Fundamentale Nachricht
13:59 Uhr, 28.06.2023

Aufholpotenzial für Dividenden-Unternehmen

Ist der US-Markt teuer? Ja und nein, meint John Bailer, Manager des BNY Mellon US Equity Income Fund. Die sehr teueren Aktien würden die Bewertung des gesamten Marktes in die Höhe treiben. Weniger populäre Segmente wie Value-Aktien seien sowohl relativ als auch historisch gesehen nach wie vor attraktiv bewertet.

"Wenn die Inflation anhält, dann sollten Value-Aktien höher bewertet werden als bisher. Im Durchschnitt tendieren die günstigsten Aktien auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) dazu, die teuersten im Laufe der Zeit zu übertreffen. Derzeit liegen die günstigsten bei einem KGV von etwa 8 - verglichen mit ihrem historischen Niveau von 10.

Der Vorteil von Value-Aktien ist, dass diese Unternehmen in der Regel auch zu den besten Dividendenzahlern gehören. Historisch betrachtet machten Dividenden im Durchschnitt 59,4 Prozent der Gesamterträge des US-Marktes seit den 1930er Jahren bis heute aus. Die Phase der quantitativen Lockerung (QE) bewirkte allerdings, dass sie in den zehn Jahren von 2010 bis 2020 nur einen Anteil von etwa 26 Prozent der Gesamterträge hatten. In den 2020er Jahren war dieser Prozentsatz mit etwa 22 Prozent sogar noch niedriger.

Auch die Ausschüttungsquoten der US-Unternehmen sind geringer. Seit den 1930er Jahren lag die durchschnittliche Ausschüttungsquote bei 52,5 Prozent. Heute liegt sie bei 37 Prozent. Wir gehen davon aus, dass das Dividendenwachstum in den USA in den nächsten Jahren im hohen einstelligen Bereich liegen wird.

Eine Anlage in Value wird in Anbetracht der hohen Inflation und der Rückkehr auf ein „normales“ Zinsniveau aus unserer Sicht unvermeidbar sein. QE und Negativzinsen waren eine Anomalie - Nullzinsen sind nicht sinnvoll. Mit der Zinswende ist Kapital nicht mehr „umsonst“ zu haben. Dadurch werden die Risse in der Finanzwelt langsam sichtbar - angefangen bei der Technologiebranche, Gewerbeimmobilien und Private Equity.

Neben der anhaltenden Inflation, der Rückverlagerung von Produktionsprozessen in die USA und den gestiegenen Infrastrukturausgaben wird die Zinsentwicklung bestimmen, woher die Renditen in den nächsten zehn Jahren kommen werden.

In einem solchen Marktumfeld sollten Anleger den Schwerpunkt auf Unternehmen mit Preissetzungsmacht liegen, aber dabei darauf achten, welchen Kundenstamm diese haben. Wir sind beispielsweise im Bereich digitaler Werbung vorsichtig. Denn viele Medienunternehmen sind stark von unrentablen Technologieunternehmen abhängig. Der regionale Bankensektor hat bereits offenbart, was passieren kann, wenn die Zinsen steigen. Deshalb bevorzugen wir Unternehmen mit einem eher „langweiligen“ Kundenprofil.

Allerdings bereiten uns die Verbraucherausgaben in den USA Sorgen. Denn durch den Wegfall der staatlichen Unterstützung während der Pandemie, sinken die Konsumausgaben. Auf der anderen Seite steigen die Investitionen aufgrund der staatlichen Anreize, wie zum Beispiel durch den Inflation Reduction Act, der Infrastrukturprojekte begünstigt.

Wir bevorzugen nach wie vor Finanzwerte einschließlich Versicherungsunternehmen - allerdings nicht die kleinen regionalen Banken. Wir glauben nicht an „Deep Value“ oder eine Mischung aus „Growth“ und „Value“. Wir konzentrieren uns auf die Segmente, die von der Pandemie betroffen sind, bei denen wir aber Anzeichen für eine Verbesserung sehen.

Unser Fazit: Selbst in einer Rezession in den USA sollten Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten wie Cashflow, eine starke Bilanz und nachhaltig steigende Dividenden gut aufgestellt sein.