Kommentar
23:15 Uhr, 20.06.2019

Goldpreis: Entfesselt?

Nach acht Jahren Konsolidierung könnte bei den Edelmetallen der Knoten jetzt endlich platzen. Wie ist die Lage?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.389,550 $/Unze (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

In dieser Woche hat der Goldpreis bei rund 1.390 US-Dollar je Feinunze ein Fünf-Jahres-Hoch erreicht. Bei vielen Kleinanlegern und Analysten knallen bereits die Sektkorken. Nach acht Jahren "Streckfolter" ist die Versuchung natürlich groß, bei den Edelmetallen jetzt den ganz großen Mega-Ausbruch zu erwarten...

Einige Aspekte mahnen jedoch zur Vorsicht:

Erstens: In die aktuellen Kursregionen war der Goldpreis zuletzt Anfang 2018 vorgedrungen, also vor rund anderthalb Jahren.

Seinerzeit bewegten sich die Notierungen anschließend ein volles Quartal (!) im Bereich um 1.370 US-Dollar - um anschließend wieder abzutauchen. Auch in den Jahren zuvor wurde die Region immer wieder angelaufen und mehrere Wochen lang getestet. Doch letztlich waren bisher alle Ausbruchsversuche vergeblich.

Aus zyklischer Sicht wäre es daher höchst ungewöhnlich, wenn der Goldpreis das enorm wichtige Widerstandsniveau bei 1.380 US-Dollar jetzt im ersten Anlauf überwinden sollte.

Wie enorm bedeutend diese Hürde ist, das zeigt die folgende Grafik: Ein Sprung über die waagrechte rote Linie markiert für das Gold zweifellos so etwas wie einen Gezeitenwechsel. Kann sich das Edelmetall über dieser Zone etablieren, dürfte eine Art Kaufpanik einsetzen und das Edelmetall sehr zügig noch deutlich weiter nach oben befördern:

Goldpreis-Entfesselt-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-1

Zweitens: Gegen einen erfolgreichen Ausbruch über diesen Betonwiderstand zum jetzigen Zeitpunkt sprechen jedoch sowohl charttechnische Beobachtungen, wie auch einige Sentiment-Indikatoren.

So sind aktuell schon wieder sehr euphorische Kommentare zu vernehmen. Technische Indikatoren, wie RSI oder Stochastik haben im Tageschart obere Extremzonen erreicht.

Auch die aktuellen COT-Daten sprechen für zu viel Optimismus. So haben etwa die kommerziellen Marktteilnehmer, also etwa die Edelmetall-Produzenten, ihre Short-Bestände zuletzt wieder stark ausgebaut. Achten Sie auf den roten Pfeil in der folgenden Grafik. Die gelbe Linie bildet den Goldpreis ab:

Goldpreis-Entfesselt-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-2

Drittens: Wirklich belastbar wird das Ausbruchs-Signal beim Gold ohnehin erst bei einem Monats-Schlusskurs oberhalb von 1.380, oder besser noch oberhalb von 1.400 US-Dollar je Feinunze. Erst Anfang Juli wird man daher wissen, was von der aktuellen Vorstellung zu halten ist.

Eine gesunde Portion Skepsis ist daher weiterhin angebracht. Shorten würde ich persönlich den Goldpreis selbstverständlich nicht. Fallweise könnte man bei einigen Minenwerten in naher Zukunft aber Teilgewinne realisieren...

Und wie geht´s weiter?

Langfristig ist der Weg in Richtung 2.000 US-Dollar vorgezeichnet. Dort wird es jedoch nur eine kurze Verschnaufpause geben, wie etwa der Goldpreis in australischen oder kanadischen Dollar zeigt: In beiden „Rohstoff-Währungen“ hat der Goldpreis sein Hoch aus dem Jahr 2011 bereits klar überwunden.

Die folgende Grafik zeigt beispielhaft den Verlauf des Goldpreises in australischen Dollar. Das Hoch aus dem Jahr 2011 bei 1.800 AUD liegt mittlerweile schon weit zurück. Übertragen auf die Weltleitwährung müsste das Gold heute bereits im Bereich von 2.150 US-Dollar notieren. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Goldpreis auch in US-Dollar einen ähnlichen Verlauf nehmen wird, wie in allen anderen Währungen:

In den kommenden Jahren werden alle Papierwährungen gegenüber Gold systembedingt, und daher zwangsläufig, massiv an Wert verlieren.

Goldpreis-Entfesselt-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-3

In australischen Dollar hat der Goldpreis sein Hoch aus dem Jahr 2011 bereits deutlich hinter sich gelassen…

Das nächste ganz große Ziel beim Gold liegt im Bereich von 5.000 US-Dollar je Feinunze. Unsere Welt wird dann allerdings eine andere sein...

Und wer meint, ein solches Kursziel sei vollkommen utopisch, dem sei ein Blick in die Geschichtsbücher angeraten. Historisch betrachtet könnte das nämlich schneller gehen, als sich die meisten Anleger heute vorstellen können.

Jede Papierwährung der vergangenen 5.000 Jahre war am Ende wertlos. Und jede heutige Papierwährung wird ganz ohne Zweifel das gleiche Schicksal ereilen. Der weitere Weg ist vorgezeichnet:

Je stärker die Notenbanken in den kommenden Jahren den Schalter auf "Rettung" umlegen, desto dramatischer wird der Vertrauensverlust der Menschen in das ungedeckte Schuldgeldsystem werden. Auch Staatsfinanzierung über die Notenpresse werden wir zu einem späteren Zeitpunkt wieder erleben.

Wohl dem, der die Nerven hat, den wilden Ritt bei den Edelmetallen in den kommenden Jahren mit einem ausgewählten Portfolio an Gold- und Silberminen-Aktien durchzustehen.

Doch wie gesagt: Gold 5.000 wird am Ende nur eine vergleichsweise unbedeutende Randerscheinung sein.

Im großen Bild werden wir dann nämlich ganz andere Probleme haben...

Mehr dazu in der kommenden Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

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46 Kommentare

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  • Tom66
    Tom66

    Wenn Gold heute nicht noch abstürzt, stehen die Chancen gut, dass die genannten Barrieren 1380 bzw 1400 $ per Monatsschlusskurs überwunden werden.

    Und dann, Herr Hoose? Sind Sie als Gold-Optimist in Ihrem Artikel sogar etwas zu pessimistisch gewesen? : )

    10:07 Uhr, 28.06.2019
  • Siegfried75
    Siegfried75

    Vergleiche mit der Vergangenheit sind mit Vorsicht zu genießen. Alle Hyperinflationen fanden immer entweder nach einem Krieg oder während einer Revolution statt. Das Wichtigste dabei: alle diese Ereignisse waren auf ein bestimmtes Land oder eine kleine Region beschränkt. Und die Ursache war die zusammengebrochene Produktion, also die Angebotsseite und nicht die Nachfrage, weil in den betreffenden Ländern die Produktionslinien zerstört waren und nicht, weil Menschen plötzlich viel mehr essen würden als vorher, mehr Kleidungsstücke kaufen usw. Heute ist dank oder wegen der Globalisierung die ganze Welt zu einem Dorf verkommen, zu einer einzigen Fabrik, es wird wie verrückt immer mehr produziert, die Nachfrage kann gar nicht mithalten.

    Ja, es wird wieder eine Phase höherer Inflation geben, und auch der Goldpreis wird irgendwann 5000 USD erreichen, aber das wird nicht von heute auf morgen geschehen. In der Eurozone könnte es wegen der speziellen Situation in den nächsten Jahren auch wesentlich stärker krachen, doch einem weltweit diversifizierten Investor dürfte das egal sein, schließlich wird niemand dazu gezwungen, sein Kapital in der Eurozone zu binden und es zur Schlachtbank zu führen. Man sollte die Märkte genau beobachten, am besten jeden Tag wenigstens einen Blick darauf werfen, und immer mit dem Trend gehen, niemals gegen den Trend wetten. Derzeit zeigt der Trend beim Gold nach oben, beim EURUSD ebenfalls. Sollte es mit dem Gold wieder abwärts gehen, dürfte auch der EURUSD wieder fallen, also verliert man als Euro-Anleger auch dann nicht allzu viel.

    10:58 Uhr, 23.06.2019
  • trend-x
    trend-x

    Faktencheck;

    Gold ist in dem letzten 3 Wochen (USD währungsbereinigt) um 7% gestiegen.

    Der Goldpreis ist 2008/2009 nicht zurück gekommen- das historische Hoch war im September 2012.

    Große Adressen decken sich gerade in Gold ein. Obwohl die letzten 7 Jahre der Goldpreis immer wieder von JPM und Co. im Auftrag der FED gedrückt wurde, besteht die berechtigte Annahme, der Duplizität aus 2007/2008. Dies würde die zu erwartende mehrmonatige Korrektur der Aktienmärkte ab Herbst 2019 untermauern. Während die letzten 6 Jahre der Goldpreis immer unter Druck geraten ist, sieht man im Moment erstmals wieder ernstes Kaufinteresse, trotz steigender Aktien. Die angedeutete Zinswende der FED zwingt die großen Adressen sich JETZT zu positionieren, bevor Kaufdruck entsteht. Hier geschieht nichts aus Zufall!

    01:49 Uhr, 23.06.2019
  • Investor
    Investor

    Steigt der Goldpreis nicht wegen der Zinsen? Weltweit haben Staatsanleihen im Volumen von ca 13Trillionen USD eine negative Rendite. Gold hat zumindest eine Rendite von Null.

    Es erfordert schon einiges an Mut, Anleihen mit negativer Rendite zu kaufen, in der Erwartung, dass die Zentralbanken ihre Zinsen senken und der Preis weiter steigt.

    Rezessionsängste machen Aktienmärkte auch nicht attraktiver.

    Persönlich erwarte ich einen Anstieg bis ca 1470 und dann wieder einen Rückgang aus ca 1350.

    22:06 Uhr, 22.06.2019
  • hotte38
    hotte38

    @ Sonnenschein

    Ich denke auch so. Europa umfasst eine Vielzahl an Staaten mit jeweils eigener

    Sprache und Kultur. Das ist die Stärke Europas. Ein Einheitsbrei a la EU bringt uns eine Diktatur der Bürokraten.

    17:52 Uhr, 22.06.2019
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    was ich immer nicht verstehe:

    Einerseits soll das Fiatgeld System vor dem Kollaps stehen und die Währungen danach alle nichts mehr wert sein.

    Andererseits wird jeder Kurszappler in "wertlosen bzw. bald wertlosen" US Dollars mit Argusaugen verfolgt.

    Ja wie denn nun?

    Also entweder brechen die Weltwährungen komplett zusammen und werden wertlos - dann ist es egal, ob Gold bei 1000 oder 100 000 Dollar steht.

    Oder man selbst will sich eine sprichwörtlich goldene Nase verdienen, weil man ja den Goldkurs in USD permanent verfolgt und kommentiert. Dann bitte kein abfälliges Geschreibsel mehr über Euro, USD usw. .

    PS: ich spekuliere darauf, dass Gold nochmal durch die 1000 Dollar Marke rutscht.

    Dann kauf ich mir Gold und Silber - aber um es später gewinnbringend zu verkaufen. Je nachdem, ob ich damit Gewinn oder Verlust mache und wie viel Gewinn, wenn es denn einer wird werde ich ein paar Unzen als Devotionalien behalten :-)

    16:10 Uhr, 22.06.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Gold, „Der Kanarienvogel in der Kohlengrube“ beginnt laut zu zwitschern und beweist, das die Funktion als Krisenbarometer nicht verloren ging. Geopolitische Unwägbarkeiten und seit vergangenen Dezember eine 180 Grad Kehrtwende der FED und aktuell der EZB sorgen für Zulauf in den safe haven.

    Haupverantwortlich für den raketenhaften Anstieg dürften allerdings die Zentralbanken sein, Brandstifter und Retter in Personalunion, Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Seit Lehman ist in der breiten Öffentlichkeit vor allem die Funktion als Retter verankert, die Notenbanker schienen über eine Allmacht zu verfügen, der weder abstürzende Finanzmärkte noch die Gesetze der Ökonomie etwas entgegenzusetzen hatten.

    Neuerdings werden die Finanzmarkteilnehmer jedoch von der Vorstellung gepeinigt, das die „Retter der Welt“ vielleicht am Ende ihres Weges angekommen sind. Vertrauen scheint von den Notenbanken in Richtung der sicheren Häfen abzuwandern , Anleihen mit AAA-Rating, Immobilien und eben auch Gold.

    Wer es wagt, seinen Verstand zu benutzen, erkennt messerscharf, dass die Kehrtwenden von Herrn Powell und der Sphinx von Frankfurt einem Offenbarungseid gleichkommen. Der Westen hat seine Finanzmärkte in Untote verwandelt und auch diese Untoten existieren nur noch solange, wie der Preis für das Geld in seinem Gefängnis gehalten werden kann. Wehe, wenn er, der Ausbrecherkönig der Finanzmärkte, es wiedermal schafft, in Freiheit zu gelangen, dann wird ein Finanztsnumi die Folge sein, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat.

    Leider dürften aus diesem zu erwartenden Lehman 2.0 wie so oft die falschen Schlüße gezogen werden. Man wird von Marktversagen sprechen, richtig wäre jedoch von menschlichem Versagen zu sprechen, genauer von Politikversagen.

    Wie sagte Dr. Markus Krall in einem seiner jüngsten Beiträge doch gleich:

    Nicht Derivate sind die finanziellen Massenvernichtungswaffen unserer Zeit, es sind die Zentralbanken. Tja, dem ist nichts hinzuzufügen.

    13:35 Uhr, 22.06.2019
    1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    BTC 3 : Au 0. Das war der explosionsartige Anstieg. Merci

    13:29 Uhr, 22.06.2019
  • franca
    franca

    …nach dem Motto: es kann nicht sein, was nicht sein darf“, glaube auch ich nicht daran, dass der Goldpreis nachhaltig entfesselt wurde. Noch sind die Zentralbanken zu mächtig, die Masse zu träge und die Köcher nicht leer, dass man DIE Konkurrenz zum Fiatgeld zulassen würde. Das käme eine Kapitulation gleich und dazu ist es noch einfach noch viel zu früh.

    Ich denke, dass noch Jahre vergehen werden, bis dann der Druck im Kessel einer Explosion gleich alle Fesseln unkontrolliert sprengen wird.

    11:48 Uhr, 22.06.2019
    1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    Danke reicht. Easy money. Merci

    16:18 Uhr, 21.06.2019