Kommentar
14:38 Uhr, 16.02.2018

Geldsystem: Allmählich wird das Drama sichtbar…

Immer mehr Anlegern scheint zu dämmern, dass der so genannte „Aufschwung“ in den USA in erster Linie der historisch einzigartigen Geldflut der Notenbank zu verdanken ist. Die Folgen dieser Erkenntnis werden jetzt erkennbar...

Mit Blick auf die Rohstoff-Märkte hatten wir an dieser Stelle vor einigen Wochen den Beginn einer Jahrhundert-Hausse angekündigt. Allmählich gewinnt diese Einschätzung an Konturen: Die im Antizyklischen Börsenbrief vorgestellten Rohstoff-Aktien konnten den jüngsten Ausverkauf an den Weltbörsen mit erstaunlicher relativer Stärke kontern:

Alle Werte notieren heute höher als vor dem Einbruch bei DAX, Dow Jones und Co in der ersten Februar-Woche. Einige Titel haben bereits neue Jahreshochs markiert und konnten somit die breiten Märkte deutlich hinter sich lassen. Dieser Trend sollte sich in den kommenden Jahren noch deutlich verstärken.

Den Schlüssel hierzu liefert die Entwicklung des US-Dollar: Verliert der Greenback an Wert, dann steigen tendenziell die (noch) in Dollar abgerechneten Rohstoff-Preise - und umgekehrt.

An dieser Stelle fällt auf, dass bislang beobachtete Zusammenhänge an den Kapitalmärkten plötzlich nicht mehr zu gelten scheinen. Manche Experten kratzen sich bereits verwirrt die Köpfe und fragen sich, was denn da los sein könnte.

So können derzeit etwa steigende Inflationserwartungen, anziehende Anleiherenditen und damit gekoppelte Zinserhöhungsphantasien den Dollar nicht mehr stützen, wie das in „normalen Zeiten“ eigentlich zu erwarten wäre.

Tatsächlich trifft sogar das genaue Gegenteil zu, wie ein Blick auf den US-Dollar-Index zeigt. Die folgende Abbildung zeigt den Verlauf der vergangenen fünf Jahre auf Wochenbasis. Wie hier gut zu sehen ist, hat der Greenback kürzlich eine sehr bedeutende Haltezone nach unten durchbrochen. Achten Sie auf die rote Linie.

Geldsystem-Allmählich-wird-das-Drama-sichtbar-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-1

An dieser sprichwörtlich roten Linie, die bei ziemlich genau 90 Punkten verläuft, dürfte sich das weitere Schicksal des US-Dollar entscheiden. Mit Blick auf die langfristige Zehn-Jahres-Entwicklung auf Monatsbasis sieht das inzwischen gar nicht gut aus, wie die folgende Abbildung verdeutlicht. Der Dollar scheint gerade eine obere Umkehrformation zu vollenden. Mittelfristig sind daher weit tiefere Notierungen zu erwarten.

Geldsystem-Allmählich-wird-das-Drama-sichtbar-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-2

An dieser Stelle sollte man sich noch einmal vergegenwärtigen, dass das hier sichtbar gemachte Phänomen einer ausgeprägten Dollarschwäche in einem Umfeld steigender Anleiheenditen und anziehender Inflationsraten gebildet hat. Mithin in der Erwartung eines nahenden Zinserhöhungszyklus. Eigentlich wäre bei solchen Zutaten ein steigender Dollar zu erwarten.

Die entscheidende Frage lautet daher, was da gerade passiert:

Die Beobachtung deutet darauf hin, dass die Kapitalmärkte gerade eine Fortsetzung der Politik des billigen Geldes durch die US-Notenbank einpreisen.

Womöglich dämmert immer mehr Anlegern, dass der so genannte „Aufschwung“ in den USA in erster Linie der historisch einzigartigen Geldflut der Notenbank zu verdanken ist. In Wahrheit handelt es sich dabei um eine Scheinblüte, die verkümmert, sobald der Geldzufluß austrocknet. Und das lässt sich kaum noch vertuschen.

Das heißt, sollte der durch Schulden, billiges Geld und Kredite befeuerte "Aufschwung" ins Stocken geraten, und die Scheinblüte verwelken, wird die Fed ihre Politik des billigen Geldes nicht nur wiederbeleben, sondern sogar forcieren müssen.

Schon vor längerer Zeit hatten Draghi und Konsorten ja angekündigt, im Notfall auch auf „unkonventionelle“ Maßnahmen“ zurückzugreifen, um das ungedeckte Schuldgeldsystem zu „retten“. Maßnahmen wie Helikoptergeld und ähnliche Taschenspielertricks würden den Dollar jedoch weiter massiv schwächen.

Und damit sind wir wieder bei den Rohstoffpreisen:

Die Geschichte zeigt, dass „harte Assets“, wie Gold, Silber, die Industriemetalle und alle Rohstoffe immer dann besonders gut abschneiden, wenn der Geldwert zerstört wird - so wie das auch heute systematisch geschieht. Konsequenterweise hat dies dann nichts mit steigender Nachfrage zu tun, sondern ist sichtbarer Ausdruck einer desaströsen Geldpolitik.

Besonders brisant ist die Gemengelage für die Edelmetalle. Steigende Inflationsraten, tendenziell niedrige Zinsen und ein immer schwächer werdender US-Dollar könnten dort in den kommenden Monaten für das beste aller denkbaren Szenarien sorgen: Deutlich negative Realzinsen, der wirkungsvollste Treibstoff einer Edelmetall-Hausse...

Anleger sollten daher beim Gold jetzt auf die Marke von 1.400 US-Dollar je Feinunze achten. Die Bedeutung dieser enorm wichtigen Zone zeigt die folgende Abbildung. Auch hier geht es um die rote Linie…

Geldsystem-Allmählich-wird-das-Drama-sichtbar-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-3

Kann der Goldpreis diese Hürde in den kommenden Wochen überspringen, notwendig wäre hierfür ein Anstieg von gerade einmal 3,0 Prozent, ist insbesondere bei den Minenaktien mit explosionsartigen Kurszuwächsen zu rechnen.

Da eine plötzliche Umkehr der beschriebenen Entwicklungen nicht zu erwarten ist, könnten weitblickende Anleger das Ereignis vorweg nehmen und sich schon jetzt bei den aussichtsreichsten Edelmetall- und Rohstoff-Titeln positionieren…

Anmeldemöglichkeit (1): Das Drei-Monats-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Anmeldemöglichkeit (2): Das Jahres-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

21 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • watuffli
    watuffli

    Dieses Zitat passt in den Streifen:

    „Sie haben die Wahl zwischen der natürlichen Stabilität von Gold und der Ehrlichkeit und Intelligenz der Regierungsmitglieder. Und mit allem notwendigen Respekt für diese Gentlemen, ich rate Ihnen, solange das kapitalistische System währt, entscheiden Sie sich für Gold“

    (George Bernard Shaw, irischer Dramatiker) https://freidenkertv.wordpress...

    19:32 Uhr, 18.02.2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Peter Bartels rechnet ab, mit seinem Berufsstand, mit den Altparteien, dem Klerus und nicht zuletzt mit Mutti:

    Einer muß Honeckers CDU-Watschelente sagen, sie soll ihre “letzte Stunde” nicht verschlafen: Die Uckermark ist schön, ab in die Datsche!

    http://www.pi-news.net/2018/02/altparteien-im-freien-fall-wer-nicht-hoeren-will-muss-sterben/

    18:19 Uhr, 17.02.2018
  • Zukunft21
    Zukunft21

    EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger (CDU) erwartet zusätzliche Zahlungen Deutschlands an die EU in Höhe von „mindestens 3 oder 3,5 Milliarden Euro“ jährlich. Es gebe neue Aufgaben für Europa, zum Beispiel den Schutz der Außengrenzen, dafür brauche die EU auch mehr Geld, sagte Oettinger der "Bild"-Zeitung. Zusätzliche Zahlungen Deutschlands könnten auch dazu beitragen, die durch den Brexit entstehende Lücke zu schließen.

    15:24 Uhr, 17.02.2018
  • Investor
    Investor

    Steigende Rohstoffpreise werden durch sinkende Produktionskapazitäten und steigende Nachfrage aus den EMs getrieben. Dieser Trend wird sich fortsetzen.

    In den USA sehen wir einen Umbruch von einer importorientierten Wirtschaft zu mehr automatisierter Produktion. Solche Umbrüche gehen normalerweise mit Verwerfungen der Wirtschaft umher mit globaler Tendenz. Auf der anderen Seite löst die Regierung mit ihrer Fiskalpolitik die FED als Treiber ab. Wirtschaftpolitisch ist dies die richtige Maßnahme. Die Verschuldung ist ein Problem . Dabei hat das US Schatzamt hauptsächlich treasuries mit kürzeren Laufzeiten herausgegeben, sonst wären die langlaufenden Anleihen zu früher eingebrochen. Dazu wird die FED einen Teil ihrer Anleihen verkaufen, was den Druck zusätzlich erhöht. Ich rechne hier damit, dass die FED weniger Anleihen verkaufen wird, denn dann fliessen die getilgten Anleihen zurück in den Haushalt. Denke da gibt es noch einige Überraschungen

    Ein größeres Problem ist, dass die Reallöhne der unteren 60% der Einkommen seit 2008 sinken. Ohne steigende Einkommen kein steigender Konsum und damit nachhaltiges Wachstum. Die nächsten 24 Monate werden hierfür kritisch. Es gilt dabei nicht die globale Gehaltssteigerung sondern die Steigerung per Einkommensgruppe im Auge zu behalten.

    Warten wir einmal ab, wie sich der Euro entwickeln wird. Anfang März steht die Wahl in Italien an. Risiko wäre, der Austritt I aus der Eurozone. Parallel wird es zu höheren Belastungen Ds kommen: Ein höherer Beitrag als Kompensation der UK Zahlungen, höhere Forderungen aus den Mittelmeerländern & F, höhere Rüstungsausgaben, Sozial- und Fiskalunion werden die dt Zahlungen steigen lassen.

    Dazu eine Koalition, die viele Themen süß verpackt hat:

    - Steigende Ausgaben für den Wohnungsbau wird allein für die Flüchtlinge aus 2016 gebraucht

    - Die neue Mindestrente liegt etwa in Höhe der Sozialhilfe und wird nur nach Bedürftigkeitsprüfung analog Sozialhilfe gewährt. Nur zahlen dann nicht die Steuerzahler (80% der EKst stammt von den oberen 10%) sondern die Beitragszahler. Also Umschichtung von zugunsten niedriger Steuern

    - Steigende Militärausgaben, damit die Bundeswehr sich an noch mehr Konflikten beteiligen kann

    - Steigende Sozialausgaben

    - Eine Höchstgrenze für Flüchtlinge und Familiennachzug, die durch illegale Migration und EU Regelungen ausgehebelt werden.

    - Der Umbruch der Automobilindustrie hin zu emobilität mit seinen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt nur wenig diskutiert. Gestaltung der Beschäftigungen bei Industrie 4.0 fehlt.

    und man kann die Liste endlos weiterführen.

    In der Vergangenheit hat sich fehlender Gestaltungswille einer Regierung meist negativ auf den Wohlstand ausgewirkt.

    14:54 Uhr, 17.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Kaputtnick
    Kaputtnick

    Betrachtet man den Goldpreis in Euro ist in den letzten 7 Monate nichts weltbewegendes geschehen.

    09:29 Uhr, 17.02.2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Das Drama wird sichtbar! Diese Aussage trifft den Nagel auf den Kopf. Allerdings wird das Drama nicht nur sichtbar in unserem Geldsystem. Der Zustand der „Volksparteien“ in Deutschland und in den USA und auch die verbliebene Reputation der jeweiligen Regierungen, kann ganz ohne Übertreibung als höchst dramatisch bezeichnet werden. Die Politiker hier und über dem großen Teich lassen die Maske fallen und es offenbart sich, daß diese Raffzähne zuerst und zuletzt ihr eigenes Wohl und das Wohl der 1% im Sinne haben und den Staat mit seinen Millionen hart arbeitenden Steuerzahlern als Selbstbedienungsladen begreifen.

    Der Volksmund weiß: Ein Unglück kommt selten allein. Das Jahr 2018 hat allerdings das Potential, zu einem Jahr der schwarzen Schwäne zu werden.

    Die Finanzmärkte befinden sich in einem nur noch sehr labilen Gleichgewicht und es dürfte den Notenbanken hinter den Kulissen große Mühe bereiten, den schönen Schein zu wahren. Die geplanten weiteren Leitzinserhöhungen der FED, die stark steigende Rendite der 10jährigen US-Anleihen, das sind spitze Nadeln für die Blasen am Aktien-, Immobilien- und Anleihenmarkt. Nicht von ungefähr kommen Wallstreet Veteranen wie die Herren Icahn und Dalio aus der Deckung und warnen vor massiven Verwerfungen an den Märkten. Weder Icahn noch Dalio sind Dampfplauderer, sie haben Milliarden gescheffelt und sie wissen wie der Hase läuft. Dalio hat über seinen Hedgefonds Bridgewater eine 14 Milliarden Baisse Wette am laufen.

    Sollte sich das von Icahn und Dalio erwartete Crash-Szenario manifestieren und delikaterweise mit einer beginnenden Rezession in den USA zusammenfallen, dann wäre die Büchse der Pandora geöffnet. Ray Dalio hat übrigens seine aktuelle Einschätzung für den tatsächlichen Zustand der US-Wirtschaft signifikant nach unten korrigiert, er scheint tatsächlich einen mindestens sehr deutlichen wirtschaftlichen Abschwung zu wittern. Zyklen-Spezialisten die sich mit dem Kondratieff-Zyklus beschäftigen, werden Mr. Dalio wohl beipflichten, sie sehen für die Zeit bis 2025 den Winter der zuende gehenden langen Welle.

    Fazit:

    Sollte es tatsächlich scheppern, dann wird das Debakel zumindest bei uns in Deutschland, vermutlich von einer Koalition gemanaged, deren eine Hälfte aus Not und deren andere Hälfte aus Elend besteht. Für das absehbare Ergebniss benötigt man nicht viel Phantasie. Es wird dann ein Deutschland sein, in dem wir weder gut, noch gerne leben.

    00:40 Uhr, 17.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Löwe30
    Löwe30

    Als fundierter Kenner der Österreichischen Schule der Nationalökonomie ist Peter Boehringer z.Zt. der wohl renommierteste Experte für das Geldsystem im Bundestag. GROSSE FREIHEIT TV sprach über die Geldpolitik der EZB, Target2, Rechtsbrüche im Rahmen des Geldsystems, Zukunft des Euros, die Positionen der AfD und viele weitere Themen. Das Interview hat im Rahmen der eigentümlich frei Jubiläumskonferenz auf der Insel Usedom stattgefunden.

    15:07 Uhr, 16.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Löwe30
    14:59 Uhr, 16.02.2018
  • Löwe30
    Löwe30

    "...ist insbesondere bei den Minenaktien mit explosionsartigen Kurszuwächsen zu rechnen."

    Da hat sich bereits was getan. Siehe dazu den GDX hier: http://stockcharts.com/h-sc/ui...

    14:52 Uhr, 16.02.2018
  • thomas84
    thomas84

    Happy Friday Nikkei 225 kurz und knackig TP 20980

    14:47 Uhr, 16.02.2018