Kommentar
16:04 Uhr, 26.06.2019

Goldminen: Gewinne aussitzen…

An der Börse besteht die große Kunst darin, nicht zu früh zu verkaufen. Im Edelmetall-Sektor sind die Zutaten jetzt angerichtet für eine Nervenprobe der besonderen Art….

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Wer sich mit einem Depotwert schon einmal größere Verluste eingehandelt hat (also wahrscheinlich jeder ernsthafte Börsianer), der kennt das Gefühl: Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem ein Verkauf „irgendwie keinen Sinn mehr macht“. Man ist frustriert, genervt und geneigt, die Sache einfach auszusitzen. Mit ein wenig Geduld klappt das sogar. Gar nicht so selten aber sind die Fälle, da die Warteperiode mit einem Totalverlust endet. Ärgerlich, aber aus solchem Lehrgeld kann man zumindest wertvolle Schlüsse ziehen.

Ganz ähnlich, und doch völlig anders, verhält es sich mit Überfliegeraktien. Auch 100 oder 200 Prozent Gewinn können gehörig an den Nerven zerren. An einen Totalverlust denkt jetzt niemand. Doch wann sollte man bloß verkaufen? Und wie „geduldig“ muss man jetzt sein? Getreu dem Motto, dass die größten Gewinne an der Börse mit dem Hintern gemacht werden, könnten diese Fragen bei den Edelmetall-Aktien schon bald von entscheidender Bedeutung sein…

Den dynamischen Ausbruch des Goldpreises hatten wir in der vergangenen Woche ausführlich kommentiert. Unser Fazit am Ende des Beitrags lautete: „Wohl dem, der die Nerven hat, den wilden Ritt der Edelmetalle in den kommenden Jahren mit einem ausgewählten Portfolio an Gold- und Silberminen-Aktien durchzustehen“.

Ein Leser fragte daraufhin, wie denn das gemeint sei.

Im Grunde geht es um die Frage, wie lange man dabeibleiben sollte, wenn die Minenwerte erst einmal anfangen zu steigen. Oder besser gesagt: Wie lange man nervlich und psychologisch in der Lage ist, der Versuchung zu widerstehen, die Gewinne einzutüten. Nicht nur Neulinge werden staunen, wie nervenaufreibend das sein kann. Dabei wird man nämlich schnell feststellen, dass es sehr viel einfacher ist, Verluste auszusitzen, als Gewinne.

Das ist übrigens einer der Gründe, warum viele Anleger an der Börse zu nichts kommen. Wer nach 100 oder 200 Prozent Kursgewinn bereits verkauft, und stattdessen seine Depotleichen pflegt, der wird in einem wirklichen Bullenmarkt das Beste verpassen.

Die Edelmetall-Aktien, insbesondere die kleineren Explorer und mittelgroßen Produzenten haben in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt, wozu sie in der Lage sind, wenn es dort erst einmal richtig losgeht. Die jüngste Party wird manchem noch in Erinnerung sein: Unmittelbar nach der langfristigen Trendwende im Edelmetall-Sektor Anfang 2016 wurden die Kurswerte kleinerer Minenaktien teilweise um den Faktor 50 oder noch mehr nach oben katapultiert.

Die Aktie der kleinen kanadischen Gungnir Resources (GUG.V) beispielsweise kletterte innerhalb von zweieinhalb Jahren um den Faktor 66 nach oben. Den Kursverlauf seit 2014 zeigt die folgende Grafik:

Goldminen-Gewinne-aussitzen-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-1

Die Aktie der kanadischen Gungnir Resources hat den gleitenden 200-Wochen-Durchschnitt annähernd wieder zurückerobert…

Wer also Anfang 2016, und noch nicht einmal zum absoluten Kurstief, mit 5.000 Euro bei der Aktie eingestiegen war, der konnte anschließend zusehen, wie der Depotwert auf die stattliche Größe von 330.000 Euro explodierte. Und wer den Ausstieg beim jüngsten Hoch im Herbst 2018 verpasst hatte, der liegt aktuell immer noch mit mehr als 1.000 Prozent im Gewinn. Das sind Dimensionen, wie man sie außerhalb des Krypto-Sektors nur bei den kleineren Edelmetall-Aktien findet.

Doch ist es nach der jahrelangen Streckfolter wirklich schon so weit? Kommt jetzt die ganz große Prüfung für die Goldbullen mit nervenzerreißenden Kursgewinnen, die jede Vorstellungskraft übersteigen?

Wenn man sich vor Augen führt, was in dem Sektor los sein wird, wenn der Knoten erst einmal platzt, dann ist diese Frage eigentlich von nachrangiger Bedeutung. Denn was macht es schon, auf 1.000 oder 3.000 Prozent Kursgewinn ein weiteres Jahr zu warten? Selbst eine Wartezeit von mehreren Jahren verblasst vor dem Hintergrund des möglichen Potentials.

Viel wichtiger ist heute daher die Aufgabe, sich beizeiten darauf einzurichten, nicht zu früh zu verkaufen. Denn das wird die wahre Prüfung in dem Sektor werden, sobald sich der Goldpreis nachhaltig über die Marke von 1.400 US-Dollar aufschwingt…

Das Zünglein an der Waage könnten die breiten Aktienmärkte sein. Sollte dort Luft abgelassen werden, dürfte der Edelmetall-Sektor, anders als im Crashjahr 2008, so richtig in Schwung kommen.

Eine Ahnung davon, was in den darauffolgenden Jahren anstehen könnte, liefert ein Kursvergleich des Dow Joes (rote Linie in der folgenden Abbildung) mit der Aktie von Homestake Mining (grün) zwischen 1924 und 1935. Homestake war zur damaligen Zeit der weltgrößte Goldproduzent.

Schon Anfang 1926 hatte sich angekündigt, was sich später dramatisch zuspitzen sollte: Plötzlich waren Goldminenaktien deutlich stärker als der zuvor massiv ansteigende breite Aktienmarkt: Während dieser sich im Jahr 1926 nahezu halbierte, konnte die Aktie von Homestake deutlich zulegen. Achten Sie auf die blaue Markierung in der folgenden Grafik unten links.

Wirklich frappierend, im Sinne einer Art Kaufpanik, wurde die Entwicklung jedoch erst ab dem Krisenjahr 1931, als deutlich wurde, dass die Welt in eine große Depression gerutscht war (roter Pfeil). Auch das Goldverbot in den USA vom Frühjahr 1933 konnte den Ansturm auf die Goldminenaktien jetzt nicht mehr stoppen (grüner Pfeil). Begleitet wurde die ganze Vorstellung, wie bei den Minenwerten üblich, von enormen Kursschwankungen, die unsichere Kantonisten genau wie heute zuverlässig aus dem Markt befördert haben.

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Während der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre konnte der Dow Jones mit der Aktie des weltgrößten Goldproduzenten nicht Schritt halten. Auch das Goldverbot vom Frühjahr 1933 in den USA konnte den Ansturm auf die Goldminenaktien nicht stoppen…

Man unterschätze auch diesmal nicht die psychologische Prüfung, die für Anleger ansteht, sollten Dow Jones und S&P 500 in die Knie gehen, während die eigenen Depotwerte massiv zulegen. Doch so weit ist es noch nicht:

Nicht ganz unerwartet ist der Ausbruch des Edelmetalls in dieser Woche ins Stocken geraten. Angekündigt hatte sich das bereits am Dienstag mit einer schwachen Vorstellung der Minenwerte: Während der Goldpreis in der Spitze bis auf 1.442 US-Dollar zulegen konnte, mussten die Aktien der Edelmetall-Produzenten teilweise kräftig Federn lassen.

Es war das klassische Warnsignal, dass die Aufwärtsbewegung beim Gold an Fahrt verlieren würde…

Doch das gilt vor allem kurzfristig. Einige Branchenschwergewichte zeichnen schon heute ein völlig anderes Bild. Dazu einige Betrachtungen auf Quartalsbasis. So konnte etwa die Aktie von Agnico Eagle Mines (AEM) den seit Ende 2011 gültigen Abwärtstrend in diesem Quartal sehr überzeugend überwinden. Achten Sie auf die fallende rote Linie und den grünen Pfeil in der folgenden Abbildung.

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Auch die Aktie von Branchenprimus Barrick Gold (GOLD) lässt jetzt aufhorchen. Erstmals seit fast zwei Jahren konnte die Notierung den gleitenden Zwölf-Monats-Durchschnitt wieder zurückerobern. Achten Sie auf den grünen Pfeil in der folgenden Abbildung.

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Ähnlich ist die Lage bei Schwergewicht Newmont Mining (NEM). Auch hier wurde der gleitende Zwölf-Monats-Durchschnitt zuletzt sehr überzeugend zurückerobert. Auffallend dabei waren die stark gestiegenen Umsätze, die dem Ausbruchssignal zusätzliche Bedeutung verleihen. Achten Sie auf die blaue Markierung in der folgenden Abbildung.

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Das heißt, bei den großen Goldminenwerten deutet sich jetzt erstmals seit rund zwei Jahren eine Wiederaufnahme des Anfang 2016 gestarteten Aufwärtstrends an. Anleger, insbesondere jene, die zuletzt sehr geduldig die jahrelange „Streckfolter“ ertragen haben, sollten sich daher darauf einrichten, dass die schwerste Prüfung in diesem Bullenmarkt erst noch bevorsteht:

Man wird starke Nerven brauchen, um die enormen Schwankungen und insbesondere die enormen Kursgewinne auszuhalten, die im kommenden Aufschwung im Edelmetall-Sektor anstehen werden. Ganz besonders gilt das naturgemäß bei den kleinen Explorern und den mittelgroßen Produzenten…

Eine Bemerkung noch zum Schluss:

Dies ist ausdrücklich keine Kaufempfehlung für eine der im Artikel genannten Aktien. Die aufgeführten Werte dienen lediglich der Verdeutlichung der im Beitrag formulierten Aussagen.

Näheres dazu in der kommenden Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

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18 Kommentare

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  • Chamäleon
    Chamäleon

    da wird wohl wieder das Brot befragt werden müssen.....😀😎

    18:58 Uhr, 30.06.2019
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Außer dass Gold noch Potential hat, wird nichts passieren. Gold ist von ca 250$ auf 1921 gestiegen und es gab keine Katastrophe. Gold ist auf 1046 eingebrochen und auch da ist nichts passiert. Und auch diesmal wird nichts passieren.

    14:52 Uhr, 30.06.2019
  • Nordex-Spekulatius
    Nordex-Spekulatius

    Ich fand die bisherigen Kommentare bisher ganz interessant. Vor zwei Jahren bin ich komplett in Goldminen eingestiegen. Nach 8 Jahre gekauftem Aufschwung. Zudem nachdem ich jahrelang innerhalb von Börse und Charttechnik so meine Erfahrungen gemacht habe, wie auch dazugehörig Lehrgeld bezahlt habe und daraus lernen durfte. Habe hierbei jetzt gut auf Diversifikation geachtet. Bestehend aus 19 Minentiteln, Goldmoney als Aktie sowie noch aus einer Übernahme eine mögliche Verwirklichungsoption auf Pan American Silver. Meine Bestände habe ich immer weiter ausgebaut. Aktuell liege ich fast 50 % im Plus. Das Depot meiner Kinder annähernd 70% :-) . Ich habe mein ganzes Geld investiert, auch Kredit ist drin und jetzt ist der Ausbruch in Vollzug. Ich weiß, das ist prinzipiell Wahnsinn, aber ich berufe mich dabei auf André Kostolany: „Wer viel Geld hat, kann spekulieren. Wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren. Wer kein Geld hat, muss spekulieren.“ In diesen Sinne muss ich diese Jahrhundertchance nutzen. Alles andere wäre fahrlässig bis grober Unfug. Zumal ganz frisch geschieden bin und es meiner Zukunft und meinen vier Kindern schuldig bin das Optimalste finanziell zu erreichen. Wenn man jetzt die Chance hat, darf man nicht darüber nachdenken, wieso man sich diese vermiesen sollte, sondern was dafür spricht, das Gold nicht steigen sollte. Und da der Chart, der den Markt verkörpert immer Recht hat, spricht alles für steigende Goldkurse. Ich habe zu den Gold- auch noch Silberminen beigemischt. Möge die Rakete bald ordentlich nach Oben steigen. Dann halt immer mit Stop nach- und absichern und gut ist´s. Wer sich im Leben keine hohen Ziele angeht, der wird auch keine erreichen. Das mit den Abbaubedingungen ist zwar nicht ohne. Aber abgebaut und investiert wird das vorhandene Gold so oder so. Es ist nur die Frage, wer davon profitiert und wer nicht. Wie Andreas Hoose schon geschrieben hat. Falls - und das scheint relativ sicher zu sein - uns die Finanzkrise wieder einholt, dann muss man seine Munition, Vorsorge, Versorgung und Absicherung im Trockenen haben!!!

    17:38 Uhr, 29.06.2019
  • RoadyO
    RoadyO

    Das habe ich schon vor ca. 1,5 Jahren gedacht und habe 2-3 Jahresgehälter auf verschiedene HUI-Titel verteilt. Natürlich den Ausstieg verpasst und aktuell stehen die insgesamt bei rund -30%... Würde mich über 1000%+ ganz und gar nicht ärgern, bin mir auch sicher das ich mein Geld verzinst zurück bekomme aber ob jetzt schon der Zeitpunkt ist oder ob das noch 10 Jahre dauert...

    21:44 Uhr, 27.06.2019
    1 Antwort anzeigen
  • shark
    shark

    Gewinne aussitzen.-)-hört man meistens bei Verlusten !

    Es sollte für den Kauf wie auch für den Verkauf immer einen Grund geben

    -Gewinne laufen lassen ist ,auch wenn es paradox erscheint,nicht immer so einfach in der Praxis.

    Wer weiss denn so genaui wie weit etwas läuft.-))

    Guter Artikel Hr.Hoose!

    20:32 Uhr, 27.06.2019
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Herr Hoose sie mögen Recht haben, aber würde es nicht mehr Sinn machen so Lange mit den Fischen zu Schwimmen bis hohe Bewertungen gerechtfertigt schlaflose Nächte bereiten. Wie Ihr geposteter Chart auch schön zeigt, kommt es bei nem Crash vorerst mal zu nem Schock und der macht auch vorm GOLD nicht halt.....

    10:39 Uhr, 27.06.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Sheldon35
    Sheldon35

    Super Arbeit Herr Hoose, ich bin schon lange der Meinung: wer Heute 100 000 Euro in Minen anlegt, es auf 20 Aktien aufteilt, hat die Chance auf mehr als 1Mio. Wenn er einfach nichts macht....

    22:27 Uhr, 26.06.2019
  • Sepplhuber
    Sepplhuber

    Hey, moment mal, ich habe nachgerechnet. Da Barrick Gold ziemlich genau 10 % meines Depotwertes ausmacht, wären die 3000 % eigentlich ein ziemlich gutes Geschäft, selbst bei einem Komplettverlust!

    Trotzdem wünsche ich mir dieses Szenario nicht...

    20:25 Uhr, 26.06.2019
  • Sepplhuber
    Sepplhuber

    Ich bin mit meinen Barrick-Aktien zur Zeit bei 80 % im Plus, das reicht mir eigentlich, und ehrlich gesagt kann ich gerne auf 1000 - 3000 % Gewinne verzichten, denn der Rest meines Depots ("Weltportfolio") dürfte in dem Fall um - 70 % abschmieren. Aber gut dazu ist Gold da: Eine Absicherung!

    19:16 Uhr, 26.06.2019
  • Lumpazi
    Lumpazi

    Im Grunde geht es um die Frage ... : Wie lange man nervlich und psych(..)isch in der Lage ist, der Versuchung zu widerstehen, die Gewinne einzutüten. Nicht nur Neulinge werden staunen, wie nervenaufreibend das sein kann. Dabei wird man nämlich schnell feststellen, dass es sehr viel einfacher ist, Verluste auszusitzen als Gewinne."

    Das ist ein ganz wunder Punkt. Damit treffen Sie den Nagel auf den Kopf!

    19:12 Uhr, 26.06.2019