Wichtig ist zudem die Betonung, also gewissermaßen die stimmliche Akzentuierung: Kurz dahingesagt kann "Ja mei" beispielsweise ein gewisses Desinteresse signalisieren. Ein gedehntes "Ja mei" mit steigender Stimmhöhe kann auf erfreutes Erstaunen hindeuten. Bei eher seufzender Stimmlage, kann dieser urbayerische Begriff auch höchste Anteilnahme signalisieren.

Das heißt: Wofür der Norddeutsche, und erst recht der Italiener, einen ganzen Wortschwall benötigt, das schafft der Oberbayer (und gelegentlich auch der Niederbayer) mit zwei kleinen Lippenbewegungen.

Und wissen Sie was?! Als ich heute morgen, gleich nach dem Frühstück, einige Börsenkommentare gelesen habe, da war mein erster Gedanke:

Ja mei!

In diesem Fall wohl am ehesten zu übersetzen mit: „Warum fällt Euch das erst jetzt auf?“ oder „Das kann doch eigentlich niemanden überraschen“.

Viele Kollegen scheinen nämlich gerade erst zu registrieren, was seit Monaten mit großen Buchstaben überall angeschrieben steht: Dass die Lage an den Kapitalmärkten doch nicht so rosig ist, wie sie, die Kommentatoren, bis vor wenigen Wochen noch geglaubt hatten. Deshalb wird jetzt eifrig zurück gerudert. Die „Rettungspolitik“, die wir seit Jahren bestaunen dürfen, ist nun auf einmal vielleicht doch keine so gute Idee. Das können wir da jetzt tatsächlich lesen!

Andere sind da schon ein wenig trotziger: Kaum fallen die Kurse einmal ein paar Tage hintereinander, wird nun, einem alten Reflex folgend, lauthals nach der Notenbank gerufen. Die EZB solle doch bitte eingreifen und möglichst bald die Börsen „retten“. Zum Beispiel, indem sie in großem Stil Staatsanleihen aufkauft.

Natürlich wird sie das schon bald tun, doch wer immer noch nicht verstanden hat, dass auch dieser verzweifelte Schritt nichts bewirken wird, dem kann man nur ein herzhaftes „Ja mei!“ zurufen Diesmal mit der Bedeutung: „Du Hornochse wirst es wahrscheinlich nie kapieren!“

Im Großen und Ganzen scheint sich im Übrigen gerade eine gewisse Desillusionierung breit zu machen: Während der DAX mit der „Betonmarke“ von 8.900 Punkten flirtet, eine Tatsache, die viele Kollegen noch zu Jahresbeginn für „vollkommen ausgeschlossen“ gehalten hatten, scheinen die Anleger in den USA gerade vor einem veritablen Oktober-Crash zu zittern.

Am Donnerstagabend hat der Angst und Gier Index des Börsensenders CNN das mit weitem Abstand niedrigste Niveau seit mehr als drei Jahren erreicht. Nur noch drei Punkte von 100 Möglichen:

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Das bedeutet: Der großen Masse schlottern jetzt die Knie. Ein Crash scheint unausweichlich.

Doch das ist die wirklich gute Nachricht an diesem Freitag: Denn wovor alle Angst haben, das wird garantiert nicht eintreffen...

Ja mei!

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

21 Kommentare

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  • Gaeko
    Gaeko

    Sehr geehrter Herr Hoose,

    Ihre makroökonomische Sichtweise lässt sich gut nachvollziehen.

    Ihre Schlussfolgerung über den weitern Verlauf: "Denn wovor alle Angst haben, das wird garantiert nicht eintreffen..." halte ich für sehr gewagt. Sie sollten diesbezüglich etwas vorsichtiger formulieren. Immerhin bieten Sie Dienstleister eine Orientierung für die Leser an. Diesbezüglich sollten sie ihrer Verantwortung gerecht werden. Garantiert ist schon eine von Zweifel befreite Position und wird der Börse nicht gerecht.​

    09:58 Uhr, 12.10.2014
  • Mike.
    Mike.

    ​Bin zwar kein Verfechter des Dauerpessimismus aber wo die Angst am größten wird , entsteht an der Börse meistens der Wendepunkt....

    Allen ein schönes WE

    19:25 Uhr, 11.10.2014
  • BOPPO
    BOPPO

    ​Ja mei

    16:41 Uhr, 11.10.2014
  • marwing
    marwing

    Ausgeprägte Angst spricht für starken Pessimismus, nicht für Optimismus. Oder sehe ich das falsch? Das würde also eher für einen Boden sprechen.

    13:17 Uhr, 11.10.2014
    2 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    ​Die Zentralplaner der Berliner Blockparteien und die Geld-Dschihadisten in den Notenbanktürmen versuchen seit 6 Jahren mit allen Mitteln, die Gesetze der Ökonomie auszuhebeln. Konjunkturzyklen auch mit durchaus heftigen Rezessionen sind in einem gesunden kapitalistischen Wirtschaftssystem völlig normal und überaus wichtig um Fehlentwicklungen zu bereinigen. Rezession und Konjunkturzyklus, tja wenn diese Begriffe fallen, dann bekommt der typische Vertreter unserer verlogenen Politikerkaste hektische rote Flecken im Gesicht, Übelkeit befällt ihn und es läuft ihm eiskalt den Rücken hinunter. Mittels der Gelddruckmaschine wurde versucht, diese zugegebenermassen unangenehmen Begleiterscheinungen des Kapitalismus weg zu drucken. Die westliche Welt wurde mit frisch gedruckten Moneten in sintflutartigem Ausmass geflutet. Nun, im zu Ende gehenden Jahr 2014, häufen sich die Hinweise, das ein weiteres Kaufen von Zeit schwierig und immer weniger effektiv wird.

    12:07 Uhr, 11.10.2014
  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    ​Sehr gut Herr Hoose, der Zeiger bricht aktuell bei 1 ja schon fast ab. Unter 0 wird es wohl kaum gehen. Ergo die beste Zeit sich wieder etwas ins Depot zu holen, denn die allumfassende Korrektur wird vermutlich erst bei 18000 stattfinden. Und bis dahin haben wir noch etwas Zeit. Denn ich glaube kaum, dass die großen Jungs einen Jahresabschluss bei 16.000 zulassen werden, also eine negative Jahresperformance. Das geht doch mal gar nicht...

    10:11 Uhr, 11.10.2014
  • geho
    geho

    http://money.cnn.com/data/fear-and-greed/

    23:17 Uhr, 10.10.2014
  • geho
    geho

    Fear & Gread übrigens aktuell auf 1 !!!

    23:09 Uhr, 10.10.2014
  • geho
    geho

    ​Die 8900 Marke hat überhaupt keine Bedeutung wenn man auf allen Internetseiten liest dass sie eine allesentscheidene Bedeutung hat. Es kann jetzt genausogut tatsächlich auf 8100

    fallen - es kann aber genau so gut in vier Wochen wieder auf 10000 stehen - und alle Experten haben das dann natürlich auch wieder vorher gewusst!

    23:07 Uhr, 10.10.2014
    1 Antwort anzeigen