Inflation und Zinsen: Machen die Zentralbanken alles falsch?
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Realzinsen sind Nominalzinsen abzüglich Inflation (R = N - I). Anders ausgedrückt sind die Nominalzinsen die Summe von Realzinsen und Inflation (N = R + I).
Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass eine Reduzierung der Nominalzinsen durch die Notenbank die Inflation erhöht, weil im Zuge dessen Geld ins System gegeben, oder die Nachfrage angekurbelt wird.
Was aber, wenn diese Theorie überhaupt nicht haltbar ist, und die Realzinsen langfristig nicht über Geldpolitik, sondern nur durch Angebot und Nachfrage beeinflusst werden können?
Drei Schlussfolgerungen
- Sinkende Nominalzinsen würden aus mathematischen Gründen die Inflation mit nach unten ziehen.
- Die gesamte Geldpolitik der letzten Jahre wäre in die falsche Richtung gelaufen.
- Ein Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik würde im Umkehrschluss die Inflation nach oben treiben.
Zusätzlich prekär wäre die Situation deshalb, weil die Fed ja überhaupt nicht vor hat, die Zinsen über den Verkauf von Bonds abzuwickeln, sondern die Überschussreserven auf absehbare Zeit im System verbleiben werden.
Das Szenario wäre albtraumhaft: Steigende Inflation aufgrund Leitzinsanhebung + ein Meer an Überschussreserven die in diesem Falle in die Realwirtschaft abfliessen würden + eine Zentralbank die diese Mechanik nicht durchschaut.
Sind diese ketzerischen Gedanken zu absurd, um überhaupt ernsthaft in Erwägung gezogen zu werden? Nein, sondern im mehr ökonomische Schwergewichte (zuletzt John Cochrane - siehe Links) halten die Theorie für sehr plausibel.
Als Nicht-Volkswirtschaftler verdreht es einem bei näherer Beschäftigung mit der Theorie regelrecht den Kopf, denn sie verkehrt das keynesische Weltbild in sein absurdes Gegenteil.
Ich bin nicht kompetent genug, um eine Position in der immer heftiger werdenden Debatte zu beziehen, aber es ist beeindruckend, wie wenig selbst die schlausten Köpfe dieser Welt die einfachsten Grundlagen des Wirtschaftssystems zu verstehen scheinen, und sich zunehmend in wirtschaftsphilosophischen Auseinandersetzungen ohne wirkliche empirische Basis verheddern.
johnhcochrane.blogspot.com/2014/10/heretics.html
johnhcochrane.blogspot.com/2014/10/monetary-policy-with-interest-on.html
johnhcochrane.blogspot.com/2014/11/the-neo-fisherian-question.html
Ja, die Zentralbanken machen alles falsch.
"...die Zentralbanken – segeln mit mathematischer Gewissheit ihrem Untergang entgegen.[...] wenn die Anreize irreführend sind, beispielsweise politisch niedergeknüppelte Zinsen (bis hin zu einem negativen Realzins), dann treffen diese Menschen falsche Entscheidungen, die später schmerzlich korrigiert werden müssen." Mehr dazu hier: http://www.roland-baader.de/falsches-geld-und-echte-krisen/#more-372
Ich glaube, beides ist möglich, abhängig von der Ursache der Inflation/Deflation bzw der Nominalzinsen.
- Die Inflation/Deflation kann aus einen Inlands-Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage kommen. Hier sollte die These gelten
- Stammt die Inflation jedoch aus einer importierten Inflation-/Deflation verstärken Leitzinsänderungen eher den Effekt. Wird zB Deflation importiert, dann wirkt sich eine Senkung der Zeitzinsen über die Wechselkurse eher verstärkend aus. Normalerweise sollten fallende Zinsen die Währung schwächer werden lassen. Aber eine schwächere Währung führt bei einer Weltleitwährung (ww Liquiditätsquelle) zu mehr Geldexporte und diese führen zu mehr Investionen im Ausland. Das verstärkte Überangebot von dort treibt die Deflation.
Ich denke man muß sehr genau die Vorausetzungen der einzelnen Theorien berücksichtigen und nicht einfach spezielle Folgerungen verallgemeinern.
"Sinkende Nominalzinsen würden aus mathematischen Gründen die Inflation mit nach unten ziehen."
Ich bin ja kein Mathematiker, aber für mich ergibt sich daraus nur, dass die Summe aus R+I sinken muss. Warum kann z.B. nicht R sinken und I konstant bleiben?
Allgemein finde ich es sehr spannend, wie wenig die gängigen makro-ökonomischen Theorien dem Realitätstest der letzten Jahre Stand gehalten haben.