Kommentar
15:17 Uhr, 24.08.2017

Da braut sich was zusammen…

Wer erkannt hat, dass sich etwas ändern muss, der sollte schleunigst handeln. Das gilt an der Börse genauso wie in der Politik...

Der Sommer ist vorbei, jedenfalls beinahe, und wie in jedem Jahr ist der Blick zurück auf die Zeit seit Ende Juni einigermaßen ernüchternd: Während der DAX seinen Aufwärtstrend gerade aufzugeben scheint, treten die großen US-Indizes seit Wochen medienwirksam auf der Stelle.

Besonders prekär wirkt die Lage derzeit bei einigen Finanzhäusern, und hier insbesondere bei Deutschlands Vorzeigeinstitut, der Deutschen Bank. Zeigen sich hier womöglich auch erste systemische Schwierigkeiten, die nach Jahren des Übertünchens nun allmählich schlagend werden?

Tatsache ist: Die Stimmen, die bei den Banken nach der Aufholbewegung der vergangenen Monate eine „nachhaltige Erholung“ vermuteten, sind mittlerweile verstummt. Das ist nachvollziehbar, wie insbesondere ein Blick auf den Kursverlauf der Deutschen Bank zeigt. Die folgende Grafik bildet die Kursentwicklung der Aktie seit 2007 auf Monatsbasis ab.

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Wichtig ist nun folgende Beobachtung: Immer dann, wenn die Aktie den gleitenden Zwölf-Monatsdurchschnitt (blaue Linie) auf Basis Monatsschlusskurs unterschritten hatte, war es anschließend zu größeren Turbulenzen gekommen. Achten Sie auf die roten Markierungen.

Interessanterweise konnte die Aktie diese zentrale Durchschnittslinie im August 2017 bislang erneut nicht verteidigen.

Daraus folgt: Sollte der Aktienkurs der Deutschen Bank am kommenden Donnerstag, 31. August, unterhalb der gleitenden Zwölf-Monatsdurchschnittslinie schließen, die aktuell bei 14,70 Euro verläuft, ist im dann beginnenden Börsenherbst ausgehend von Deutschlands größtem Finanzhaus mit größeren Schwierigkeiten zu rechnen.

Saisonal würde das sehr gut passen, denn in der kommenden Woche beginnt mit dem September der statistisch gesehen schlechteste Börsenmonat des gesamten Jahres. Die folgende Grafik kennen Sie bereits:

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Nun ist die Deutsche Bank mit ihrem aktuellen "Alarmchart" beileibe nicht allein auf weiter Flur. Blickt man sich einige vorauslaufende Indizes und die Kursverläufe diverser US-Großbanken an, verdichtet sich der Eindruck, dass die Börsen das Beste nun erst einmal hinter sich haben.

Beginnen wir bei Goldman Sachs. Analog zum gleitende Zwölf-Monats-Durchschnitt bei der Deutschen Bank ist hier der 40-Wochen-Durchschnitt von Bedeutung. An diesem Dreh- und Angelpunkt der langfristigen Kursentwicklung scheint die Aktie gerade zu scheitern. Achten Sie auf die rote Markierung in der folgenden Abbildung.

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Ähnlich wackelig ist die Lage beim vorauslaufenden US-amerikanischen Transportindex. Die zuletzt präsentierte schwache Wochenkerze mit langem oberen Docht lässt vermuten, dass auch dieser Index am gleitenden 40-Wochen-Durchschnitt in Kürze nach unten abprallen wird.

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Blicken wir auf die kleinen Firmen aus dem Russel 2000 in der folgenden Grafik, dann zeigt sich ein ähnliches Bild: Während S&P 500 und Dow Jones noch recht komfortabel über ihrem 40-Wochen-Durchschnitt notieren, sind die Aktien der kleineren Firmen zuletzt sehr deutlich unter diese bedeutende Durchschnittslinie gerutscht. Hier zeigt sich wachsende Risikoaversion, die mittelfristig auch an den breiten Märkten durchschlagen dürfte.

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Vervollständigt wird das Bild von einem sich abzeichnenden Doppeltop beim japanischen Nikkei 225 in der folgenden Grafik: Auf Monatsbasis scheint der japanische Leitindex an der bedeutenden Marke von 20.000 Punkten nun zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren zu scheitern.Dies geschieht, das ist an dieser Stelle enorm wichtig, vor dem Hintergrund einer nie gesehenen Liquiditätsschwemme, mit der die japanische Notenbank offensichtlich ihr Ziel verfehlt, die Wirtschaft mit "billigem Geld" anzukurbeln.

Japan kann daher beispielhaft stehen für das gesamte weltweite Finanzexperiment: Keine andere Industrienation ist ähnlich hoch verschuldet wie Japan - und nirgends auf der Welt wurde bezogen auf die Wirtschaftsleistung eine vergleichbare Geldflut losgetreten. Die Lehre daraus: Wenn Wirtschaft, Privathaushalte und Unternehmen in Schulden ertrinken, nützen auch die Taschenspielertricks der Notenbanken nichts mehr. Deshalb ist auch eine Pleite der Vereinigten Staaten (und Deutschlands) alles andere als ausgeschlossen. Oder besser gesagt: Sie ist systembedingt unausweichlich...

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Dazu passend ist das Bild bei den völlig zusammengefalteten und derzeit außerordentlich unbeliebten Gold- und Silberminenwerten genau umgekehrt. Sowohl der Minenindex XAU als auch sein Gefährte, der HUI, der die kleineren Gold- und Silberproduzenten umfasst, zeigen sich jetzt sehr konstruktiv: Beide Indizes konnten den wichtigen 40-Wochen-Durchschnitt zuletzt zurückerobern. Können sich die beiden Marktbarometer in den kommenden Wochen in dieser Zone etablieren, dürfte Edelmetallanlegern ein erfreulicher Herbst ins Haus stehen. Wie der XAU ähnelt auch der HUI einer gespannten Feder, die nur darauf wartet, nach einer zähen und rund ein Jahr währenden Konsolidierungsphase endlich nach oben zu schnalzen. Die folgende Grafik zeigt das:

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Mit anderen Worten: Während sich bei einigen Banken und bei diversen vorauslaufenden Indizes erste Warnsignale verfestigen, ist das Bild bei den Krisenprofiteuren aus dem Edelmetall-Sektor genau anders herum. Anleger sollten dies berücksichtigen, solange es in den Börsensälen noch einigermaßen ruhig und gemächlich zugeht…

Wer die Wahl hat…

Abschließend noch ein Blick auf die näher rückende Bundestagswahl. In genau einem Monat ist es so weit. Dann werden wir wissen, wer künftig im Deutschen Bundestag regieren wird. Anleger interessiert naturgemäß ganz besonders, welche Pläne die Parteien hinsichtlich der Steuer- und Finanzpolitik umtreiben.

Mein Kollege Frederik Geiger hat sich daher in dieser Woche einmal die steuer- und finanzpolitischen Vorstellungen der etablierten Parteien angesehen. Hier kommen Sie zum Beitrag.

Ein Wort dazu aus der Sicht eines kritischen Beobachters der zurückliegenden Legislaturperioden:

Auch weiterhin dürfte es keine Rolle spielen, wer von den genannten Parteien welche Pläne zu Steuern und Finanzen formuliert. Denn nach aller Erfahrung werden die etablierten politischen Kräfte alle (!) mehr oder weniger das Gleiche umsetzen – beziehungsweise nicht umsetzen. Denn schließlich hat der Wähler bekanntlich keinen Anspruch darauf, dass nach der Wahl das realisiert wird, was vorher versprochen wurde. (Originalton Angela Merkel)

Hinzu kommt: CDU, CSU, SPD, Grünen, FDP und Konsorten fehlt schlicht der Mut (und auch die Unabhängigkeit!) zu umfassenden Reformen. Stattdessen setzt man lieber auf die Trägheit der Wähler, die das bestehende Parteiensystem schon „irgendwie“ wieder bestätigen werden. Nach Lage der Dinge dürfte diese Kalkulation tatsächlich aufgehen.

Ich selbst werde diese politischen Nachtwächter und Ewiggestrigen übrigens nicht wählen und meine Stimme am 24. September der Deutschen Mitte geben. Dies aus drei Gründen: Erstens ist es mir wichtig, dass sich in Deutschland wieder eine politische Opposition etabliert, die diesen Namen auch verdient.

Zweitens, und dieser Punkt ist vielleicht noch entscheidender, lege ich größten Wert darauf, dass in diesen verfahrenen Zeiten endlich eine Geldsystemdiskussion in Gang kommt. Denn bei diesem Thema, und das dürfte sich bei den einigermaßen belesenen Zeitgenossen inzwischen herumgesprochen haben, führt ein „Weiter so“ schlicht und ergreifend in eine umfassende Katastrophe.

Die Deutsche Mitte hat zu diesem Themenkomplex einige gute Ideen, die in der breiten Öffentlichkeit zumindest diskutiert werden müssen, wenn sich auf diesem außerordentlich wichtigen Feld in den kommenden Jahren irgendetwas bewegen soll.

Welche Ideen damit gemeint sind, das lässt sich ganz kurz folgendermaßen umschreiben:

- Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken;

- Drastische Einschränkung von Derivaten, Leerverkäufen und Termingeschäften;

- aktive Förderung von ethisch ausgerichteten Finanzhäusern, Genossenschaftsbanken und Sparkassen;

- Geldmonopol der Banken beenden und Reduzierung des Bankengeschäfts auf die Kernaufgaben, nämlich Kreditvergabe und Aufbewahrung von Kundengeldern;

- Wettbewerb alternativer Währungen;

- gedecktes und an wahren Werten wie Gold oder Silber orientiertes Vollgeldsystem;

- Hochfrequenzhandel abschaffen.

Einige Ideen der Deutschen Mitte mögen aus heutiger Sicht vielleicht utopisch erscheinen, doch darum geht es gar nicht. Entscheidend ist vielmehr, dass auch und gerade über scheinbare Utopien diskutiert werden muss, wenn man erkannt hat, dass der bestehende Zustand geändert werden muss. Denn wie bemerkte schon Albert Einstein so treffend: "Es ist völliger Wahnsinn, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten".

Schließlich der letzte und wichtigste Punkt, warum ich die Deutsche Mitte wählen werde: Meiner persönlichen Ansicht nach führt überhaupt kein Weg daran vorbei, Politik ganz grundsätzlich an ethischen Normen auszurichten und zu fragen: Was ist gut für den Einzelnen, was ist gut für die Gemeinschaft und was ist gut für Natur und Umwelt?

Erkannt hat das in Deutschland offenbar nur die Deutsche Mitte: Getreu dem Motto "Politik geht anders" will die Partei ethisches Denken und Handeln im gesamten Politikbetrieb verankern.

Meine Stimme hat sie…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

39 Kommentare

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  • thecrimsonpirate
    thecrimsonpirate

    Lieber Herr Hoose,

    vielen Dank wieder für diesen sehr interessanten Beitrag.

    Ihr letzter Punkt der für die Deutsche Mitte spricht finde ich auch am wichtigsten:

    Was ist gut für den Einzelnen, was ist gut für die Gemeinschaft und was ist gut für Natur und Umwelt?

    Leider scheinen über 90% der Kommentatoren hier den wahren Sinn dieser Aussage nicht zu verstehen.

    Es ist wohl vermutlich doch noch erst ein Aufstieg in eine höhere Existensebene notwendig bis wir soweit sind ...

    https://www.kopp-verlag.de/Mysterien-des-Aufstiegs...

    12:03 Uhr, 29.08.2017
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Wer "muttiviert" wählt, unterstützt auch die EU. Zitat aus Guidants von heute Morgen:

    "EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos fordert EU-Staaten auf, deutlich mehr Menschen aus Afrika nach Europa umzusiedeln, wie das "Handelsblatt" berichtet. Die EU-Mitgliedsstaaten sollten dabei im kommenden Jahr so "ehrgeizig wie möglich" mit der Aufnahme sein, heißt es in einem Schreiben an die EU-Innenminister der dem "Handelsblatt" vorliegt".

    vor 9 Min (heute 07:31) via Guidants News"

    07:49 Uhr, 29.08.2017
  • amateur
    amateur

    Wer Mutti nicht wählen will, kann ja den roten Martin oder noch besser die dunkelrote Sahra nehmen. Dann schafft sich Deutschland noch schneller ab als ohnehin...

    21:12 Uhr, 28.08.2017
  • Stockhorn
    Stockhorn

    So, hier gehts weiter mit Hörstel! EX-BND Agent???? Nein, wirklich ein peinlicher Mensch:

    http://alles-schallundrauch.blogspot.ch/2017/08/ch...

    07:13 Uhr, 28.08.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    Ich finde es ja gut das gewisse Autoren Farbe bekennen, vor allem finde ich es gut wenn einer überhaupt wählt - eigentlich egal was!

    Was ich weniger gut finde ist wieder die Vermischung mit Themen die miteinander nichts zu tun haben.

    Dabei ist die Analyse DeuBa anscheinend auch schon wieder Alibi.

    Inhaltliches Problem sind hier die Kapitalerhöhungen (keine Erwähnung) damit kann man den kompletten Chart vergessen. Ist identisch wie ein unbereinigter chart nach einem split.

    Das trifft viele europäische Banken (zB Banco Santander) und nie eine Randbemerkung, der Bezug zum dt. Markt auch irgendwie albern (Anker-Aktionäre) und warum wird nie ein Vergleich mit der Dt.Börse als Finanzer gezogen?

    20:54 Uhr, 27.08.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Angela Merkel hat den Deutschen das Bankgeheimnis entwendet, die Staatsquote auf Höhen getrieben, die bislang noch niemals erreicht wurden und sie wird garantiert mit Feuereifer daran mitarbeiten, das Bargeld abzuschaffen. Flankiert von einem Finanzminister, der als Steigbügelhalter der kriminellen EZB-Politik nichts dagegen unternimmt, das man die Sparer um ihre Zinseinnahmen betrügt, nein, Schäuble leistet der EZB-Politik noch Vorschub, indem er sie gegen ungebetene Kritker in Schutz nimmt.

    Die Leidmedien unterstützen die unsäglich destruktive Merkelpolitik, indem sie wie gut dressierte Hofhunde gegen jeden anbellen, der es wagt Merkel und ihre Buben zu kritisieren. Silberjunge Thorsten Schulte durfte bereits am eigenen Leib erfahren, wie es ist, gegen das Regime anzustinken, er hat nach seinem vor wenigen Wochen veröffentlichten Buch Kontrollverlust, eine Vorladung er Polizei erhalten. Zum großen Frußt der demokratisch gewählten Volksvertreter gibt es jedoch das Internet und dasselbe heute noch so auf Linie zu trimmen, wie es ganz offensichtlich mit den Hofberichterstattern gelungen ist, scheint glücklicherweise nicht zu gelingen.

    https://schluesselkindblog.wordpress.com/2017/08/2...

    14:37 Uhr, 27.08.2017
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Focus heute um 16:33 Uhr: http://www.focus.de/politik/deutschland/bundestags...

    19:35 Uhr, 26.08.2017
    1 Antwort anzeigen
  • MtCao
    MtCao

    Klappt es jetzt?

    14:20 Uhr, 26.08.2017