Kommentar
21:15 Uhr, 03.05.2023

Zinserhöhungen: Powell will "von Meeting zu Meeting" entscheiden

Wie erwartet setzt die US-Notenbank trotz der Bankenkrise ihren Kampf gegen die hohe Inflation fort und hebt den Leitzins erneut an. Mit Blick auf künftige Zinserhöhungen will die Fed "datenabhängig" und "von Meeting zu Meeting" entscheiden, ob weitere Anhebungen notwendig sind. Zinssenkungen erwartet Powell nicht.

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Der Leitzins wird wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte (25 Basispunkte) angehoben, wie die Fed am Mittwochabend nach ihren zweitägigen Beratungen mitteilte. Der Leitzins liegt damit künftig in einer Spanne von 5,00 % bis 5,25 %. Die Entscheidung fiel einstimmig. Es handelt sich um die zehnte Anhebung in Folge und der Leitzins liegt damit auf dem höchsten Niveau seit dem Jahr 2007. Der Abbau der Bilanzsumme soll unverändert fortgesetzt werden.

Mit Blick auf mögliche weitere Zinserhöhungen will sich die US-Notenbank nicht festlegen. Die Formulierung, dass "eine gewisse zusätzliche Straffung" der Geldpolitik angebracht sein dürfte, wurde aus dem Statement zum Zinsentscheid gestrichen. Stattdessen heißt es nun, dass "bei der Bestimmung des Ausmaßes, in dem eine zusätzliche Straffung der Geldpolitik angemessen sein könnte", die bisherige Straffung der Geldpolitik, "die Verzögerungen, mit denen die Geldpolitik die Wirtschaftstätigkeit und die Inflation beeinflusst, sowie die Wirtschafts- und Finanzpolitik" berücksichtigt werden sollen.

Mit der neuen Formulierung lässt die US-Notenbank offen, ob der Leitzins weiter angehoben wird oder nicht. Auf der Pressekonferenz (siehe unten) sagte Fed-Chef Jerome Powell, dass man datenabhängig und von Meeting zu Meeting entscheiden wolle, ob weitere Zinsanhebungen notwendig seien oder nicht, um die Inflation wieder in Richtung des Ziels von 2 % zu bewegen. Die Finanzmärkte hatten erwartet, dass mit der nun erreichten Spanne von 5,00 % bis 5,25 % der maximale Leitzins erreicht ist und die Fed nicht weiter an der Zinsschraube dreht.

Mit Blick auf die Wirtschaft heißt es im Statement zum Zinsentscheid, dass die Wirtschaftstätigkeit im ersten Quartal mit moderatem Tempo gewachsen sei. "Die Beschäftigungszuwächse waren in den letzten Monaten robust, und die Arbeitslosenquote blieb niedrig. Die Inflation bleibt erhöht."

Zur Bankenkrise schreibt die Fed: "Das US-Bankensystem ist solide und widerstandsfähig. Strengere Kreditbedingungen für Haushalte und Unternehmen dürften die Wirtschaftstätigkeit, die Einstellungsrate und die Inflation belasten. Das Ausmaß dieser Effekte bleibt ungewiss. Der Ausschuss behält die Inflationsrisiken weiterhin sehr aufmerksam im Auge."

Update von der Pressekonferenz: Auf der Pressekonferenz sagte Fed-Chef Jerome Powell, dass man entschlossen sei, die Inflation auf das Ziel von 2 % zu senken und das Ziel auch nicht verändern werde. Entscheidungen über mögliche weitere Straffungen der Geldpolitik würden "datenabhängig" und "von Meeting zu Meeting" getroffen. Man sei bereit, mehr zu tun, wenn dies notwendig sei. Weitere Schritte hingen von den weiteren Entwicklungen ab. Es sei heute keine Entscheidung über eine Zinspause im Juni getroffen worden. Ob die Zinsen im Juni angehoben werden, werde im Juni entschieden. Ziel sei es, den Leitzins weit genug anzuheben und dann auf dem erreichten Niveau zu halten, um die Inflation wieder auf 2 % zu senken. Man sei von diesem notwendigen Zinsniveau "nicht weit entfernt" und habe es möglicherweise sogar schon erreicht, so Powell. Gefragt nach Zinssenkungen im laufenden Jahr sagte Powell, dass man nicht mit einem schnellen Rückgang der Inflation rechne und deshalb auch keine Zinssenkungen angemessen seien, falls der Ausblick so eintreffe. Anders sehe es aus, wenn die Inflation sehr schnell zurückkomme, wie dies teilweise an den Finanzmärkten erwartet werde. Dies sei aber nicht der Ausblick der Fed. Die Bedingungen im Bankensektor hätten sich seit März verbessert. Mit Blick auf die Schuldenobergrenze sagte Powell, dass es wichtig sei, diese rechtzeitig anzuheben. Niemand solle glauben, dass die Fed die Wirtschaft vor den Folgen einer Nichtanhebung des Schuldenlimits schützen könne. Die notwendige Anhebung der Schuldenobergrenze und eine Verschärfung der Kreditbedingungen als Folge der Probleme im Bankensektor seien Risiken für den Ausblick, so Powell.

Marktreaktionen: Die Finanzmärkte reagierten zunächst mit einer erhöhten Volatilität, aber ohne nachhaltige Richtungsentscheidung auf den Zinsentscheid und die Pressekonferenz. Deutlich abwärts ging es allerdings, nachdem Fed-Chef Powell auf der Pressekonferenz sagte, dass man auf Basis des aktuellen Ausblicks nicht mit Zinssenkungen im aktuellen Jahr rechne. Der Markt hatte zuletzt ab September Zinssenkungen eingepreist.

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Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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