Crasht Erdogan die Weltbörsen?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Das Thema der vergangenen Tage beherrscht auch in dieser Woche die Schlagzeilen an den Finanzmärkten: Ungeachtet der salbungsvollen Töne der türkischen Notenbank, die Lage in der Türkei mit „geeigneten Maßnahmen“ beruhigen zu wollen, setzte die türkische Lira am Montag ihre Abwärtsbewegung fort. Könnte daraus ein Flächenbrand werden, der auch die weltweiten Börsen in den Abgrund reißt?
Zum Wochenstart legen einige prominente Wortmeldungen genau diesen Schluss nahe:
Nach Ansicht des Chefredakteurs der Zeitschrift „Der Volkswirt“, Ronald Barazon, beginnt mit den Turbulenzen in der Türkei gerade die nächste weltweite Finanz- und Bankenkrise. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten zitieren den ORF-Moderator mit den Worten, die Türkei sei „nur der Anfang einer neuen globalen Bankenkrise“.
Die Milliarden-Verluste, die den westeuropäischen Banken als Folge der Türkei-Krise drohten, würden die Institute kaum ohne fremde Hilfe stemmen können.
Ähnlich sieht das der Chef des Münchner ifo-Instituts: Im Handelsblatt forderte Clemens Fuest am Montag schnelle Kapitalhilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die Türkei. Man müsse „sich massive Sorgen machen“, so Fuests düstere Warnung.
Der Ökonom kritisiert insbesondere die Allüren des türkischen Regierungschefs Erdogan, der die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank in der Vergangenheit mit seiner Weigerung, Zinsanhebungen zuzustimmen, mehrfach untergraben hatte. Damit sei das Vertrauen der Investoren nachhaltig zerstört worden. Und zerstörtes Vertrauen lasse sich nicht mit einem Handstreich wiederherstellen.
Dies zeigt sich aktuell auch im Verlauf der türkischen Währung: Die Fluchtbewegung, die hier in den vergangenen Wochen eingesetzt hat, dürfte so ohne weiteres nicht zu stoppen sein.
Auf die Frage, ob die türkische Wirtschaft Zinsanhebungen zur Bekämpfung von Währungsabwertung und Inflation jetzt überhaupt noch verkraften können, sagt Fuest:
„Genau das ist das Dilemma. Es handelt sich um eine klassische Stabilisierungskrise. Es ist nicht möglich, die Währung zu stabilisieren, ohne die Zinsen massiv zu erhöhen. Massive Zinserhöhungen werden aber dazu führen, dass die türkische Wirtschaft in eine Rezession gerät“.
Fatal ist in diesem Zusammenhang die Beobachtung, dass türkische Regierungsstellen zu Wochenbeginn offenbar davor gewarnt hatten, die türkische Wirtschaft schlecht zu reden. Wer dies dennoch tue, der mache sich „strafbar“.
Mit solchen Tiraden erreicht die Regierung natürlich das glatte Gegenteil dessen, was eigentlich vonnöten wäre: Derart martialische Töne werden in der aktuellen Lage noch mehr Investoren verschrecken, was Kapitalflucht und Währungsverfall weiter beschleunigen dürfte.
An den Börsen ist die Türkei-Krise bislang denoch mehr oder weniger spurlos vorübergegangen. Der DAX ist zwar leicht geschwächt in die neue Woche gestartet, bislang halten sich die Verluste jedoch in Grenzen.
Doch das könnte sich schnell ändern:
Unterm Strich erinnert die Lage in einigen Aspekten an den Ausbruch der Asien-Krise vor gut 20 Jahren: Vermeintlich harmlose Währungsturbulenzen in Thailand breiteten sich seinerzeit zügig in den aufstrebenden Märkten aus - und mündeten im Herbst 1997 in ausgeprägte Crashbewegungen an den weltweiten Kapitalmärkten. In Summe zog sich die Krise damals übrigens über gut zwei Jahre in die Länge.
Voreilige Trader seien daher gewarnt: Wer heute schon auf ein Ende der Türkei-Krise spekuliert, der könnte das schon bald bitter bereuen, denn mit dem September und dem Oktober stehen die klassischen Problemmonate eines Börsenjahres jetzt unmittelbar vor der Tür.
In diesem Zusammenhang dürfte es auch kein Zufall sein, dass US-Präsident Trump in der vergangenen Woche mit seiner Ankündigung, Strafzölle auf türkische Aluminium- und Stahlimporte zu verdoppeln, weiteres Öl ins Feuer gegossen hat.
Denn kommt es in naher Zukunft zu einem größeren Abverkauf an den Börsen, der früher oder später ohnehin ansteht, dann kann man dem staunenden Publikum jetzt mit der renitenten türkischen Regierung und ihrem despotischen Vorsitzenden den passenden Sündenbock präsentieren…
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an ein Zitat des früheren US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, das da lautet:
„In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, dann kann man sicher sein, dass es auf diese Weise geplant war“.
Anmeldemöglichkeit (1): Das Drei-Monats-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs
Anmeldemöglichkeit (2): Das Jahres-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs
Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de
Endlich mal wieder eine lebhafte Diskussion nach den Schlafmützenbeiträgen der übrigen
Kommentatoren von GMT.
Und noch etwas Interessantes zum Thema EZB-Geldpolitik, das uns Börsianer interessieren dürfte:
"Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sieht EZB auf Kurs zu einer weniger lockeren Geldpolitik. "Nach den jüngsten Beschlüssen ist die geldpolitische Normalisierung absehbar," so Weidmann gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
heute 15:50 via Guidants News"
Zum Thema passt der folgende interessante Beitrag. Zitat:
Die Lage, in der sich nicht nur die Türkei, sondern der gesamte Emerging-Markets-Komplex nun befindet, hat viel damit zu tun, dass die Fed, EZB und andere wichtige Notenbanken die Zinsen für fast ein Jahrzehnt nahe der Nulllinie hielten. Das machte es für Länder wie die Türkei unglaublich billig, Geld zu leihen. Mit diesem kreditfinanzierten Wachstum konnte die türkische Wirtschaft stark expandieren. Im letzten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 7,4%. Das ist fast dreimal so stark wie das Wachstum der US-Wirtschaft. Doch Schulden zuliebe des Wirtschaftswachstums aufzunehmen funktioniert nur, wenn diese Schulden auch zurückbezahlt werden können.
Die Türkei machte - wie viele andere Schwellenländer auch - den Fehler, einen Großteil der Schulden auf Fremdwährungen aufzunehmen, etwa Dollar oder Euro. Das Problem: Verliert die die eigene Währung stark an Wert, wird es schwer bis unmöglich, diese Schulden zurückzuzahlen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass die Schulden der Türkei auf Fremdwährungen nun bereits 50% der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes überschreiten.
Somit besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die türkische Währungskrise in einer vollumfänglichen Schuldenkrise endet. Das bedeutet, dass das türkische Finanzsystem schon bald in eine verhängnisvolle Abwärtsspirale geraten könnte, aus der es keinen Ausweg gibt.
Im CompanyMaker-Update vom 24. Mai hieß es unter anderem: "… die weitaus größte Gefahr, die sich derzeit vor unseren Augen abspielt, ist der Stresstest des gesamten Emerging Markets Komplex, der nahezu über das gesamte vergangene Jahrzehnt unerbittlich von der globalen Jagd nach Rendite profitierte, verursacht durch die Zentralbank-Politik des billigen Geldes der entwickelten Länder. Kurz gesagt, ist die Befürchtung groß, dass sich der Carry Trade in unkontrollierter Art und Weise abwickelt und der Druck in Indonesien, Hong Kong, Argentinien, Brasilien und vor allem der Türkei zunimmt.
Natürlich könnte man argumentierten, "wen interessiert schon die Türkei?". Die wenigsten Marktteilnehmer können sich vorstellen, dass der Kollaps der türkischen Lira etwa Einfluss auf den US-Aktienmarkt zeigen könnte. Verschiedene Länder des EM-Komplex werden auf exogene Schocks mehr oder weniger verwundbar sein. Doch was sich historisch betrachtet in der Regel zeigt, ist, dass sobald der wackeligste Dominostein gekippt ist, die Babys mit dem Badewasser ausgeschüttet werden.
Das Chaos, das sich insbesondere in der Türkei abzeichnet, wird sich natürlich zuerst im breiteren EM-Komplex manifestieren, der nächste Schritt ist jedoch die Ansteckung der entwickelten Märkte“.
https://www.goldseiten.de/arti...
SPD-Nahles möchte die Türkei jetzt mit Steuergeldern retten.
https://www.epochtimes.de/poli...
Die Umfragewerte scheinen der SPD-Führung noch eindeutig zu hoch zu sein. Es ist durchaus bemerkenswert, mit welcher politischen Instinktlosigkeit die Partei ihren eigenen Untergang befeuert...
Pünktlich zur traditionellen Schwächeperiode der Börsen im Herbst wird die Lage in der Türkei weiter zugespitzt: "Rein zufällig" wird die Kreditwürdigkeit des Landes jetzt erneut herabgestuft.
https://www.welt.de/wirtschaft...
Im Übrigen kann man auch einmal an den folgenden Aspekt denken: Rückblickend wurde noch jeder Auslöser einer schweren Finanzmarktkrise im Vorfeld massiv unterschätzt. Das geht so seit der Südseeblase vor rund 300 Jahren...
Legendär ist in diesem Zusammenhang das Zitat des seinerzeit hochangesehenen Ökonomen Irving Fisher, der im Sommer 1929 behauptete, die Aktienkurse hätten ein "dauerhaft hohes Niveau erreicht". Wenige Wochen später startete mit dem Crash an der Wall Street die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre.
Soviel zum Thema "Expertenwissen"...
Die Türkei-Krise treibt seltsame Blüten, wie man dem unten verlinkten Artikel staunend entnehmen kann. Es soll ja Zeitgenossen geben, die den Showdown am Bosporus geringschätzig unter der Rubrik Peanuts ablegen. Wenn sie sich da mal nur nicht verschätzen. Die wieder stark steigende Rendite italienischer Anleihen wird über den Transmissionsriemen der in der Türkei engagierten Stiefel-Banken in die Höhe getrieben und man darf jede Wette eingehen, dass italienischen Politikern der Kamm schwillt, wenn sie die Entwicklung beobachten. Er schwillt ihnen so sehr, dass bereits ein Eingreifen der EZB eingefordert wurde, verbunden mit der Drohung dass ansonsten das Euro-Porzellan zu Bruch gehen könnte. Dabei hat „Wyatt Earp“ Trump den ohnehin durch den Dollar-Staubsauger FED angestossenen Prozess der Rückabwicklung langjähriger Carry Trades lediglich eskaliert, in allerbester Revolvermann-Manier und der King vom Bosporus ging ihm auf den Leim. Das Duell der Super-Egos wird vemutlich nicht gut ausgehen und man muß kein Hellseher sein um zu wissen, wer tot im Staub der Mainstreet liegt, wenn sich der Pulverdampf verzogen hat. Ob für Euroland dann allerdings Bussiness as usual angesagt ist oder wieder einmal die ultimative Euro-Rettung mittels der whatever it takes-Methode made by Super-Mario, wird sich weisen.
https://www.wallstreet-online.de/nachricht/10807996-handel-tuerkischer-lira-ausgesetzt
nun, vielleicht sieht man klarer, wenn man die Fakten kennt... Die Hedgefonds kennen die Prozesskette, wenn Emerging Markets ihre Zinsen nicht mehr bedienen können und daher ihr Tagelsilber verhöckern müssen. Nicht nur Venezuela, auch die Türkei war kürzlich gezwungen ( schätzungsweise) die Hälfte ihrer Goldreserven in den Markt zu schmeißen. Der Petrodollar wurde auch sukzessive die letzten Jahre durch Gold ersetzt. Und ganz zufällig trifft der Verfall nun Russland, Iran und viele Golfstaaten. Die Truppe um JPM, die mit über 1 Mrd Dollar auf den falllenden Goldpreis wettet, weiss genau was zu tun ist, wenn Dollararmut zum Verkauf des vermeintlich sicheren Hafens zwingt... Interessant wird allerdings sein, wer im Falle eines S-Squeeze vor die SEC zitiert wird um auszusagen, wie der Goldpreis unverhofft steigen konnte, sollte wieder ein Hedge-Fonds sich verzocken.
Aber keine Sorge, genau die gleiche US Bande wird allen Verkäufern das Edelmetall auch wieder zu höheren Pteisen anbieten, wenn die meisten Schieflagen ausgestanden sind.
Nachfolgend ein Vergleich mit der Lage in der Türkei mit Thailand vor Ausbruch der Asienkrise 1997:
https://seekingalpha.com/artic...
Herr Kühn gibt Alles um das Niveau zu halten. Vielen Dank
Hier wird Erdogan aber deutlich überschätzt. Die Türkei ist wirtschaftlich viel zu unbedeutend, als das sie irgendwen irgendwohin stürzen könnte. Der einzige, der hier in der Gefahr ist gestürzt zu werden, ist Erdogan selbst. Wenn er so weiter macht...