Lagarde geht auf Spekulationen zu Zinssenkungen nicht ein
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Hinweis: Updates von der Pressekonferenz mit EZB-Präsidentin Christine Lagarde gibt es am Ende des Artikels.
Die EZB hat im Rahmen ihres Zinsentscheids am Donnerstag wie erwartet nicht weiter an der Zinsschraube gedreht. Der eigentliche Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) bleibt bei 4,5 %, der Einlagensatz für die Banken bei 4,00 % und der Spitzenrefinanzierungszins bei 4,75 %, wie die EZB mitteilte. Die Leitzinsen befinden sich damit weiter auf dem Rekordhoch seit Gründung der EZB, nachdem vom Sommer 2022 bis September 2023 die Zinsen im Kampf gegen die zu hohe Inflation rasant erhöht wurden.
Eine bisher relativ prominent platzierte Aussage im Statement, dass „die Inflation zu lange zu hoch“ bleibe, wurde aus dem Statement gestrichen. Dies könnte ein Signal sein, dass es im Kampf gegen die Inflation nicht zu weiteren Zinserhöhungen kommt. Die Inflationsrate in der Eurozone hatte sich im November auf 2,4 % verringert und lag damit nur noch knapp über dem 2%-Ziel der EZB. Allerdings hatte die Kerninflation mit 3,6 % weiter deultich über dem Ziel gelegen.
Seine Inflationsprognosen für das aktuelle und vor allem das kommende Jahr hat der EZB-Stab reduziert. „Insgesamt gehen die Fachleute von einer durchschnittlichen Gesamtinflation von 5,4 % für 2023, 2,7 % für 2024, 2,1 % für 2025 und 1,9 % für 2026 aus“, heißt es im Statement zum Zinsentscheid. Bei der durchschnittlichen Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel gehen die Fachleute nun „von 5,0 % für 2023, 2,7 % für 2024, 2,3 % für 2025 und 2,1 % für 2026 aus.“ Kurzfristig dürfte die Inflation aber zunächst wegen Basiseffekten noch einmal anziehen.
Weitere Zinserhöhungen schließt die EZB allerdings weiter nicht explizit aus. „Der EZB-Rat ist entschlossen, für eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Ziel von 2 % zu sorgen“, heißt es im Statement zum Zinsentscheid. „Auf Grundlage seiner aktuellen Beurteilung ist der EZB-Rat der Auffassung, dass sich die EZB-Leitzinsen auf einem Niveau befinden, das – wenn es lange genug aufrechterhalten wird – einen erheblichen Beitrag zu diesem Ziel leisten wird. Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden.“
„Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus wird der EZB-Rat auch künftig einen datengestützten Ansatz verfolgen. Seine Zinsbeschlüsse werden vor allem auf seiner Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund aktueller Wirtschafts- und Finanzdaten, der Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation sowie der Stärke der geldpolitischen Transmission basieren.“
Unterdessen kündigte die EZB an, ihre im Rahmen des Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) erworbenen Anleihenbestände ab dem zweiten Halbjahr 2024 zu reduzieren. Bisher hatte die EZB angekündigt, bis Ende 2024 fällige Beträge vollumfänglich wieder anzulegen. Nun soll dies nur in der ersten Jahreshälfte 2024 weiter passieren. Ab der zweiten Jahreshälfte soll das PEPP-Portfolio um monatlich 7,5 Mrd. EUR reduziert werden, bevor die Wiederanlage der Tilgungsbeträge aus dem PEPP zum Jahresende 2024 ganz eingestellt wird.
Updates von der Pressekonferenz: Auf der Pressekonferenz sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass die Inflation im Dezember 2023 wegen eines Basiseffekts bei den Energiepreisen wahrscheinlich wieder anziehen dürfte. Im Jahr 2024 dürfte die Teuerung dann wegen Basiseffekten weniger schnell sinken als in diesem Jahr. Die Risiken für die Wirtschaft seien weiter nach unten gerichtet. So könnten die höheren Zinsen oder eine schwächelnde Weltwirtschaft die Konjunktur stärker abbremsen als erwartet. Die angespannte geopolitische Situation sei ein Risiko für eine höher als erwartet ausfallende Inflation. Während der robuste Arbeitsmarkt weiter die Wirtschaft stütze, sorgen die verschärften Finanzierungsbedingungen und die verhaltende Auslandsnachfrage laut Lagarde für Gegenwind. Die Marktzinsen seien zuletzt deutlich gefallen. Die Finanzstabilität bleibe fragil.
Zu möglichen Zinssenkungen im kommenden Jahr wollte sich Lagarde auf der Pressekonferenz nicht klar äußern, obwohl der Markt inzwischen mit sechs Zinssenkungen im Jahr 2024 rechnet und Lagarde auch explizit danach gefragt wurde. Über Zinssenkungen habe man auch im EZB-Rat nicht gesprochen und die überwiegende Ansicht sei, dass zwischen steigenden und sinkenden Leitzinsen ein längeres Plateau an stabilen Zinsen liege. Es sei überhaupt nicht die Zeit, die Wachsamkeit zu verringern. Lagarde betonte, dass man datenabhängig handeln werde und zudem bessere Daten brauche, um ein klareres Bild zu bekommen. Insbesondere schwäche sich die Binneninflation bisher kaum ab, was an weiter steigenden Löhnen liege. Für 2024 erwarte man eine flachere Abschwächung der Inflation und 2025 werde die Inflationsrate im Schnitt noch bei 2,1 % gesehen.
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