Gratwanderung der Fed
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„Die US-Notenbank steht vor der Herausforderung, die Inflation zu senken, ohne eine Rezession auszulösen. Ihr größtes Problem: Das Bruttoinlandsprodukt liegt etwa 1,5 % über dem vor der Corona-Pandemie. Dank der fiskalischen Anreize und geldpolitischen Maßnahmen im Zuge der ersten COVID-Welle übertrifft also die Nachfrage das Angebot, was über alle Bereiche – angefangen bei Benzin über Autos bis hin zu Mieten – zu erheblichen Preissteigerungen geführt hat. Die Fed versucht nun, das verfügbare Einkommen allmählich wieder auf den Stand vor der Pandemie zu bringen. Idealerweise geschieht dies durch ein langsames Wachstum der Wirtschaft um 1 bis 1,5 % für einige Jahre, bis die Inflation auf ihre Zielmarke zurückfällt.
Aber je mehr die Inflation über ihr Ziel hinausschießt, desto schwieriger ist in der Regel die Steuerung der Wirtschaft. Besonders problematisch: Die US-Wirtschaft geriet in der Vergangenheit immer dann in eine Rezession, wenn die Energiepreise in einem Jahr um mehr als 20 Prozent stiegen – nur 2011 bildet eine Ausnahme. Im Alltag wirkt das wie eine Steuererhöhung, da die US-Amerikaner sehr stark vom Auto abhängen, so dass höhere Benzinkosten das verfügbare Einkommen spürbar reduzieren. Glücklicherweise haben die amerikanischen Haushalte aufgrund von Ersparnissen derzeit fast mehr Geld zur Verfügung als Schulden – die Frage ist nur, ob diese Ersparnisse ausreichen werden, um die Preissteigerungen abzumildern.
Im Zweifel für die Rezession
Wenn es hart auf hart kommt, wird die Fed bei der Wahl zwischen hoher Inflation und Rezession letztlich eine Rezession in Kauf nehmen. Eine sanfte Landung der US-Wirtschaft ist zwar immer noch möglich. Die Chancen waren jedoch noch nie so schlecht wie heute. Für Anleger ist das momentane Umfeld schwierig, denn in den letzten 15 Jahren konnten wir uns auf die Stützung der Finanzmärkte durch die Fed verlassen – das ist nun vorbei. Für Anleger könnten dennoch einige Branchen interessant sein: Zum Beispiel der Energiesektor, der über eine erhebliche Preissetzungsmacht verfügt, sowie zyklische Konsumgüter, die bei Engpässen höhere Kosten an ihre Kunden weitergeben können.
Wir meiden Sektoren, in denen es keinen solchen Preisdruck gibt und die deshalb mit einer schwächeren Nachfrage konfrontiert sein könnten. Dazu zählt etwa der Einzelhandel. Hingegen bevorzugen wir Bereiche wie Autos, Freizeitangebote und das Hotel- und Gastgewerbe. Dafür werden US-Verbraucher höchstwahrscheinlich weiter Geld ausgeben.“
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