Düstere Zeiten für die Weltwirtschaft
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Genf (Godmode-Trader.de) - Das Wachstum des Welthandels verzeichnete im vergangenen Jahr einen massiven Aufschwung von fast 10 Prozent, nachdem es im Corona-Krisenjahr 2020 noch um 5 Prozent zurückgegangen war. Der Weltwirtschaft verschaffte der anziehende Handel während des größten Teils der Pandemie einen überraschenden Rückenwind. Doch angesichts des Krieges in der Ukraine sieht es in diesem Jahr wieder mauer aus.
Die in Genf ansässige Welthandelsorganisation WTO senkte ihre Prognose für das Wachstum des weltweiten Warenhandels in diesem Jahr auf 3 Prozent, während sie zuvor noch ein Plus von 4,7 Prozent veranschlagt hatte. Für 2023 erwartet die WTO ein Wachstum des Welthandels von 3,4 Prozent. Ihre Wachstumsprognose für das globale Bruttoinlandsprodukt senkte die WTO für 2022 zugleich deutlich von 4,1 auf 2,8 Prozent.
Die WTO nannte zwei der Hauptgründe für ihre pessimistischen Prognosen: „Trotz ihres geringen Anteils am Welthandel und an der Weltproduktion sind Russland und die Ukraine wichtige Lieferanten von lebenswichtigen Gütern wie Nahrungsmitteln, Energie und Düngemitteln, deren Versorgung nun durch den Krieg gefährdet ist.“ Zudem führten die strikten Abriegelungen in China, um das Corona-Virus einzudämmen zu Schwierigkeiten für den Seehandel. Die Unterbrechungen sorgen für erneuten Druck auf die Versorgungsketten. „Dies könnte zu einer erneuten Verknappung von Produktionsmitteln und einer höheren Inflation führen,“ schlussfolgerte die WTO
Aber es gibt noch einen weiteren potenziellen Schaden, über den sich die WTO besorgt zeigte - geopolitische Spannungen, die eine durch den Handel verbundene Weltwirtschaft belasten. „Die Geschichte lehrt uns, dass die Aufteilung der Weltwirtschaft in rivalisierende Blöcke und die Abkehr von den ärmsten Ländern weder zu Wohlstand noch zu Frieden führt", sagte WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala.
Sie warnte Länder davor, als Reaktion auf den Krieg separate Handelsblöcke aufzubauen. „Das käme mit bedeutenden Kosten für die Weltwirtschaft", sagte Okonjo-Iweala. Vielmehr sollten Länder das multilaterale Handelssystem ausbauen und neue, ärmere Länder als Handelspartner in Betracht ziehen. Diese litten besonders unter den Kriegsfolgen. Allein in Afrika importierten 35 Länder Weizen und anderes aus Russland oder der Ukraine, sagte Ngozi. „Ärmere Länder sind durch den Krieg großen Risiken ausgesetzt, weil sie im Vergleich zu reicheren Ländern einen größeren Teil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben", schrieb die WTO. „Das könnte Folgen für die politische Stabilität haben." Ngozi warnte vor Nahrungsmittelunruhen und verwies auf die Proteste in Sri Lanka.
Die Mehrheit der deutschen Exporteure rechnet trotz allem in diesem Jahr mit einem Umsatzanstieg, wie aus einer Umfrage des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht. Die Zahl der Optimisten ist aber gesunken. Vor dem Ukraine-Krieg rechneten 93 Prozent mit einem Anstieg, inzwischen immerhin noch 84 Prozent. „Die russische Invasion in der Ukraine und der erneute Ausbruch von Covid-19 in China treffen den Welthandel doppelt hart mit geringeren Mengen und höheren Preisen", sagte Ana Boata, Volkswirtin bei Allianz Trade. Durch Umwege wegen des Krieges und Hafenschließungen gebe es lange Transportzeiten. Somit bleiben dem Welthandel Verspätungen und hohe Frachtraten länger erhalten als ursprünglich erwartet - auch aufgrund der hohen Energiepreise."
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