Kommentar
15:19 Uhr, 04.05.2023

EZB-Präsidentin Lagarde deutet weitere Zinserhöhungen an

Man habe auf dem Weg der Inflationsbekämpfung das Ziel noch nicht erreicht, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz. Die Geldpolitik sei noch nicht ausreichend restriktiv.

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Updates von der Pressekonferenz finden Sie am Ende des Artikels.

Im Kampf gegen die hohe Inflation in der Eurozone erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen weiter. Die Leitzinsen steigen wie erwartet um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte), wie die EZB im Rahmen ihres Zinsentscheids am Donnerstag mitteilte. Bei den drei Zinsentscheiden zuvor hatte die EZB die Zinsen jeweils um 50 Basispunkte erhöht.

Der eigentliche Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) steigt per 10. Mai von 3,5 % auf 3,75 %. Der Einlagensatz für die Banken erhöht sich von 3,00 % auf 3,25 %. Der Spitzenrefinanzierungszins wird von 3,75 % auf 4,00 % angehoben. Die Finanzmärkte hatten überwiegend mit einer Anhebung um jeweils 25 Basispunkte gerechnet. Für möglich gehalten wurde aber auch eine Anhebung um 50 Basispunkte.

Auf der Pressekonferenz (siehe unten) deutete EZB-Präsidentin Christine Lagarde weitere Zinserhöhungen in der Zukunft an. Man habe auf dem Weg der Inflationsbekämpfung das Ziel noch nicht erreicht. "Wir wissen, dass wir noch Boden gutzumachen haben", betonte Lagarde. Die Geldpolitik sei auf Basis der jüngsten Prognosen noch nicht ausreichend restriktiv. Im Statement zum Zinsentscheid heißt es: "Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht werden, um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen 2 %-Ziel zu erreichen. Dieses Niveau wird so lange aufrechterhalten wie erforderlich", heißt es im Statement zum Zinsentscheid. "Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus wird der EZB-Rat auch künftig einen datengestützten Ansatz verfolgen. Die Leitzinsbeschlüsse des EZB-Rats werden weiterhin vor allem auf seiner Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund aktueller Wirtschafts- und Finanzdaten, der Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation sowie der Stärke der geldpolitischen Transmission basieren."

"Die Inflationsaussichten sind weiterhin zu hoch, und dies über einen zu langen Zeitraum", schreibt die EZB im Statement zum Zinsentscheid. "In Anbetracht des anhaltend hohen Inflationsdrucks, hat der EZB-Rat heute beschlossen, die drei Leitzinssätze der EZB um jeweils 25 Basispunkte anzuheben. Insgesamt stützen die aktuellen Daten weitgehend die Einschätzung der mittelfristigen Inflationsaussichten, zu welcher der EZB-Rat auf seiner vorherigen Sitzung gekommen war. Die Gesamtinflation ist in den letzten Monaten zurückgegangen, der zugrunde liegende Preisdruck ist jedoch nach wie vor hoch."

Neuigkeiten teilte die EZB zu ihrem laufenden Abbau der Bilanzsumme (Quantitative Tightening, QT) mit. Nachdem die Anleihenbestände aus dem APP-Anleihenkaufprogramm bis Juni um 15 Mrd. EUR pro Monat abgebaut werden, indem fällige Anleihenerlöse nicht vollständig reinvestiert wurden, sollen die Reinvestitionen von Erlösen aus fälligen Anleihen ab Juli 2023 ganz eingestellt werden. Die Reinvestitionen aus dem Pandemie-Kaufprogramm PEPP sollen hingegen noch mindestens bis Ende 2024 fortgesetzt werden.

Am Vorabend hatte die US-Notenbank Fed ihrerseits den Leitzins um 25 Basispunkte angehoben.

Die Teuerung in der Eurozone liegt noch weit vom EZB-Ziel von 2 % entfernt und hat sich im April sogar wieder beschleunigt. So stieg die jährliche Inflationsrate von 6,9 % im März auf 7,0 % im April, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag auf vorläufiger Basis mitgeteilt hat. Die Kerninflationsrate sank von 5,7 % auf 5,6 %.

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Update von der Pressekonferenz: Auf der Pressekonfernz betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass alle Mitglieder des EZB-Rats entschlossen seien, die hohe Inflation zu bekämpfen. Alle EZB-Ratsmitglieder seien sich einig gewesen, dass eine Zinserhöhung notwendig sei, dass die Zinserhöhungen nicht pausiert werden und dass man noch einen Weg im Kampf gegen die hohe Inflation vor sich habe. Niemand habe gegen eine Zinserhöhung gestimmt, einige hätten aber eine Anhebung um 50 Basispunkte gefordert, so Lagarde. Derzeit sei die Geldpolitik noch nicht ausreichend restriktiv. Der Preisdruck bleibe hoch und der Lohndruck habe sich verstärkt. Die hohen Energiepreise und die Lieferkettenstörungen hätten zu Zweitrundeneffekten geführt. Der Inflationsausblick berge weiter signifikante Aufwärtsrisiken. Andererseits könnten die anhaltenden Finanzmarktspannungen das Vertrauen belasten.

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Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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