Fundamentale Nachricht
08:59 Uhr, 05.12.2014

Draghi hält sich bedeckt – Dax schlägt Kapriolen – ifo-Institut warnt vor Nullzinspolitik der EZB

Der deutsche Leitindex hat am Donnerstag nach einer Berg- und Talfahrt deutlich im Minus geschlossen. Die launische Performance stand ganz im Zeichen der EZB: Den Hoffnungen der Anleger auf baldige Lockerungen hat EZB-Chef Draghi erst einmal einen Riegel vorgeschoben. Heute zeigt sich der Dax wieder etwas erholt.

Erwähnte Instrumente

DAX: EZB-Nachlese

Im Einklang mit den Konsenserwartungen beließ die Europäische Zentralbank am Donnerstag ihre Leitzinsen unverändert und bestätigte ihre „dovishe“ Rhetorik. Auf der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung hielt sich Notenbank-Chef Draghi mit weiteren Details zu möglichen Anleihekäufen demnach erkennbar zurück. Frühestens Anfang 2015 will die EZB über neue Maßnahmen entscheiden, um die Konjunktur in der Eurozone anzukurbeln. Dann erst könnten nach den Worten Draghis „Volumen, Geschwindigkeit und Zusammensetzung“ der Wertpapierkäufe verändert werden. Die EZB erwirbt bisher Kreditverbriefungen (ABS) und Pfandbriefe, aber keine Staatsanleihen.

Der deutsche Aktienmarkt schlug gestern rund um die EZB-Sitzung Kapriolen. Im Vorfeld war der Index, angetrieben von der Hoffnung auf weitere EZB-Konjunkturspitzen, zwischenzeitlich auf ein neues Allzeithoch bei 10.083 Punkten gesprungen, im Nachhinein bahnte sich aber die Enttäuschung der Anleger ihren Weg und der Index rutschte bis zum Handelsende auf 9.851 Zähler ab (-1,21 %).

Am Freitag zeigt sich der deutsche Leitindex wieder ein Stück weit erholt. L&S taxiert den Index vorbörslich mit 0,86 % im Plus bei 9.936 Punkten. Zum Wochenschluss dürfte nun der Arbeitsmarktbericht aus den USA in den Fokus der Anleger rücken.

Die Ölpreise geben im frühen Handel erneut nach. Das Fass Brent-Öl kostete am Morgen 69,29 Dollar (-$0,35), sein US-Pendant WTI notiert bei 66,48 Dollar (-$0,33). Saudi-Arabien will seine Verkaufspreise für Öl erneut senken, was den Preiskampf weiter verschärfen dürfte.

ifo-Institut: EZB-Nullzinspolitik hat schwere ökonomische Folgen

Ifo-Präsident Sinn hat vor den ökonomischen Folgen der Nullzinspolitik gewarnt. „Wenn Kredite nichts kosten, unterscheidet man nicht mehr zwischen guten und schlechten Investitionsprojekten. Auch Projekte ohne Rendite können realisiert werden. Es kommt zu gewaltigen Fehllenkungen der Investitionen", sagte er in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Nach Berechnungen des ifo-Instituts sind den Deutschen durch die Niedrigzinspolitik der EZB seit 2008 etwa 300 Milliarden Euro flöten gegangen - im Vergleich zu den Zinsen, die Ende 2007 zu erzielen waren.

Deutsche Industrie sammelt wieder mehr Aufträge ein

Die deutsche Industrie scheint ihre Talsohle durchschritten zu haben. Im Oktober konnten die Unternehmen ihre Auftragseingänge saison- und arbeitstäglich bereinigt um 2,5 % zum Vormonat steigern, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg um 0,6 % gerechnet. Auch im Vormonat fiel der Anstieg mit einem Wachstum von 1,1 % stärker aus als zunächst mit +0,8 % gemeldet.

Bundesbank erwartet weiter solides Wachstum

Die Bundesbank sieht den Verlauf der Konjunktur in Deutschland in den Jahren 2014 und 2015 etwas skeptischer und reduzierte entsprechend ihre Prognosen, geht aber grundsätzlich von einem weiteren soliden Wachstumskurs aus. Im laufenden Jahr soll das Bruttoinlandsprodukt nach der halbjährlichen Bundesbank-Prognose um „nur“ noch um 1,4 % (Juni-Prognose: 1,9) zulegen. Für 2015 erwartet die Behörde 1,0 % (zuvor: 2,0 %) Wachstum, für 2016 dann 1,6 % (zuvor: 1,8 %). Die Prognose für die Jahresinflationsrate (HVPI) senkte die Bundesbank zugleich von 1,1 % auf 0,9 % im laufenden Jahr, und von 1,5 % auf 1,1 % im kommenden Jahr.

Vodafone plant App für verschlüsselte Telefonate

Vodafone will eine App zum verschlüsselten Telefonieren für Geschäftskunden auf den Markt bringen. Dazu arbeitet Vodafone mit der Düsseldorfer Firma Secusmart zusammen, sagte Vodafone-Deutschlandchef Schulte-Bockum der Nachrichtenagentur dpa.

Russische Zentralbank schreitet erneut gegen Rubel-Verfall ein

Die russische Notenbank verkaufte mit Wirkung zum 4. Dezember Devisen im Wert von 1,9 Milliarden US-Dollar, um den Verfall der heimischen Währung aufzuhalten. Der Rubel reagierte mit Gewinnen auf die Bekanntgabe.

Air Berlin schlägt sich wacker

Die angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin hat die Passagierzahl im November um 0,5 % gegenüber dem Vorjahresmonat auf knapp 2,02 Millionen steigern können. Die Auslastung blieb mit 80,0 % konstant.

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1 Kommentar

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  • staid53
    staid53

    Draghi schwächt den Euro, für die exportschwachen Länder der Tod.
    Zu Anleihekäufen wird gleichzeig ja der Wert in Geld ausgegeben.
    Wo bleibt das Geld, da ja von den Banken keine Investitionen erfolgen?
    Im DAX / DOW/ S&P 500 usw., denn ich habe gelesen, Banken können ihre
    Überschußliquitität mit Aktien abbauen.
    Das ist eine zerstörerische Europapolitik!
    -Goldmann, wie weit das gesteuert?
    Denn es längt von den USA ab, seht in Europa, noch schlechter!
    Wir wollen unsere Zinsen wieder haben!
    Wir werden betrogen!
    Die Staaten müssen Ausgaben kürzen und Investieren
    damit die Zinsen wieder angehoben werden können.
    Nur so ist es ja einfacher, uns abzoggen.

    12:34 Uhr, 05.12. 2014

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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