Kommentar
09:59 Uhr, 24.08.2017

USA: Droht die Pleite binnen 12 Jahren?

Die USA sind eigentlich schon bankrott. Ganz formal wird es aber wohl erst 2029 soweit sein, wenn Trump davor nicht für eine Überraschung sorgt.

US-Schulden gehören zu den sichersten der Welt. Das liegt nicht nur am guten Rating durch die Ratingagenturen, sondern auch an der Wahrnehmung der Anleger. Die USA haben ihre Schulden bisher immer beglichen. Es gab bisher keinen Bankrott. Das unterscheidet die USA von vielen anderen Staaten – und immerhin, die Historie ist mehr als 200 Jahre lang.

Die USA haben nicht nur einen tadellosen Track Record, sie konnten mit Schulden auch einigermaßen gut umgehen. Seit 1790 gab es mehrere Perioden, in denen die Schulden rasant anstiegen, z.B. während des Zweiten Weltkriegs (Grafik 1). Die Schulden konnten bisher aber danach immer wieder reduziert werden.

Die Prognosen brechen mit der Historie. Das Congressional Budget Office geht bis 2050 von einem Anstieg der Verschuldung aus. Es dürfte 150 % der Wirtschaftsleistung erreichen. Es findet also nach dem Schuldenexzess, verursacht durch die Finanzkrise, kein Abbau der Schulden mehr statt.

Dass kein Schuldenabbau mehr stattfinden kann, liegt mehr oder minder auf der Hand. Die Einnahmen dürften stagnieren. Gemessen an der Wirtschaftsleistung liegen die Einnahmen derzeit bei 17,8 %. Bis 2050 könnten die Einnahmen auf knapp 20 % steigen. Dieser Anstieg ist aber nicht einmal ansatzweise ausreichend, um die Ausgaben abzudecken.

Die Ausgaben setzen sich aus drei Blöcken zusammen (Grafik 2). Die Masse der Ausgaben entfällt auf Leistungen, die der Staat per Gesetz nicht kürzen darf. Dazu gehören bestimmte Sozialleistungen, Renten und Militärausgaben. Gerade die Sozialleistungen werden überproportional stark steigen. Das liegt an der steigenden Lebenserwartung und trotz Aufschwungs an zunehmender Armut. Der Staat muss einspringen.

Der zweite Block, über den der Staat nicht frei entscheiden kann, besteht aus Zinszahlungen für die Schulden. Der Staat kann nicht einfach jegliche Zinszahlungen einstellen. Der Bankrott wäre formalisiert und niemand würde dem Staat mehr Geld leihen. Die trotzdem steigenden Ausgaben ließen sich nicht mehr finanzieren.

Zu guter Letzt gibt es einen Block, über den der Staat mehr oder weniger frei entscheiden kann. Diese variablen Ausgaben beinhalten aber auch einen Großteil des Militärbudgets. Es ist undenkbar, dass hier gekürzt wird. Dennoch kann man sich zumindest einreden, dass die Einnahmen die fixen Ausgaben bis zum Jahr 2029 decken. Danach ist das nicht mehr der Fall.

Bis 2029 hat der Staat durch Ausgabenkürzungen theoretisch die Möglichkeit, das Budget auszugleichen. Danach liegen die fixen Ausgaben über den Einnahmen. Es gibt ab diesem Zeitpunkt kein Zurück mehr. Ab 2029 – wenn sich bis dahin nichts ändert – sind die USA praktisch insolvent. Ab diesem Zeitpunkt ist klar, dass die USA ihre Schulden nie wieder werden zurückzahlen können.

Streng genommen ist der Staat dann bankrott. Er kann sich natürlich weiter finanzieren und immer mehr Schulden aufnehmen, doch eine Rückzahlung ist schlichtweg nicht mehr möglich. Wann der Zahlungsausfall stattfindet, kann nicht prognostiziert werden. Ab 2029 ist aber klar, dass der Zahlungsausfall kommen muss. Die Rechnung geht einfach nicht mehr auf.

Clemens Schmale

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8 Kommentare

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  • Otua
    Otua

    The United States can pay any debt it has because we can always print money to do that. So there is zero probability of default.

    Alan Greenspan

    17:02 Uhr, 24.08. 2017
  • 1 Antwort anzeigen
  • _ono_
    _ono_

    " (...) Zu guter Letzt gibt es einen Block, über den der Staat mehr oder weniger frei entscheiden kann. Diese variablen Ausgaben beinhalten aber auch einen Großteil des Militärbudgets. Es ist undenkbar, dass hier gekürzt wird. "

    Ich glaube der Autor hat die letzten 10 Jahre verschlafen. Was da nicht allerhand Undenkbares passiert ist...

    13:20 Uhr, 24.08. 2017
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    2029 klingt ja wenig dramatisch. Dabei bitte beachten: Sollten die Zinsen "überraschend" ansteigen, wird sich das Zeitfenster um ein paar Jahre nach vorne verschieben. Und weil die Zinsen auch ohne Zutun der US-Notenbank nach oben drehen können, sollte man eher früher als später mit einer Staatspleite in den USA rechnen.

    11:35 Uhr, 24.08. 2017
  • ts-trader
    ts-trader

    tchja wir werden sehen. in diesem bereich wollte ich eigentlich verfrüht in rente gehen, ich glaub ich such mir dann ein ruhiges plätzchen...

    11:13 Uhr, 24.08. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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